Versaute Subkultur - in der Gesellschaft angekommen?

bis auf das inflationäre...


ein schöner Beitrag

In früheren Themen hatte ich schon mal aufgezeigt, dass es anders sein könnte, wenn der politische Wille die wissenschaftlichen Bemühungen unterstützt hätte, wenn man sich statt auf Aufklärungsbemühungen der Eltern, die immer wieder nur tradierte Haltungen weitergeben im Verein mit Dr.Sommer und Co. auf das Schaffen einer ganzheitlichen durchgehenden in die Gesamterziehung integrierten Sexualerziehung hätte einigen können. Vor etwas mehr als 40 Jahren haben wir damit begonnen. Jetzt, fast 2 Generationen später, könnte das Früchte tragen, wenn....ja wenn man nicht alles darangesetzt hätte, das zu verhindern.

es steht doch jedem frei, sich zu anonymisieren.
bilder kann man auch auf "verschlossen" oder "privat" stellen.

Das sind wahrscheinlich die Mitglieder,bei denen der Rest bekannter ist,als das Gesicht

@*****lnd

Sorry, aber ich kann dir nicht so ganz folgen.

Willst du zum Ausdruck bringen, dass es politische Gründe dafür gibt, wie sich die Situation heute darstellt oder was?

LG Petra

so ist es. Sicher haben auch andere Gründe eine Rolle gespielt. Zu nennen wäre der Reibach mit der Ware Sex, der plötzlich ab den Endsechzigern zu erzielen war. Da AIDS noch nicht bekannt war, gab es plötzlich eine Sexeuphorie. Gleichzeitig gab es nur Pillen mit viel zu hoher Dosierung, die bei vielen Frauen die Lust töteten und sie in der sexuellen Freiheit einen Feind sehen ließen....

Es ist nicht möglich, das hier alles aufzulisten, was zu der verkorksten Situation beitrug. Wie so oft resignierten die Vernünftigen irgendwann und man ließ sich und die Ereignisse einfach treiben. Alle Vorschläge verschwanden in Schubladen, wissenschaftliche Arbeiten in Archiven. Immerhin gelang es der sozialliberalen Koalition noch, einige längst überfällige Gesetze abzuschaffen, wie zum Beispiel den § 172 Ehebruch (Verbot ehelicher Promiskuität), § 175 Homosexualität und vor allem auch § 180 Kuppelei (Verbot unverheirateten Menschen Gelegenheit zum Sex zu ermöglichen). Der Abtreibungsparagraph 218 wurde mehrfach geändert.

Ich gehe mit vielen Deiner Argument konform - doch hier baust Du etwas auf, was mit der Liberalisierung einer "Subkultur" wenig gemein hat. Richtig ist zwar, dass viele von Dir angeführten §§ zu einer rechtlichen Liberalisierung der genannten Strafbestände geführt haben - der § 175 wurde nach meiner Kenntnis auch erst 1994 durch die damalige konservative Regierung in Folge der Rechtsangleichung mit der DDR abgeschafft - ein Hindernis oder eine befreiende "Volksaufklärung" war und IST nicht Aufgabe einer Regierung. Sie kann in bestimmende Richtung durch Kampagnen Einfluss nehmen, sie kann suggerieren, das nur durch eine Gesetzgebung Volkes-Schaden abgewendet wird, aber das ist doch in dem hier diskutierten Fall nicht gegeben.

In Fragen der Moral und Ethik sind andere Gremien zuständig - wenn Du das weiter spinnst, bin ich auf Deiner Seite..

Das nur dazu... noelle

hast du das wohl. Du schreibst von Politik der Regierung. Davon war nie die Rede. Politik findet in Gremien statt, in Ortsverbänden von Parteien, im Rundfunkrat, in Dekanaten der Universitäten, in Lobbies, ....

