länger ging's net... :-)
Ich wende NFP seit ca. einem Jahr an, nachdem ich aufgrund von Depressionen die Pille abgesetzt habe und meine Schwester mich auf diese Methode aufmerksam gemacht hat (sie wendet sie seit 1 1/2 Jahren an und ist noch sicherer in der Methode als ich). Ich habe diese Methode mittels des Buches Natürlich und Sicher (Trias-Verlag) erlernt und zur Sicherheit noch einen Kurs besucht.
Meine Meinung:
Die Temperaturmethode alleine ist tatsächlich unsicher - ebenso wie isoliertes Beobachten von Fruchtarkeitssymptomen. Dies ist zwar "nachgeäfftes" Lehrbuch-(d.h. Natürlich und Sicher-)wissen - nachdem man die Methode jedoch ein paar Monate angewendet hat, ist die Richtigkeit einleuchtend.
Natürliche Verhütung im Sinne der natürlichen Familienplanung (NFP), wie sie von einer deutschen Forschungsgruppe in den letzten 20 Jahren entwickelt wurde und im zitierten Buch nachzulesen ist, ist aber sicher!!!!!!!!!
Ich schließe mich da umfassend der Meinung von "jens90_99" an, deren Beiträge meiner Meinung nach von allen Zweiflern nicht häufig genug noch einmal genauestens durchgelesen werden sollten (ich bin dogmatisch, ich weiß... bin leider so und kann nicht anders...)
Ich muss insofern allen Zweiflern recht geben, als dass man mit dieser Methode sicherlich
hervorragend schwanger werden kann.
Dies liegt aber daran, dass man (sofern man die Methode gelernt hat und gewissenhaft anwendet) immer
genauestens weiß, wann Frau fruchtbar ist. Und schwanger wird Frau nunmal nur an den fruchtbaren Tagen. Punkt. Jeder der dies anders sieht, hat meiner Meinung nach die Methode nicht verstanden.
Die NFP-Methode ist sicher, zumindest mindestens so sicher wie die Pille.
Das eigentliche Problem:
Unsicher ist jedoch der Faktor "Umgang mit der Methode" - und das ist von Frau zu Frau, von Paar zu Paar verschieden und kann an "Fahrlässigkeit" grenzen.
Wenn Frau genau weiß, dass sie gerade hochfruchtbar ist und mit ihrem Partner
ungeschützt schläft - dann kann sie
natürlich!!!! mit hoher Wahrscheinlichkeit schwanger werden, so einfach ist das.
Wenn sie genau weiß, dass ihr Eisprung innerhalb der nächsten 3-4 Tage zu erwarten ist, ihr Schleim von einer fruchtbaren Qualität ist, dass es für die Spermien besser nicht sein könnte (diese halten locker 4, 5(, 6?) Tage durch!!!) - dann geht sie
natürlich ein großes Risko ein schwanger zu werden.
Wenn Frau nicht regelmäßig Temperatur mißt und ihre Fruchtbarkeitssymptome beobachtet - aber so handelt, als wenn sie es wüßte, dann ist es natürlich so unsicher, als würde sie die Methode nicht anwenden.
Aber was ist an der Methode unsicher, wenn sie all dies weiß und es nur nicht beachtet???
Wenn Frau in der Methode nicht ausreichend geschult ist, kann sie natürlich schnell einen Fehler machen und schwanger werden.
Auch hier liegt der Fehler nicht an der Methode selbst und ist durch bessere Schulung minimierbar.
Ich behaupte nicht, dass die Methode für jedes Paar etwas ist. Mit Pille ist es sicher einfacher jederzeit ungeschützten Geschlechtsverkehr haben zu können, ohne sich näher mit der Verhütungsfrage befassen zu müssen. Gerade für Männer bedeutet es eine große Veränderung.
Notwendigkeiten:
Verhütet ein Paar mittels NFP (Temperaturmessung kombiniert entweder mit Beobachtung des Zervixschleimes oder der Gebärmutterhalsveränderung), dann gehört eine gewisse Kommunikationsbereitschaft zwischen den Partnern sicherlich dazu: Es ist sehr hilfreich, wenn auch der Mann sich für den Zyklus der Frau interessiert. Z.B.,damit von vornherein mit den richtigen Erwartungen an den Sex herangegangen wird und nicht mittendrin eine Diskussion entfacht wird, ab ein Kondom denn nun nötig sei oder nicht.
