Unfassbar,
mich schockiert es, wie viele Menschen noch immer ständig zitternd vor Angst nach ihrem Gewicht schielen...
Ich arbeite in einem Bereich, in dem dieses Thema leider TÄGLICH zur Sprache kommt und kaum etwas anderes öfter debattiert wird.
Dort (ich hab beruflich mit Sport zu tun) empfinde ich es oft als einen Lauf gegen Windmühlenflügel - ständig und immer wieder tut man nix anderes, als den Leuten das auszureden, was sie letztlich kaputt machen würde...
Dieser Irrglaube, dass allein und ausschließlich das auf der Waage angezeigte Gewicht aussagekräftig genug ist für Urteile über Gesundheit, Attraktivität, "Normal-Werte", sitzt in den Köpfen der Leute und ist kaum oder nur schwer rauszukriegen.
Ein paar Beispiele?
Da kommt so ein (sorry...) "45-Kilo-Bunny", normale Körpergröße, sehr schlank, kleiner niedlicher Hintern, Körbchengröße mindestens C, Spitzenfigur. Das Mädel glaubt, es muss UNBEDINGT seine 45 Kilos halten, weil es sonst "zu dick" wird. Aha... BMI errechnen? Klemm ich mir. Da würde vermutlich bei ihrer Körpergröße was von untergewichtig stehen. Zumal ich vom BMI nix halte, weil er einfach (wie hier schon mehrfach gesagt) nicht berücksichtigt, ob die Masse aus Fett oder aus Muskeln besteht. Machen wir doch mit dem Mädel mal eine Fettmessung... Oha! (Werte sag ich keine, um hier niemanden in nen neuen Wahn zu treiben...) Ups... Für ihr jugendliches Alter hat die Hübsche definitiv zu viel... Da is sie also superschlank, aber das Wenige, WAS sie am Körper hat, ist Fett. Und zwar zu viel... Davon, dass sie mit der fehlenden Muskulatur am Körper (wo sollte die auch sein, wenn man doch überall (Arme, Schenkel,...) mit einer oder eineinhalb Händen locker drumrumgreifen kann???) schon jetzt ein kleines Haltungsproblem hat und langfristig mit noch größeren Schäden am Skelett-Apparat zu rechnen hat, wollen wir mal nicht reden. Schlank ist schön, wer braucht da Haltemuskulatur? Ach ja, ihr 18 Monate altes Kleinkind kann sie schon kaum noch längere Zeit tragen. Gibt Rückenschmerzen...
Anderes Beispiel: Wieder ein junges Mädel. Gleiches Alter. Gleiche Größe. Figur ebenfalls schlank. Aber... irgendwie wesentlich "fester", um die Schultern rum viel breiter, der Po rund und fest, J-Lo-like, Körbchengröße irgendwo zwischen viel A und wenig B. Neben dem Mädel von grad wirkt sie irgendwie kräftiger. Das 45-Kilo-Mädel wird zur zarten Elfe neben dem muskulösen Hüpfer hier. Nun sei gesagt, dass das trainierte Mädel 65 Kilo wiegt - 20 Kilos Unterschied zwischen zwei gleich großen, gleich alten, jeweils schlanken Mädels mit guter Figur...
Gleiches Spiel: BMI-Messung? Hm... Da käme, grob überschlagen, raus, dass das Mädchen übergewichtig ist. Sowas... Sieht doch aber gar nicht so aus?!
Fettmessung machen, vielleicht bestätigt sich das da... - Ups, Idealwerte! Oh, und darüber hinaus fühlt sich das Mädel auch noch spitzenmäßig: keine Rückenschmerzen, optimale Haltung, Aufgaben im Alltag (auch schweres Heben etc) - keine Probleme, Kraft ist genug da. Perfekt...
So, und nun frage ich Euch: Dieses traditionell von der Gesellschaft verbreitete Denken, dass "weniger wiegen" gleichbedeutend ist mit "gesünder sein, attraktiver sein, schlanker sein" - ist das noch haltbar?
Ich finde nicht.
Dass hier einige sagen, sie "arbeiten" mit gesunder Ernährung (Diäten?) und Sport daran, hier und da ein Kilo zu verlieren - sorry, da kann ich nur den Kopf schütteln. Ja, wer WIRKLICH und auch sichtbar viel, viel Übergewicht hat, Fettmassen mit sich rumschleppt, in seinen Bewegungen bereits eingeschränkt ist - DER wird vermutlich erstmal Kilos verlieren müssen. Weil ein ÜBERgewicht für den Bewegungsapparat schädlich ist, zu Verschleiß und Fehlbelastungen führt. Aber wer vom äußeren Anschein her schlank ist, "gesunde" (ah... dieses Wort ist mit Vorsicht zu genießen!) Proportionen aufweist,... - DER kann dieses "mit Sport will ich Kilos verlieren" getrost vergessen.
Wie oft hab ich bei der Arbeit entsetzte Menschen vor mir, die seit einiger Zeit Sport machen, sich sichtbar verändert haben (geschmolzene Fettpölsterchen, schönere Proportionen, aufrechtere Haltung), die von ihren Alltagsproblemen befreit wurden (Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen,...), die nun aber Zeter und Mordio schreien, weil die Waage nach Wochen harter Trainingsarbeit nun nicht WENIGER, sondern tatsächlich 2 oder 3 Kilos MEHR anzeigt?! Weil sie halt hier und da statt Fettröllchen ein paar hübsche Muskeln verstärkt haben, die die Haut straffen, den Po runder und fester erscheinen lassen, den Rundrücken aufrichten oder den Schwabbel-Oberarm gefestigt haben?
Diesen Menschen muss man dann mühsam klar machen, dass eben diese Zahl auf der dämlichen Waage nix, aber auch gar nix aussagt in diesem Fall.
Ich würde am liebsten alle Waagen vernichten.
So, viel Text, verzeiht mir. Aber das musste raus.
Prizi