Ich habe die Abschaffung dieser Paragrafen (ja der 175 war wie der 218 ein Sonderfall, aber ich bin kein Jurist) erwähnt, weil das ein gewaltiger Schritt heraus aus der verklemmten Nachkriegswirtschaftswunder - Aera war. Und in dieser Aufbruchstimmung hofften wir auch in weiteren gesellschaftlichen Bereichen , vor allem auch in der Sexualwissenschaft, Neues gegen Altes setzen zu können. Nicht zuletzt weil einige dabei weit über´s Ziel hinausschossen (siehe auch Cohn-Bendit) und weil man sich von einer Pornoflut bedroht wähnte, wuchs der Widerstand in den bürgerlichen Reihen der maßgeblichen Gremien so stark an, dass plötzlich fast alles blockiert war.

OK - ist auch nicht leicht - wie Du schon schreibst, halt auf allen Ebenen. Das hatte ich so nicht gesehen. Und damit gebe ich Dir Recht, nur - ein bisschen nur muss sein - hätte diese Einflussnahme auf allen Ebenen etwas geändert? Oder wäre sie gar wünschenswert gewesen? Du schreibst ja selbst, dass traditierte Familienansichten bereits seit Jahrtausenden die Menschheit mehr beeinflussen als jedes andere Medium.

Ich schreibe das deshalb, weil ja gerade heute im religiösen Bereich sich Tendenzen zeigen, da war Cohn-Bendit ein Waisenknabe.

Und m.W. wird die "Pornoflut" gerade in DE ja kaum behindert - was doch ein positives Zeichen der Liberalität ist - oder habe ich Dich wieder nicht verstanden?

Doch, bitte, wir weichen vom Thema ab - lassen wir doch mal andere Meinungen lesen.

Auch wenn ich jetzt nicht ganz so lieb, herzlich Dein noelle

bin halt Betroffener gewesen, dessen Dissertation deshalb zum Scheitern verurteilt war.

Ich habe nichts und würde nichts von Jahrtausenden schreiben , weil das gar nicht so stimmt, viel zu komplex ist. Und das gilt auch für die Pornoflut. Es wäre jeweils so, wie wenn du aus einem Text zwei Worte herauspickst und damit etwas beweisen wolltest. Und dann müssten wir uns streiten, ob das nun echter Liberalität oder nur Scheinliberalität zu danken war.

Ich weiß gar nicht, wie ich die Fragestellung werten soll. Schon das Wort versaut geht mir gegen den Strich, das Wort Subkultur erst recht. Bestenfalls wenn man den Satz bemüht "Sex ist nur schmutzig, wenn er richtig gemacht wird."haftet ihm etwas Versautes an, ansonsten ist Sex ganz natürlicher Teil des Menschen. Nur Verklemmte können ihn versaut wahrnehmen. Über Subkultur....lasse ich jetzt lieber andere befinden.

.. wir kennen uns zu wenig - und sind dadurch zwangsläufig "Fachidioten".

Die Neigung, das eine oder andere Wortteil heraus zu picken, ist mir wohl bewusst, war ihr aber erlegen. Mea culpa - so ist halt mal der Jurist..

.. und mit allem Folgenden bin voll mit Dir konform - deutsche Sprache, schwere Sprache - dummer Spruch, doch so ist´s halt auch hier..

So, nun gute Nacht - habe noch ein paar "Lebensläufe" vor mir liegen und die warten ebenfalls auf strukturelle Bindungen..

Gruß noelle

schön, dass ihr nun wieder zurück zum thema kommt. herzlichen dank für den Exkurs in die politik.

wenn man dem wort subkultur einen bindesstrich zwischenfügt, erscheint die headline in einem völlig neuen licht.
versaute sub-kultur was mir zur späten stunde im grunde recht gut gefällt. von mir aus auch gerne richtig dreckig.

Genau!
Manchmal ist es richtig einfach!

ja... finde ich auch, und ich meinte natürlich: richtig schmutzig.

wenn die doms schon keine versaute kultur haben, müssen die subs eben zeigen was sache ist.

allerdings schließe ich mich als Dömmel gerne an. Obwohl mir die Unkultur der Sub, wenn es so richtig spritzig und sprachlich schmutzig zur Sache geht, dass die Bettwäsche so richtig versaut wird, eindeutig noch lieber ist.

immerhin 5 promille der glücklichen mitglieder liken die facebook-seite des joyclub

eine neue Subkultur ? die evtl. mit Puppen spielt, in Pfützen springt und sich riesengroße Dauerlutscher kauft oder klicken die erst mit 5 Promille in der Birne ?

