Oft sagen sich zwei Menschen, daß sie einander lieben....oftmals nur um später zu ihrem Bedauern herauszufinden, dass die damit nicht das Gleiche meinen. Nachdem sie Zeit, Geld und vor allem emotionale Ressourcen in die Beziehung investiert haben, wünschen sie sich möglicherweise, sie hätten schon früher gemerkt, dass LIEBE für jeden von ihnen eine andere Bedeutung hat.
Was meinen Menschen, wenn sie sagen: ICH LIEBE DICH? Meiner Meinung nach hat die Liebe viele verschiedene Bedeutungen. Ob die Liebesbeziehung eines Paares erfolg-
reich ist, hängt zu einem Großteil davon ab, ob diese Bedeutung bei beiden Personen vereinbar sind.
Der Grundgedanke bei mir ist, daß Liebe aus drei Grundkomponenten besteht. Leiden-
schaft, Intimität und Verbindlichkeit. Intimität umfasst für mich Vertrauen, Fürsorge,
Anteilnahme, Kommunikation, Verständnis, Empathie und ein Gefühl der Verbunden-
heit. Leidenschaft widerum beinhaltet Aufregung, Energie, Begeisterung und das Ge-
fühl, von der anderen Person magnetisch angezogen zu werden. Zur Verbindlichkeit
gehört die Entscheidung, eine Beziehung einzugehen und über eine lange, vielleicht
auch unbegrenzte Zeitspanne aufrecht zu erhalten...komme da was wolle.
Unterschiedliche Kombinationen von Intimität, Leidenschaft und Verbindlichkeit er-
geben auch unterschiedliche Arten von Liebe..so wie jedes Paar auch unterschiedlich ist. Wenn einer der drei Komponenten fehlt, ist es keine Liebe.
Intimität betrachten wir normalerweise als "gernhaben". Leidenschaft allein ist eben nur Vernarrtheit. Verbindlichkeit allein ist leere Liebe. Intimität plus Leidenschaft ohne Verbindlichkeit ist romantische Liebe. Intimität plus Verbindlichkeit ohne Leidenschaft
ist kameradschaftliche Liebe. Leidenschaft plus Verbindlichkeit ohne Intimität ist ver-
blendete Liebe. Und Intimität plus Leidenschaft plus Verbindlichkeit ist für mich voll-
endete oder erfüllte Liebe. Der Idealfall eben.
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Die drei Komponenten der Liebe verlaufen nach unterschiedlichen Zeitplänen. Anfangs ist die Intimität eher gering. Wenn die Beziehung gelingt, wächst sie allmählich, wenn sie scheitert, nimmt sie ab. In einer glücklichen Beziehung nähert sich die Intimität schließlich einem Maximalwert. Mit der Zeit kann sie zurückgehen, wenn einer von beiden...oder beide anfangen, Geheimnisse zu haben. Es ist, als öffne man eine Tür, die nur schwer wieder zu schließen ist.
Leidenschaft verläuft vergleichbar mit einer Sucht...und wer von uns ist nicht gerne süchtig?
Zunächst wird man bei jeder Begegnung mit der Person, der man verfallen ist, von intensiven Glücksgefühlen überschwemmt! Mit der Zeit können weitere Begegnungen zur Gewöhnung führen. Es entsteht nicht mehr das umwerfende
Gefühl wie zu Beginn der Beziehung. Nach einiger Zeit pendelt sich die Leidenschaft
möglicherweise auf einen niedrigen Niveau unterhalb des anfänglichen Maximums ein.
Verliert man die geliebte Person kann das zu Entzugserscheinungen führen ähnlich wie beim plötzlichen Absetzen einer suchterregenden Substanz ( Nikotin, Alkohol, Koffein)an die man sich gewöhnt hat. Es dauert eine Weile, bis man diesen Entzug überwunden hat...Liebeskummer hatten wir schon alle....egal wir alt wir sind.
Die Verbindlichkeit wächst in erfolgreichen Beziehungen generell im Laufe der Zeit und nähert sich irgendwann einem Maximalniveau, wenn ein Paar beschließt zu heiraten oder zusammen zu leben. Wenn die Beziehung günstig verläuft, bleibt die Verbindlich-
keit auf diesem Level oder wird möglicherweise noch größer. Und in gescheiterten Be-
Ziehungen ist sie eben ganz verloren gegangen.