Versaute Subkultur - in der Gesellschaft angekommen?
Schätzungen zufolge sind mehr als 8 Millionen Deutsche – das sind derzeit rund 12 Prozent aller Erwachsenen über 20 Jahre – in Kontakt- bzw. Sexportalen registriert. Sie sind zum Teil überzeugte Jünger, die „sex unlimited“ als Lebensmaxime verstehen, auf der Suche nach dem selig machenden Beziehungsglück oder der ganz profanen, One-Night-Stand fixierten körperlichen Lust.Arg verwundert über die enorme Mitgliederzahl drückte vor kurzem die Redakteurin einer bundesweit populären Publikumszeitschrift in ihrem Artikel ihr Erstaunen darüber aus, dass diese Form der Beziehungsflechterei inzwischen selbst den hintersten Winkel der Republik erfasst – und das querbeet sozial durchmischt. Bei ihren Recherchen stieß sie recht schnell auf erkennbar offene Profile von Menschen aus ihrer nächsten Nachbarschaft. Selbst eine Freundin, die sie eher als äußerst konservativ sah, gestand ihr, bei drei dauerhaften Sexbeziehungen mit ihrem Ehepartner im Einklang zu sein.
Für uns, die wir wie selbstverständlich uns mehr oder weniger regelmäßig im Joy tummeln, sicher eine Stück genussvoller Normalität an Zwischenmenschlichkeit. Uns erscheinen diese Plattformen gesellschaftlich akzeptiert. Nur: Ist das wirklich so? Wie offen gehen wir damit tatsächlich um? Wie sehr legen wir uns noch selbst den Maulkorb an, wenn wir auf Partys oder im Bekanntenkreis Anderen begegnen, vor denen wir tunlichst das Thema vermeiden? Wie weit ist die Gesellschaft, in dieser Form wahre Freunde zu finden, noch entfernt, mit denen man sich auch oder gerade ohne den Sex in kürzester Zeit näher gekommen ist – so, wie es im Beruf oder im privaten sozialen Umfeld kaum oder sogar nie möglich wäre? Ist diese soziale Drehscheibe wirklich in der Gesellschaft angekommen, wenn man erfährt, dass Gemeinden sich nicht selten schwer damit tun, einen Swingerclub in den eigenen Reihen zu tolerieren? Sind wir Deutschen in puncto sexueller Freizügigkeit wirklich aufgeklärt und liberal? Oder überwiegt – trotz „Love & Peace“- und aller Folgebewegungen, immer noch eher eine gewisse Schamhaftigkeit? Oder hat gar beides nichts miteinander zu tun?
Lasst euch aus und schreibt, was euch dabei bewegt, wie ihr das Thema seht. Wie offen soll und kann man damit umgehen, gegenüber Jenen, die nicht diese Genussform praktizieren? Und: Welchen Stellenwert hat diese Form, die "schönste (Neben)Sache der Welt" genussvoll auszuleben, für euch eingenommen?