Diese Kommunikationsnotwendigkeit sollte doch aber als
positiv bewertet werden - bei vielen (nicht allen!!!!) "Pillenpaaren" ist sie ja nicht vorhanden. Schade, denke ich.
jens90_99 haben ja schon erwähnt, dass seitens der Frau eine gewisse Disziplin verlangt wird, sich täglich 10 min. mit seinem Körper zu beschäftigen - diese Routine kann ins Blut übergehen, wie das tägliche Zähneputzen. Wie wenn Frau Tagebuch führt, müssen dabei täglich die Beobachtungen aufgeschrieben werden - dazu gibt es Vordrucke, die einem diesen Vorgang sehr erleichtern. Dauert 2 Minuten am Tag.
sicheres Erlernen der Methode:
Das Buch Natürlich und Sicher (Trias-Verlag) ist wirklich sehr zu empfehlen, eigentlich sollte jede Frau nach dessen Lektüre in der Lage sein, NFP anzuwenden.
Eigentlich. Meiner Erfahrung nach ist es jedoch sehr empfehlenswert einen speziellen, vom Malteser-Dienst angebotenen Kurs zu belegen, in welchem man von erfahrenen Frauen über den Zeitraum eines Jahres die Methode von der Pike auf begebracht bekommt (insgesamt 6 Termine mit Tee und Kuchen
). Offene Fragen können diskutiert und falsch Verstandenes korrigiert werden.
längere Lernphase notwendig!
Im ersten halben Jahr macht man noch häufiger Fehler - eine erhöhte Vorsicht ist geboten - doch dann kennt sich Frau (und Mann?!) immer besser mit den Vorgängen ihres Körpers aus und kann ihre Fruchtbarkeit einschätzen.
Warum all den Aufwand? - Vorteile (Auswahl):
Frau muss keine Hormone mehr schlucken. Risiken und Nebenwirkungen (Depressionen, Migräne, Lustlosigkeit,...) fallen weg. In der heutigen Gesellschaft, in der jedes Kind von den Vorteilen der Pille hört bevor es überhaupt lesen kann, mag dies vielleicht übertrieben, falsch oder sonstwas klingen ... Ich kenne aber mitlerweile genügend Frauen, die lange Zeit unter Nebenwirkungen gelitten haben, ohne je auf die Pille als mögliche Ursache hingewiesen worden zu sein.
Frau lernt ihren Körper viel besser kennen (man glaubt nicht,
wie viele natürliche Vorgänge von der Pille unterdrückt werden..., siehe unten).
Wenn auch die "Hauptlast" bei der Frau liegt, erzwingt NFP nahezu einen größeren Einbezug des Mannes bei der Verhütung (-->Kommunikation).
NFP in seiner Reinform (d.h. ohne die Zuhilfenahme von Kondomen etc.) kostet im Jahr genau ein Thermometer (15 Euro).
Wird die Pille
einmal vergessen, ist die Frau ein paar Tage krank (Durchfall, Erbrechen, Antibiotika...) muss für eine optimale Sicherheit den ganzen restlichen Monat zusätzlich verhütet werden. Wird bei NFP einen Tag nicht sauber ausgewertet oder kommt eine Krankheit dazwischen, so kann dies u.U. gar keine Auswirkungen haben, schlechtestenfalls können 1-3 Tage der unfruchtbaren Zeit dem Paar verloren gehen - aber nicht die gesamte Zeit (Regelwerk beachten!).
Wenn eine Frau ihren Körper so gut kennt, ist eine spätere Schwangerschaft viel leichter zu erreichen. Möglicherweise hat die Frau einen sehr unregelmäßigen Zyklus, der eine Schwangerschaft erschwert oder gar unmöglich macht. Dies kann unterschiedliche Gründe haben, welche bei Kenntnis u. U. recht einfach behoben werden können.
Viele Paare mit Kinderwunsch aber ohne Zykluskenntnis schlafen schlichtweg an den falschen Tagen miteinander, das würde einer NFP-Anwenderin
niemals passieren.
...
