Ich (sie) leide seit meinem 18. Lebensjahr an immer wiederkehrenden Depressionen.
Ich habe nicht alles gelesen, aber auf der ersten Seite stand die frage nach dem "Warum gerade in der Wohlstandsgesellschaft"... ich verweise hier auf "Haben oder Sein" von Erich Fromm. Die Frage ist sehr einfach zu beantworten.
Auch bei mir sind es immer wieder Ereignisse, die mich zum stürzen bringen. Allerdings ist es auch so, dass meine Persönlichkeit so gestrickt ist und hinzukommt, dass ich genetisch und einer saisonalen Depression, also der berühmten Herbst-Winterdepression leide.
Der genetische Anteil lässt sich nur mit Medikamenten stabil behandeln. Dazu kommen Lichttherapie und Verhaltensweisen wie Sport, frische Luft (was sehr schwer ist, wenn man auf nix bock hat).
Die letzte Phase war letztes Jahr Januar/Februar, wo alles untergehen drohte.
Allerdings habe ich mit verschiedenen seelischen und körperlichen Ursachen aber auch Begleiterscheinungen zu kämpfen.
So leide ich seit 2002 an Epilepsie und Schlafstörungen, seit 2003 an einer Essstörung, seit 2004 an einer falschen Kontraktion des Zwerchfells, seit letztem Jahr an einer chronischen Magenschleimhautreizung. Außerdem leide ich wohl schon seit meiner Kindheit an der sogenannten "Beziehungssucht".
Meine Behandlung ist medikamentös durch Antiepileptika, Schlafmittel bei Bedarf und Antidepressiva.
Medizinische Therapie bekomme ich durch ein eigens angeschafftes Lichttherapiegerät
Dazu kommt die psychotherapeutische Behandlung. 2003 hatte ich 25 Sitzungen, seit Anfang 2007 bin ich in neuer Behandlung. Diese Therapie hat mich sozusagen gerettet und alle 80 Sitzungen kann ich ausschöpfen.
Was danach kommt? Ich denke, ich werde immer wieder in Kurse meiner Therapeutin gehen.
Ich bin ein Mensch, der mit seiner Krankheit nicht lange hinter dem Zaun hält. Meine Mitmenschen können gerne wissen, dass ich "Starke" eine Therapie benötige um den Tag ohne Heulkrämpfe zu überstehen, selbst wenn man mal das Teewasser daneben schüttet. An der Überraschung meiner Umwelt erkenne ich immer wieder, wie sehr man mir das doch nicht angemerkt hat. Während ich das Gefühl hatte zu schreien ohne dass mich jemand hört, hat mich wirklich niemand gehört und der Grund, das ich nur das gemacht habe, was ich schon in frühster Kindheit gelernt habe: Das ich erduldet und erleidet habe.
Ich bin stolz darauf, wie ich gestrickt bin, auch wenn der Preis dafür ist, dass ich mich nicht mit einem Fernseher und ner Playstation 3 zufrieden gebe, dass ich eben nicht materialistisch bin und dass ich in dieser Gesellschaft immer wieder an Punkte kommen werde, an denen ich schreien möchte und niemand hört...
Das ist das was ich lernen kann, zu schreien´, dass mich jemand hört!
Ich selber bezeichne mich liebevoll als "Psycho" und ich sammel gerne Menschen um mich, die ebenso strukturiert sind. Es sind für mich eine "tiefe" Menschen. Man muss meine Gedankengänge nicht unbedingt verstehen, aber man sollte Verständnis dafür haben. Jemand, der rational und oberflächlich dazu desorientiert mit mir redet, wird schnell meinen Rücken betrachten können. Solche Menschen tun mir nicht gut. Selbst ein schnelles Bier wird schnell langweilig mit ihnen.
Was allerdings geschrieben wurde, dass es schwierig ist Therapeuten zu finden, kann ich leider nicht bestätigen. Ich habe schon zwei Therapeuten gefunden (und ich hatte jedesmal auswahl). Wenn man sich dahinter klemmt, dann funktioniert das. Jedenfalls in Hessen und in NRW. Und man kann sogar noch auf die Schnelligkeitstube drücken, indem man sich KassenärztlichenVereinigungen etc bedient.
Na gut.
Ein weiterer Aspekt, der auch mit Sex zusammenhängt:
Leider ist es nunmal so, dass ADs und Depressionen selber die Nebenwirkung haben, dass die sexuelle Lust oft nachlässt. Ich denke, dass musste mein Freund im letzten Jahr schmerzlich erfahren. Von den Sex-Marathon-Nächten ist nicht mehr sooooo viel übrig geblieben. Wir haben zwar immer noch mehr sex als manch so anderes paar in unserer umgebung aber nun ja. Allerdings steigt die Lust, sobald die Depris schwinden. Mittlerweile gefällt es mir sogar wieder mit ihm in Clubs zu fahren. Und hier ein riesen fettes Danke an meinen besten Schatz: Danke, dass du dieses jahr das verständnis hattest und mich nicht dahin gedrängt hast! Ich liebe dich!!!!