Ein empfehlenswerter Katalog für kluge Stripperinnen
Dass ausgerechnet Lou Salome darauf kam, Kunst und Erotik ein ähnliches Entzücken zu konstatieren, verwundert nicht. “Beiden gemeinsam sei eine “leidenschaftliche Erregung”, die es mit sich bringe, dass ein ästhetisches Entzücken unmerklich in ein erotisches übergehe und die die erotische Sehnsucht ebenso unmerklich nach dem Ästhetischen greifen könne” wie im sehr schön gestalteten Katalog geschrieben steht.
Selbst erlebt habe ich diesen “Übergang” anlässlich einer Ausstellung der Werke Louise Bourgeois Ende der 80er Jahre in Frankfurt. Mein damaliger Gefährte und ich waren nach dem Besuch der Ausstellung dermaßen “erotisch entzückt”, dass wir es kaum zu ihm in die Wohnung schafften. Wobei Bourgeois Objekte nicht in jedem Fall auf den ersten Blick zwingend erotisch wirken, die Stimmung baut sich - wie im guten Liebesspiel – schrittweise auf. (Ohne damit etwas gegen Sex ohne lange Anlaufzeiten gesagt haben zu wollen ...)
Der Katalog also, mangels Besuchsmöglichkeit der Ausstellung. Eingeleitet mit einem sehr lesenswerten Essay von Konrad Paul Liessmann über Kunst und Erotik. Besonders sein Versuch, Erotik vom Obszönen und dieses wiederum vom Pornographischen abzugrenzen. Zumindest bei mir führte sein Text zum Nachdenken über mein eigenes Liebesspielverhalten – und welche Bereiche eigentlich durchaus noch ausgebaut werden könnten... Selten hat eine Lektüre mir komplexe Zusammenhänge meiner eigenen Liebeslebensführung so pointiert erhellt. Jede kluge Frau, die gut strippen will, sollte diesen Text zu lesen bekommen...
Die erotischen Werke selbst sind kombiniert mit einem erotischem Glossar, das Aphorismen, Gedichte oder Lexikalisches zu so schönen Begriffen wie Amour Fou, Obsession oder Versuchung anbietet.
Eine gute Idee, optisch sehr gelungen umgesetzt.
Eine lohnende Investition und ein schönes Geschenk.