oh ja...
Wagner hat verflucht reizende Momente... wer kennt ihn nicht den kalten Schauer, den man immer wieder ausgesetzt ist, wenn man zum Beispiel im Parsifal erlebt, wie Parsifal von Gurnemanz im dritten Akt begrüßt wird... der Karfreitagszauber.
Oder die Todverkündung in der Walküre, Sigmund und Brünhilde, der Abschied Wotans von seiner Wunschmaid Brünhilde, sie verschließend im ewigen Schlaf. Wohl wissend, was sie bewegen wird, wieder wachend.
Ja, Musik ist der Spiegel der Seele und sie kann in einem Menschen, der sich ihr öffnet und sie liebt vieles bewegen. Die Stimmung beeinflussen, sowohl positiv, als auch negativ.
Was gäbe ich darum, singen zu können und meine Lieblingspartien selbst singen zu dürfen.... Oder wenigstens ein Instrument zu beherrschen... Ein Traum...
Wie dünkt mich doch die Aue heut so schön!
Wohl traf ich Wunderblumen an,
die bis zum Haupte süchtig mich umrankten;
doch sah ich nie so mild und zart
die Halme, Blüten und Blumen,
noch duftet' all so kindisch hold
und sprach so lieblich traut zu mir.
Gurnemanz:
Das ist... Karfreitagszauber, Herr!
Parsifal:
O wehe des höchsten Schmertzentags!
Da sollte, wähn' ich, was da blüht,
was atmet, lebt und wieder lebt,
nur trauern, ach! und weinen!
Gurnemanz:
Du siehst, das ist nicht so.
Des Sünders Reuetränen sind es,
die heut mit heil'gem Tau
beträufet Flur und Au';
der liess sie so gedeihen.
Nun freut sich alle Kreatur
auf des Erlösers holder Spur,
will ihr Gebet ihm weihen.
Ihn selbst am Kreuze kann sie nicht erschauen;
da blickt sie zum erlösten Menschen auf;
der fühlt sich frei von Sündenlast und Grauen,
durch Gottes Liebesopfer rein und heil.
Das merkt nun Halm und Blume auf den Auen,
dass heut des Menschen Fuss sie nicht zertritt,
doch wohl, wie Gott mit himmlischer Geduld
sich sein erbarmt' und für ihn litt,
der Mensch auch heut in frommer Huld
sie schont mit sanftem Schritt.
Das dankt dann alle Kreatur,
was all da blüht und bald erstirbt
da die entsündigte Nature
heut ihren Unschuldstag erwirbt.
Kundry hat langsam wieder das Haupt erhoben und blickt feuchten Auges, ernst und ruhig bittend, zu Parsifal.
Parsifal:
Ich sah sie welken, die inst mir lachten;
ob heut sie nach Erlösung schmachten?
Auch deine Träne ward zum Segenstaue;
du weinest! Sieh! Es lacht die Aue.
Er küsst sie sanft auf die Stirne. Glockengeläute aus weiter Ferne.
Gurnemanz:
Mittag.
Die Stund' ist da.
Gestatte, Herr, das dein Knecht dich geleite!
Wagner, Parsifal, Dritter Akt