Das Wort Subkultur wird in der Presse nicht selten für zweifelhafte, oft fast kriminelle, düstere und merkwürdige Gruppierungen innerhalb der Gesellschaft verwendet. Eine unzulässige Verengung, wie ich meine. Subkultur bezeichnet im eigentlichen Sinne schlicht eine Untermenge der Gesellschaft mit bestimmten Eigenschaften, ganz ohne negative Wertung.

Ich gehe davon aus, dass "Subkultur" in diesem korrekten, wertfreien Sinne gemeint war.

"Versaut" hingegen ist eine wertende Beschreibung - positiv wertend! Es heißt (zumindest in meinem Sprachgebrauch) soviel wie lustvoll, sehr körperlich, frei von Ekelvorbehalten, animalisch.

Meint unsEr

So ist es!

LG Petra

ich würde statt "versaut" das Wort "offenere" einfügen.

Ich selber lebte über 10 Jahre in einer ziemlich konservativen
Beziehung, wurde auch relativ konservativ erzogen und allein
bei dem Gedanken an Sex wurde ich pur pur rot

doch mit der Trennung vollzog sich der wandel in meinem
Gedanklichen dasein, ich weiss jetzt was ich will, sage und
stehe auch dazu und weiss dass ich den ehemals ehelichen
08-15 Sex nicht mehr haben möchte (als 08-15 Sex bezeichne ich
immer das gleiche und immer im Schlafzimmer ohne Abwechslung,
ohne fröhliches Ausprobieren was denn sonst noch so Spaß machen
könnte)

Diese neuerlangte Offenheit in der Gesellschaft, ist eigentlich gar nicht so neu,
schließlich gab es schon mal die "Love, Drugs & Rock 'n Roll" Zeit und eigentlich
ist es heute eine art Wiederkehr nicht ganz so exzessiv wie damals aber die
Menschen waren zu der Zeit auch offener.

Ich denke einer der Gründe dürfte der hype auf Shades of Grey sein (ich weiss
dass das wenig mit der realtität zu tun hat, dafür aber viel mit der Phantasie vieler Leser) Ich war ehrlich erstaunt als ich vom ein oder anderen erfahren habe dass sie die Bücher "verschlangen" und ich denke die veröffentlichung von SoG hat in einigen schon was ausgelöst, denn wie sonst könnten Bücher wie SoG, 80 Days oder Crossfire in die Bestsellerlisten aufsteigen.

Ich selber hausiere auch nicht damit dass ich hier angemeldet bin, rede aber
mit den richtigen Personen auch darüber. Erzählt man es allerdings den falschen
Leuten wird man schräg angeschaut so nach dem Motto "omg, schlampe?"
Ein gutes Beispiel dafür ist, als ich mich mit Bekannten unterhalten hatte und eine Freundin und ich anfingen uns über SoG (ja, ich hab es gelesen und fand es gut, auch wenn die Realität anders aussieht) zu Unterhalten plötzlich stand eine Bekannte total schockiert neben uns und meinte: "oh gott ihr lest Pornos?",
sie würde sowas niemals lesen, das sei ja ekelhaft, 4 Wochen später traf ich sie
in der Buchhandlung wieder in der Hand Band 1 gröhl

Auch von mir gibt es keine Bilder, besonders auch keine mit Gesicht zum Schutz meiner Kinder und auch keine Lust auf einen Vorgesetzten hier zu treffen (wobei wenn mich einer hier entdecken würde, wäre der jenige ja auch nicht besser ^^)

In meinen Augen trügt der Schein, dass durch den hohe Zuspruch von Online-Erotik-Portalen offene Sexualität in der Gesellschaft angekommen ist.

