@mutabor65
Ja, ich denke, du könntest noch persönlicher werden, aber ich weiß sehr wohl, daß Du das nicht wollen wirst, und das ist dein gutes Recht.
Was du hier schreibst erscheint mir als allgemeine Betrachtungen, als ins Allgemeine übertragene Beobachtungen Deiner Umwelt, den JC natürlich eingeschlossen, und Deinerselbst.
Und keine Frage: Du beobachtest gut, wenngleich mir die Perspektive einseitig erscheint.
Der Mensch als solcher ist schlecht - so klingt es - und auch die Fähigkeit, zu lernen, sich womöglich weiter zu entwickeln, erscheint mir in Abrede gestellt.
Und deshalb möchte ich Dich denn doch noch einmal persönlich fragen:
wie lange liebt man den einen menschen?
solange es einem gut dabei geht!
geht es einen nicht mehr gut dabei, kühlt diese liebe ab, in vielen fällen stirbt sie sogar.
das wesentliche dabei ist aber nicht die liebe, sondern das wohlgefühl!!!!!!!!!!!
Entspricht das Deiner persönlichen Erfahrenswelt?
Immer schon und für alle Zeiten, die da noch kommen mögen?
Ich kann das nicht glauben!
Nicht als die Frau an meiner Seite über viele Jahre gemeinsamer Krisen immer noch liebender, wie ebenso immer noch geliebter Mann,
nicht als Kind meiner Eltern,
nicht als Vater meiner Kinder.
Sicherlich bin ich Mensch, und mache Fehler, schlimme Fehler vielleicht sogar.
Umso dankbarer bin ich deshalb um die Liebe, die mir dennoch zuteil wird,
umso dankbarer auch für die Liebe, die ich trotz meiner Fehler und Verfehlungen zu empfinden vermag, zu geben vermag.
Meiner Frau, meinen Kindern, meinen Eltern, Brüdern, Freunden ...
Diese Liebe ist nicht perfekt.
Sie ist manchmal klein und schwach, und manchmal beinahe am ersterben.
Sicher, auch das.
Aber ohne den Glauben an die Liebe ist alles nichts!
Ohne die Liebe ist alles nichts, schrieb Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther.
Ich bin nicht besonders religiös, meine Frau auch nicht.
Dennoch haben wir vor 17 Jahren kirchlich geheiratet, und eben dieser Text aus dem 1. Korinnterbrief war der Teil unserer Trauung, den wir bewußt für diesen Anlaß ausgesucht hatten und auf dessen Kernaussage ich letztlich immer wieder zurückkomme, aller eigenen Fehlbarkeit zum Trotz:
1. Kor. 13, 1-10:
Ohne Liebe bin ich nichts. Selbst wenn ich in allen Sprachen der Welt, ja mit Engelszungen reden könnte, aber ich hätte keine Liebe, so wären alle meine Worte hohl und leer, ohne jeden Klang, wie dröhnendes Eisen oder ein dumpfer Paukenschlag. Könnte ich aus göttlicher Eingebung reden, wüßte alle Geheimnisse Gottes, könnte seine Gedanken erkennen und hätte einen Glauben, der Berge versetzt, aber mir würde die Liebe fehlen, so wäre das alles nichts. Selbst wenn ich all meinen Besitz an die Armen verschenken und für meinen Glauben das Leben opfern würde, hätte aber keine Liebe, dann wäre alles umsonst. Liebe ist geduldig und freundlich. Sie kennt keinen Neid, keine Selbstsucht, sie prahlt nicht und ist nicht überheblich. Liebe ist weder verletzend noch auf sich selbst bedacht, weder reizbar noch nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Diese Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles und hält allem stand. Einmal werden keine Propheten mehr zu uns sprechen, das Beten in anderen Sprachen wird aufhören, die Erkenntnis der Absichten Gottes mit uns wird nicht mehr nötig sein. Nur eins wird bleiben: die Liebe. Denn unsere Erkenntnis ist bruchstückhaft, ebenso wie unser prophetisches Reden. Wenn aber das Vollkommene - Gottes Reich - da ist, wird alles Vorläufige vergangen sein.
Nein, mein Leben ist nicht nur schön, und auch meine Beziehung ist es nicht.
Auch haben wir gelernt, daß wir diejenigen, die wir lieben, zugleich auch hassen können.
Eine Ambivalenz, die es auszuhalten gilt, wenn ich liebe.
Lüge ich mir in die Tasche, wenn ich sage:
Trotz alledem ist mein Leben (auch) schön?
Weil ich die Fähigkeit habe, zu lieben?
Auch mich selbst zu lieben?
Ist das eine Lüge, mutabor?