Recht und Unrecht
Hier wurde so viel wichtiges gesagt, Richtiges und Richtiges... wobei manches in manchen Situationen einfach nicht wirklich Richtig ist. Und genau das, finde ich, ist dir Crux der ganzen 'Geschichte'.
Ich lebe SM seit ca. 20 Jahren und ich weiß um meine eigenen Unsicherheiten am Anfang. Technisch gesehen bin ich sicherlich heute viel weiter als noch am Anfang, aber die Unsicherheit bleibt. Bei jeder neuen Partnerin ist alles neu und anders. Jeder Mensch reagiert auf die gleiche Situation unterschiedlich.
Als ich mit Atemkontrolle anfing hatte ich das Glück einen erfahrenen Dom und seine Sub an meiner Seite zu haben. Da ich ihn schon lange kannte und sie schon einige Zeit, sie von meiner Neugier wußten, durfte ich mit ihr, unter Aufsicht von ihm, 'üben'. Das gibt Sicherheit, aber schließt Risiken nicht aus. Wichtig ist, dass man sich derer bewußt ist. Und das, denke ich, ist am Anfang einfach manchmal schwierig. Man glaubt alles unter Kontrolle zu haben und hat das ein oder andere einfach nicht bedacht... aus Unerfahrenheit und Unwissenheit.
Und natürlich gibt es Phantasien und Kopfkino. Diese lassen sich trefflich ins 'Spiel' mit einbauen. Wichtig ist, und das wurde ja vorher schon angeführt, dass es problem- und risikolos lebbare Phantasien gibt, einige, bei denen Vorsicht angesagt ist bzw. Vorbehalte bestehen und die ein oder andere, die einfach nur Phantasie bleibt. Aber selbst diese letzten kann ich verbal nutzen... wenn ich denn verstehe den Kopf meiner Sub zu meinem zu machen.
Ich habe sicherlich in den Jahren den ein oder anderen 'Fehler' gemacht, der aber zum Glück nie ernste Konsequenzen hatte. Warum? Haben wir - meine Sub/Partnerin und ich - zu wenig geredet? Ich denke nicht, aber wenn man 'Neuland' betritt, fehlt einfach die Erfahrung. Und wenn die Erfahrung fehlt, dann kann man sich im Vorfeld zwar Gedanken machen und versuchen alles zu erfassen, ABER u.U. übersieht man schlicht irgend eine 'Kleinigkeit', die, bei retrospektiver Betrachtung, hätte zur 'Katastrophe' führen können. Einfach und schlicht und ergreifend, weil die Erfahrung fehlt und man einfach nicht drauf gekommen ist.
Und ich glaube, das kennt jeder aus dem ganz normalen täglichen Leben auch abseits von SM. Irgendwas klappt nicht, man zerbricht sich den Kopf und kommt nicht auf die Lösung und dann kommt irgendwer vorbei und das 'Problem' existiert binnen 10 Sekunden nicht mehr. In diesen Situationen schlägt man sich lachen vor die Stirn und sagt/denkt 'da hätte ich auch selbst drauf kommen können'... ist man aber nicht. War man zu dämlich? Absolut nicht, es war einfach der Blick verstellt.
Natürlich sollte das im BDSM-Umfeld möglichst nicht passieren, da die Konsequenzen oft relativ heftig sein können. Dennoch kann es auch hier so sein. Es hilft nur reden davor und danach ... und manchmal jemanden fragen, der eventuell schon ein wenig mehr weiß. Aber, wie auch schon gesagt, heißt es nicht, dass eine ähnliche Situation zu einem anderen Zeitpunkt nicht völlig andere Ergebnisse 'produziert'.
Kann ich also jegliche Risiken ausschließen? Nein, ich denke nicht. Das Einzige, was ich als Dom machen kann ist, dass ich versuche alle Eventualitäten zu bedenken und die Kontrolle zu behalten.
Besides, abgesehen davon, dass mir persönlich ein tatsächliches Verlassen des Raumes mit meiner fixierten Sub nichts bringt... anders, als sie per Cam oder still in der Ecke sitzend zu beobachten, finde ich es auch eher schwer verantwortbar, jemanden fixiert und unfähig sich bemerkbar zu machen oder zu befreien, unbeobachtet längere Zeit alleine zu lassen. Aber das ist meine persönliche Meinung und fernab jeder allein seelig machenden Wahrheit