Ich behaupte sogar mal, dass solche Portale nur dafür sorgen, dass noch verschämter, heimlicher und verklemmter Sexualität "gelebt wird. Denn wenn man mal ehrlich ist, sind diese Portale vollkommen anonym - wenn man das will. Und wenn man mal exemplarisch auf die Mitgliederzahlen im Joy schaut und dagegen als Vergleich die Mitglieder nimmt, die sich offen über ihre Profile und/oder ihre Beiträge hier "outen" und sichtbar machen, so sind die sicherlich weit in der Minderheit.
Vielmehr bietet sich doch ein solches Portal genau dem an, der aus einer sicheren anonymen Position heraus ohne Gesichtsverlust "baggern" kann und eben ohne Gesichtsverlust (weil er ja kein Gesicht zeigt - nur einen Avatar) auch einen bzw mehrere Körbe kassieren kann. Man kann dann weiter im real life über die Straße laufen, in Bars sitzen, in Clubs gehen und kein Mensch erfährt dass man gerade nach einem Dom gesucht hat, per Massenmails à la "Willste ficken" eine Breitseite auf alle bevorzugten potentiellen Sexpartner abgefeuert hat oder meinetwegen sich daran aufgeilt, sich als Frau auszugeben.
Man braucht keine wirklich dramatischen Konsequenzen zu befürchten.

Das heißt, die Anonymität wird deutlich stärker gefördert, als die Offenheit im Umgang mit der Sexualität.

Natürlich ist die Sicht der Dinge als Einer/Eine, der/die nicht nur hier anonym unterwegs ist, sondern aktiv postet, sich real trifft, in Swingerclubs geht, kein Problem mit einem Gesichtsphoto hat, das alle sehen können da etwas anders. So jemand erlebt solche Portale durchaus als etwas, was für eine deutlich größere Offenheit gegenüber Sexualität in der Gesellschaft steht.

Andere erleben aber doch genau das Gegenteil! Wir müssen erkennen, dass jeder von uns die Sache aus seinem eigenen Erlebnishorizont heraus erfährt, und der ist tatsächlich sehr, sehr verschieden.

Ich selbst habe in meiner Umgebung eine enorme Befreiung erlebt. Da muss sich keiner verstecken, nur weil er in der sklavenzentrale.de oder im Joyclub angemeldet ist. Aber es ist auch eine besondere Art der Umgebung, muss ich zugeben. Grünenwähler, Waldorffans, Biobauernkunden, Internetbegeisterte, Bedingungsloses-Grundeinkommen-Befürworter, New-Age-Erfahrene, Antiatomkraftdemonstrierer, etc.

Die traditionelleren Nachbarn in meinem westfälischen Dorf ticken teilweise noch anders, doch selbst die wirken bereits freier als noch vor zwanzig Jahren, als das Internet durchstartete.

unsEr

Bei meiner Mitgliedschaft im Joyclub halte ich es wie sonst auch mit Informationen über mein Privatleben. Ob ich eventuelle Sexpartner nun übers Internet oder auf der Straße getroffen habe ist doch vollkommen egal. Einige Ausgewählte wissen davon, meine Eltern, Nachbarn und Mitarbeiter oder sonstwen geht es nichts an. Mein Sexleben ist für mich kein Thema für Smalltalk.

Aber nicht wirklich.

Ich habe hier Gesichtsfotos. Und ich poste hier auch. Ich schäme mich nicht hier zu sein. Aber davon geh ich trotzdem nicht damit hausieren, eben weil ich die Erfahrung machen durfte das sexuelle Offenheit zwar immer groß propagiert wird, in den Köpfen vieler Menschen jedoch immer noch harte Moralvorstellungen vorhanden sind.

Da ich weder einen Job habe der mich in der Öffentlichkeit stehen lässt, mein Sohn erwachsen ist und ich eigentlich auf Niemanden Rücksicht nehmen muss, habe ich mich entschlossen mich hier nicht anonym zu machen.

Mein Arbeitgeber hat nicht mal einen Computer und will auch Keinen. Und wenn mich wirklich irgendjemand erkennen würde, ok, dann ist das eben so. Damit kann ich leben.

Denn auf einen mehr oder weniger der mich in die Schublade: So eine Schlampe, steckt, kommt es doch nicht wirklich an.

Ich habe keineswegs den Eindruck von sexueller Offenheit außerhalb dieses Portals. Es scheint immer nur so zu sein.
Die Wirklichkeit sieht meistens anders aus.