Wusstet ihr...? - Oder: Was mir am meisten zu Denken gegeben hat
Nimmt ein Teenager die Pille, noch bevor sich ihr Zyklus eingependelt hat (dauert meist mehrere Zyklen, vielleicht ein Jahr), so setzt der Zyklus nach Absetzen der Pille
genau in diesem Stadium wieder ein, in welchem mit der Pilleneinnahme begonnen wurde. D.h. die Frau kann 35 sein, der Zyklus ist aber so unreif (d.h. unregelmäßig) wie mit 15 (zögert aber meines Wissens nicht die Wechseljahre hinaus). Dies ist ein häufiger Grund, weshalb eine Frau nach Absetzen der Pille erstmal eine Weile braucht, um Schwanger zu werden...
Der Zyklus einer jeden Frau ist individuell und kann von Monat zu Monat etwas abweichen. Bei manchen Frauen sehr stark, bei anderen weniger stark:
- Der Eisprung findet
nicht jedesmal am gleichen Zyklustag statt...
- Die Dauer der Phase vor dem Eisprung ist sehr variabel, die danach weitaus konstanter.
- Jeder Zyklustag fühlt sich (hormongesteuert) ganz anders an... mit der Pille ist jeder Tag gleich (man nimmt ja meist auch die gleiche Hormonmenge).
- Während des weiblichen Zyklusses erfolgen regelrecht wundersame Dinge im Körper, die perfekt aufeinander abgestimmt sind: Die Eileiter verändern oft beträchtlich ihre Position und legen sich just zum Zeitpunkt des Eisprungs an die Eierstöcke an, um die springenden Eier in Empfang zu nehmen, das Ei wird anschließend auf seiner Wanderung durch die Eileiter gehätschelt und gepflegt, dass es im besten Zustand im Eileiter befruchtet werden kann, der Weg der Spermien wird auf nahezu wundersame Weise geebnet, die Spermien im Zervixschleim ernährt und am Leben erhalten, damit sie bis zum Ei durchhalten, die Gebärmutterschleimhaut ist just zu rechten Zeitpunkt fertig aufgebaut, damit das befruchtete Ei alles bekommen kann, was es zur weiteren Entwicklung braucht -
viele dieser Vorgänge kann eine NFP-Anwenderin an den beobachteten Symptomen nachvollziehen. Nie den genauen Zeitpunkt, aber zumindest den Ablauf.
- Durch die Pilleneinnahme wird dem weiblichen Körper Schwangerschaft vorgegaukelt, damit der Eisprung nicht stattfindet. Es können aber trotzdem noch Eisprünge stattfinden. Damit eine Befruchtung des Eis vermieden (nicht verhindert) wird, wird die Zervixschleimbeschaffenheit hormonell auf einem Level eingepegelt, welches sehr spermienfeindlich ist. D.h. die Spermien sollten möglichst nicht zum Ei vordringen können. Doch auch dies kann noch nicht vollständig vermieden werden, trotz Pille. Deshalb verhindern Pillen mittels ihrer Hormonzusammensetzung die Eitransportgeschwindigkeit im Eileiter und/oder den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. D.h. ein befruchtetes! Ei wird daran gehindert, sich einzunisten. Ganz schön viele Eingriffe auf einmal......
Abschließendes Statement:
ich bin keinesfalls gegen die Pille. Ich bin nur dagegen, dass Frauen keine Alternativen aufgezeigt bekommen und für dumm verkauft werden, so dass sie nicht wirklich vor die Wahl gestellt werden, welches Verhütungsmittel für sie das richtige ist.
Alles, was ich oben ausgeführt habe, habe ich (als Biologin!!!
) erst im Zuge der Beschäftigung mit NFP gelernt (Kurs!).... Und so ging es allen NFP-Anwenderinnen, die ich kenne oder von denen ich weiß .
Ich sag mal provokativ:
"Einfach, spontan aber fremdbestimmt" durch die Pille oder
"Aufwändiger und verantwortungsvoller aber selbstbestimmt und natürlich"
durch NFP.
Es gibt viele Lebenssituationen, da würde ich eher zur Pille raten (..... - oder zum ändern der Lebenssituation?).
Egal, das war viel zu lang... sorry...
Bine