Meiner Ansicht nach kann man eine komplexe Frage niemals mit einer einfachen Antwort beantworten, außer man will dem Thema unrecht tun.
Meine Grundthese:
Ich denke Prostitution ist nicht per se schlecht, aber die Bedingungen für eine annehmbare Form der Prostitution sind sehr selten gegeben.
Ein Standardargument gegen Prostititution ist ja die Zwangsprostitution. Das ist jedoch ein Argument, dass ich nicht gelten lassen kann. Denn eine Idee zu diskreditieren, weil es Fehlentwicklungen gibt, ist nicht haltbar. Da müsste man auch Ideen wie "Demokratie" verwerfen, etwa weil sie weltweit als Alibi für Diktatoren herhalten muss. Oder wir müssten uns vom Konzept der "Arbeit" verabschieden, weil es Zwangsarbeit, Ausbeutug und SKlaverei gibt
Allerdings sollte die Zwangsprostitution eine Warnung sein. Eine Warnung, dass Prostitution wie jedes Konzept anfällig ist für Missbrauch. Es muss deutlich gesagt werden, welche Voraussetzungen für eine hinnehmbare Prostitution gegeben sein müssen.
Meiner Ansicht nach gibt es mindsteens eine notwendige Mindestbedingung:
Wahlfreiheit
Prositution darf niemals Zwang beinhalten.
• Zwang wird aber nicht nur duch Zuhälter oder Banden ausgeübt. Es gibt auch die finanzielle Not oder wirtschaftliche Alternativlosigkeit, die Menschen dazu treiben.
• Es kann auch die mangelnde Kenntnis von Alternativen sein
• oder ein Rechtssystem, was Frauen vor die Wahl stellt anzuschaffen oder beim Verlassen des Zuhälters eine Abschiebung zu riskieren.
• Auch die mangelnde Aufklärung über Folgen von Prostitution schränkt die Wahlfreiheit ein.
• Natürlich fällt darunter auch die Auswahl der Freier, die in den Händen der Anschaffenden liegen muss.
• Die Lokalität muss den Anschaffenden überdies die Möglichkeit geben die Kontrolle über die Situation zu behalten.
Letztlich bedeutet das für meine Vorstellung hinnehmbarer Prostitution, dass nur die sich prostituieren dürfen, die es nicht müssen.
Das heißt im Rückschluss, dass wahrscheinlich 98% der existierenden Prostitution nicht darunter fallen und bekämpft werden müssen.
Jemand jedoch, der im Joyclub ein Angebot macht um sich etwas hinzuzuverdienen, sich die Menschen selbst aussuchen kann und das Setting im Griff hat, würde ich es nicht verbieten wollen Sex, Zärtlichkeit, Dominanz oder was auch immer gegen Geld anzubieten.
Eine andere Diskussion wäre es jedoch, wenn es um die Frage geht, wie man das Schicksal der 98% verändern kann und ob man die 2% erträgliche Prositution dabei mit im Blick haben muss? So bin ich mir nicht sicher ob man die Millionen Bordellbesucher für die Problematik überzeugen kann, wenn die Branche ihre 2% Feigenblätter vor sich hertragen kann. Die Gefahr ist meiner Meinung nach groß, dass das zahlenmäßig unverhältnismäßig größere Leiden der Mehrheit hinter dem Glamour der Wenigen verschwindet.
Nachdenklich,
Brynjar