Guter Beitrag, tictac!
Kann dem eigentlich kaum etwas hinzufügen, nur ein bisschen was.
Wusste übrigens gar nicht, dass Du Schweizer bist.
letztes jahr im kino: "we feed the world" (kürzlich auf arte im tv).
Der Film stammt übrigens von einem Produzenten aus einem anderen neutralen, das sich aber (leider) für die EU entschieden hat.
War auch für den Oscar nominiert als bester Dokumentarfilm 2005 oder so. Geworden ist es dann "Die Reise der Pinguine". Was zwar auch ein guter Dokumentarfilm ist, aber nach der Oscar-Nacht haben viele orakelt, dass die Academy lieber kein so heißes Eisen anfassen wollte und lieber den politisch harmlosen Pinguin-Film ausgesucht hat.
"We feed The World" prangert aber nicht nur die europäische Landwirtschaft an, sondern auch andere Missstände, z.B. Sklavenarbeit in afrikanischnen Kaffeeplantagen oder das Abholzen des Regenwalds in Südamerika zur Erweiterung von Rinderweiden und Getreideflächen.
als bürger eines neutralen nicht-eu landes mache ich mir schon lange gedanken, wie lange das noch gut gehen kann. ich bin nicht nur froh, sondern mittlerweile geradezu stolz, dass die bevölkerung meines heimatlandes den mut hatte, "nein" zur eu zu sagen.
Wir sind zwar jetzt weit weg vom Thema, aber ich kann Deinen Stolz nachvollziehen. Für ein entwickeltes kleines Land in Mitteleuropa ist die EU-Mitgliedschaft nicht die beste Option. In Österreich wurde die überwältigende Zustimmung ja dadurch erkauft, dass die Politiker damals viele Auswirkungen des Beitritts, die wir heute spüren, einfach verleugnet und all jene als Spinner bezeichnet haben, die diese Zukunftsszenarien schon damals plakativ aufgezeigt haben.
Nicht falsch verstehen: Ich halte die EU für eine wunderbare Einrichtung zur Friedenssicherung in Europa, und ihren Gründern ist damals herzlich zu gratulieren. Aber von kleinen Ländern ging ohnehin nie eine Gefahr aus, schon gar nicht wenn sie neutral sind.
Jetzt aber zurück zum Thema:
Die katastophalen Auswirkungen der Massentierhaltung, bei denen Riesenskandale wie BSE oder "Gammelfleisch" nur kleine Spitzen eines großen Eisbergs sind, die sind dank Medienberichten ohnehin schon bekannt. Aber ich sehe auch eine beachtliche Gegenbewegung - gerade in meiner Umgebung gibt es immer mehr Bio-Bauern, zum Teil ganz ansehnlich große Betriebe. Und die Produkte werden, interessanter Weise besonders im städtischen Raum, auch sehr gut angenommen. Die Wachstumsraten für Bio-Produkte sind zweistellig, und nebenbei steigen auch Direktvermarktungsschienen und "Genussregionen" immer mehr in der Bedeutung. Dagegen haben Gentechnik-Produkte, sofern sie deklariert sind (was ja leider nicht lückenlos der Fall ist) kaum Chancen am Markt.
Nur muss man sagen, dass dieses bewusste Einkaufen z.Zt. zwar hier in Mitteleuropa sehr im Kommen ist, vielleicht noch in Frankreich (wo man ja traditionell auf gutes Essen großen Wert legt), aber wie sieht's bspw. in Großbritannien aus? Dort herrscht eine ganz andere Mentalität und "bio" ist dort eher ein Fremdwort.
Nur wird Massentierhaltung nie ganz verschwinden, fürchte ich. Zum Beispiel ist in Österreich dank eines neuen Tierschutzgesetzes die Käfighaltung von Legehennen ab 2010 komplett verboten. Jetzt werden sich manche fragen: Warum gibt's diese Käfige noch, denn in den Supermärkten werden ohnehin nurmehr Eier aus Boden- und Freilandhaltung angeboten!? Nun, denkt einmal an Großbäckereien, Nudelfabriken, usw., usw. Und die werden natürlich den Teufel tun und sich teure Bodenhaltungs-Eier anschaffen. Sie werden sich Lieferanten aus Osteuropa holen, wo es laschere Tierschutz-Regelungen gibt und weitermachen wie bisher.
es muss ja nicht immer fleisch sein. und wenn, dann nicht vom supermarkt.
Naja, das ist schon richtig. In Österreich haben Supermärkte aber gleich eine ganze Reihe von Fachgeschäften schlichtweg von Markt verdrängt: Fleischhauer (=Metzger), Bäcker, Milch- und Käsegeschäfte, usw.
Und eines sollte man immer im Auge behalten: Während es in der Industrie durch Effizienzsteigerung und innovative Produktionstechniken immer weider möglich ist, ein und dieselbe Sache sowohl billiger als auch besser herzustellen, ist das in der Lebensproduktion schon schwer möglich, in der Viehhaltung gar nicht. Bei Fleisch geht Verbilligung immer zu Lasten der Qualität - das ist Naturgesetz. Bei anderen Lebensmitteln gilt dieser Zusammenhang auch, aber ein wenig abgeschwächt.
Ich glaube aber nicht, dass die deutsche Presse immer nur die "bad news" zeigen sollte. Der Mensch braucht auch ein wenig Erholung von Mord- und Totschlagsberichten, und da kommt doch ein kleiner süßer Eisbär gerade recht...