Warum gibt´s hier eigentlich keine...
Hijras...?!
Jetzt mal im Ernst: Ich sehe eine sehr wichtige Komponente darin, dass unsere Gesellschaft (immer noch) recht klare Vorstellungen zu haben scheint, was einen Mann bzw. eine Frau ausmacht.
Okay, es ist nicht mehr so krass wie in den 50ern, aber dennoch.
Und genau diese Unterscheidung beinhaltet, dass jeder von uns sich in gewisser Weise "entscheiden" muss: Bin ich Mädchen /Junge / Mann / Frau.
Und auch das "Gefühl", im "falschen" Körper festzustecken, ist ja erst mal eine Entscheidung. So nach dem Motto: Okay, körperlich bin ich ein Mann, aber "eigentlich" ja mehr eine Frau...
Ich frage mich manchmal, ob man diesen Satz nicht ersetzen könnte durch "Ich denke / fühle mehr so, wie die Gesellschaft es eher bei einer Frau / einem Mann akzeptiert."
Und ob ein Auflösen dieser starren Grenzen es nicht allen erheblich einfacher machen würde.
Mich beschleicht auch manchmal beim Thema Geschlechtsumwandlung der Gedanke, dass auch dies im Grunde eine Art "Anpassung" darstellt. So nach dem Motto: Wenn ich schon wie eine Frau fühle, dann muss ich auch eine sein...
Wenn die Schubladen da ein bisschen aufgebrochen wären, und man das einander nicht nur als "Mann" oder "Frau" wahrnimmt, sondern erst mal als "Mensch", würde das, glaube ich, einiges einfacher machen.
Versteht mich nicht falsch, wer sein Geschlecht per OP anpassen MÖCHTE, der soll das tun.
Und stelle bloß die Frage in den Raum, ob das wirklich immer der klare Wunsch des Betroffenen ist, sondern ein gewisser Weise auch aufoktriniert wird. So nach dem Motto: Wenn ich erst mal eine "echte" Frau bin, dann wird es für mich irgendwie besser, weil leichter...
Ich höre in der Szene immer wieder den Begriff Bio-Mann / Bio-Frau.
Und allein das zeigt für mich eigentlich, dass sich auch erfolgreich Umoperierte da irgendwo doch noch Unterscheidungen vornehmen. Denn sehen wir den Tatsachen ins Auge: Absolut biologisch identisch mit der gefühlten Identität wird es nie werden, spätestens beim Kinderkriegen (bzw. empfangen und austragen) ist Ende der Fahnenstange.
Nochmals: Versteht mich nicht falsch, ich stelle weder die Gefühle der Transsexuellen infrage, noch bin ich eine Gegnerin der Abpassung per OP.
Ich frage mich nur, ob das zwingend nötig ist, oder ob die Gesellschaft nicht einen entscheidenden Schritt auf die Individualität des Einzelnen zu machen könnte. Wenn Klein-Johannes beim Friseur weint, weil die schönen Haare abgeschnitten werden, die er doch eigentlich gern so lang wie Mama hätte, ja, mein Gott, dann sollen sie doch wachsen. Und wenn ihm rosa Gummistiefel nun mal besser gefallen als blaue, dann soll er rosa tragen.
ABER wenn er trotzdem Fußball spielen will, dann sollte man ihm kein Ballett aufzwingen.
Ich hoffe, wir kommen irgendwann an den Punkt, wo die Grenzen wirklich verschwimmen.
Was jetzt nicht heißt, dass wir alle zu androgynen Metro-Bisexuellen mutieren müssen.
Aber dass über niemanden mehr die Stirn gerunzelt wird, wenn er genau das MÖCHTE.
Einigermaßen verständlich, was ich meine...?