Ich habe vor geraumer Zeit mal eine Neurologin aufgesucht, weil ich, wenn’s auch in Augen anderer albern klingen mag, mich der Gedanke an Alzheimer sehr beschäftigt. Ich habe es ja schon mal geschrieben, meine Mutter ist mit Mitte fünfzig daran erkrankt, bei ihr ein sehr schleichender Prozess, sie verstarb erst mit 93 Jahren.
Ich weiß, zumindest sagt das die Forschung auf dem Gebiet Alzheimer, dass diese Krankheit nicht erblich sein soll. Aber die Symptome die ich bei mir entdecke, decken sich mit den in den Anfangsstadien beschriebenen Krankheitsbild. Anhand von zwei Beispielen will ich mal verdeutlichen, die ich bei mir beobachtet habe. Zum einen ist es das Schriftbild, ich bin schon lange dazu übergegangen Notizen in Großbuchstaben zu schreiben und das andere Kriterium ist das Widererkennen von eigentlich mir bekannten Orten. So ist es mir letztens mal passiert, dass ich auf einer Reise nach Düsseldorf in Duisburg ausgestiegen bin, ich habe nur kurz auf die Anzeigentafel im Zug geschaut, nur Du...gelesen und draußen war ich. Na ja, das kann mal passieren. Als ich aber in der Bahnhofsvorhalle war, kam mir nichts bekannt vor. Ich kenne den Bahnhof von Düsseldorf sehr gut, und wunderte mich nur wo ich gelandet bin. Ich dachte es wäre ein Seitenteil des Bahnhofs, wo ich eben noch nie war. Aber damit nicht genug. Bei der Bahnauskunft fragte ich dann nach der Straße in dem sich mein Hotel befand, und der Bedienstete sagte die Straße würde es nicht geben. Allerdings hat er mir doch irgendso einen Beleg ausgedruckt, mir in die Hand gedrückt und ich rieb mir nun die Augen, Duisburg Bahnhof.
Das ist nur mal eine drastische Darstellung wie sich eine eventuelle Orientierungslosigkeit entwickeln kann. Ich habe das ja nicht ständig, es ist wohl eben auch schleichend.
Wie gesagt, ich suchte eine Neurologin wegen meiner Sorge bzgl. Alzheimer auf. Es wurden die Hirnströme gemessen, Gedächtnistest gemacht, all die für das Krankheitsbild Alzheimer üblichen Verfahrensweisen gemacht. Am Ende wurde nichts Auffälliges festgestellt und sie entließ mich mit zwei Schachteln Tabletten mit dem Wirkstoff
Citalopramhydrobromid. Sie meinte, ich hätte nur eine depressive Verstimmung und das Medikament würde mir darüber hinweg helfen.
Also so einfach geht das, ein bisschen jammern über meine Befindlichkeiten, ist ja egal, ob ich meine Cremedose mal so eben neben der Kaffeedose wiederfinde, oder auch sonst immer wieder etwas suche. Den vierten Wohnungsschlüssel fand ich nach Monaten im Keller wider, kein Ahnung wie er da hingekommen ist, aber schön, dass er wieder da ist
Ich habe nicht eine von den Tablette genommen, das war und ist nicht die mögliche Hilfe gewesen die ich mir vielleicht erhofft habe. Ich werde also nun versuchen meine "Vergesslichkeit" mit Humor zu ertragen. Mein Gedächtnis ist eins aus Papier (Zettelwirtschaft).
Ungewohnt für mich hier etwas über meine seelischen Befindlichkeiten zu äußern. Aber was ich eigentlich nicht in Ordnung finde ist, dass Ärzte offensichtlich mit manchem Krankheitsbild auch überfordert sind und mal eben schnell den Patienten ruhigstellen mit einer entsprechenden Medikation.
Demenz und Alzheimer werden in Zukunft die zweithäufigste Erkrankung nach Herzkreislauferkrankungen sein. Da kann sich die Pharmaindustrie schon mal die Hände reiben bzgl. ihres neuen Umsatzes an Psychopharmaka.