Dieses "Dinge wollen, die man eigentlich nicht will" oder "Kick aus Dingen, die gegen den eigenen Willen geschehen", das kann ich nicht nachvollziehen (...)
Ach, das ist eigentlich gar nicht sooo schwer zu erklären.
Dinge die einem voll total gegen den Strich gehen, gehen auch für Subs nicht. Das sind dann jene, die auf der Tabuliste landen.
Es gibt da aber halt noch die anderen.
Jene, vor denen sich Sub fürchtet, mittendrin Sub ihren Dom auch mal herzhaft hasst dafür was er ihr antut, sich fragt ob sie verrückt ist sich darauf eingelassen zu haben etc. pp.
Das Entscheidende dabei ist, wie es danach, also nachdem Top etwas "gegen den Willen" von Sub tat. Fühlt es sich gut an? Ist die Erleichterung größer als das Leiden zuvor? Entstehen Gefühle von Dankbarkeit, es überstanden zu haben? Ist man stolz auf sich selbst, diesen "inneren Schweinehund" überwunden zu haben mit Doms Hilfe, Dinge mitgemacht hat zu denen man zuvor "das werd ich niemals gut finden!" gesagt hatte? ->
Diese Dinge sind es, die danach eine, um nicht zu sagen: Die entscheidende Rolle spielen.
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Ich mag da mal zwei Beispiele aus dem Alltag nennen, bei denen es ganz ähnlich ist.
Erstes Beispiel: Achterbahn.
Wie viele Leute sind da hinein obwohl sie vor dem Ding eine Scheiß-Angst haben? Sie sagen "nein ich will da nicht rein!", von jemandem scheinbar gegen seinen/ihren Willen mit reingeschleppt? Wie viele verwünschen sich bei der langsamen Fahrt nach oben, nun nicht mehr abbrechen könnend, sich darauf eingelassen zu haben?
Tja, und wie erlöst sind sie dann alle, wenn es vorbei ist? Wie glücklich, es überstanden zu haben? Wie vollgepumpt mit Adrenalin?
Letzteres kann auch wunderbar bei harten Spankingsessions passieren.
Zweites Beispiel: Yoga oder andre Extremsportarten
Nein, Yoga ist kein entspannendes Ohmmmm im Lotussitz. Vor allem Power-Yoga ist stellenweise die pure Folter. Man fordert den Körper über seine Leistungsgrenze hinaus, will das eigentlich doch alles gar nicht, fürchtet sich vor der Strapaze, die auf einen zukommt.
Interessanterweise sind genau die anstrengensten Sessions jene, die den Leuten am häufigsten ein Lächeln auf die Lippen zaubern.
Weiil sie es geschafft haben.
Weil sie die Komfortzone verlassen haben.
Weil es ihnen gelungen ist, Ängste zu überwinden.
Vor allem aber, weil es ihnen gelungen ist, dem eigenen Körper besser zu vertrauen und zu bemerken, dass man ihn unterschätzt hat.
Bei anderen Extremsportarten ist's nicht anders: Nicht wenige Menschen fürchten sich vor der Besteigung eines schwierigen Berges, schlafen schlecht die Nacht davor, etc. pp. - und haben das Gefühl "ich will das nicht".
Und dennoch tun sie es.
Selber Effekt: Haben sie es geschafft, wiegt das Glücksgefühl alles andere auf.
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Beim SM ist das dann nix anderes! Mit dem Unterschied, dass man jemand anderen braucht, um diese Hürden zu überwinden.
Das ist leichter, wenn man weiß, dass es der andere auch
gerne macht. Also bereit ist, gemeinsam die Komfortzone zu verlassen und gemeinsam Ängsten zu begegnen. Gemeinsam Gipfel zu erklimmen, den Körper auszuloten, durch Erschöpfung Freiheit zu erringen. Freiheit im Kopf, Ruhe im Kopf.
Hinzu kommt hier aber noch der Aspekt des Unbekannten.
Weiß man, dass Dom auch Dinge tun kann die einem voll gegen den Strich gehen, dann ist der Reiz des Unbekannten besonders groß. Es bleibt dann immer spannend, besonders spannend, weil Sub nie weiß, ob Dom nun eher Wellness oder Grausamkeit vor hat. Die Klaviatur des Gefühlslebens wird voll ausgespielt, es ist eine einzige tour de force. Und muss Sub dann doch was tun oder ertragen, was Sub
eigentlich nie wollte, dann ist die Intensität des Auffangens danach mindestens doppelt so dicht.
Das ist dann der dritte Aspekt:
Je schlimmer es zuvor war, desto schöner ist das gemeinsame Danach.
Etwas, das sicher auch die Achterbahnfahrer kennen werden.