Und als Gott...
Und als Gott seine Augen schloss, da hatte er einen Traum!Er träumte sich ein riesengroßes Paradies aus Liebe.
Er nahm dafür nur eine Frucht vom Weisheitsbaum,
die teilte er geschickt mit einem einzigen Hiebe,
dann gab er sich und Eva was davon zu essen –
sie schauten sich dabei verwundert an,
denn, außerhalb von menschlich-göttlichen Ermessen,
geschah, was weder Mensch noch Gott für möglich halten kann:
die beiden fremden und wunderlichen Welt-Geschöpfe
veränderten sich seltsam unverständlich voreinander.
Denn sie bekamen plötzlich auf den jeweils andern Appetit!
Der Gottesgeist, der sonst verschlungen wie dereinst Mäander
sich wissend, weise, wie ein Zauberer gebärdet, dachte „mit“,
begradete sich, ging verzückt und durchaus geil geerdet,
auf Eva zu, in nichts als nur der Absicht sie zu naschen!
Er plante nicht mehr frei und ungezwungen, sondern wild,
er sah sich jetzt vielmehr als Jäger, der im Haschen
den ungebremsten, natürlich-wilden Hunger stillt.
Und er verwarf den Traum nicht mehr, er legte sich beiseite!
Und er vergaß den Adam, der dabei in seiner Ecke stand.
„Ich tu doch keinem Schwein hier wirklich was zuleide“
verkündete der Allerhöchste nur und dann hob er die Hand
um sich für immer in den Traum zu ketten und zu schließen –
in sein Wunderwerk, das sich wohl nur für Götter eignet –
denn diese Form von göttlich-höherem Genießen,
ist völlig aus der Welt, weil sich’s für Menschen nicht ereignet!
Für diese gilt in dem Gesetz der, ach so süßen, Liebe
nur, daß sie sich als Lebenskampf im Ernst vollzieht.
Denn nur ein Gott genießt auch außerhalb der puren Triebe,
was hier sonst nur in nichts als reiner Fantasie geschieht.
©Sur_real