Hallo zusammen,
wie heute Nacht schon kurz angekündigt hier jetzt meine Antworten, Gedanken und Stellungnahmen zu Euren Posts.
Erstmal zu den Dingen die mir am meisten nahegehen:
Erwachsenen Menschen steht es frei, ihre Beziehungen zu Menschen selbst zu wählen, ganz besonders die zu "Beziehungspartnern", diese Beziehungen mit zu gestalten und sie auch zu beenden.
Wenn Dein Ex-Partner Dich über Jahre wie beschrieben blossgestellt hat oder wie in der verlinkten Website umgegangen ist und Du hast dies über Jahre zugelassen, Dich nicht dagegen gewehrt oder, wenn dies wirkungslos war, ihn verlassen, so warst Du Teil eures destruktiven Beziehungssystems, genau so wie er.
Wie Lina oben schrieb: Zu einer Beziehung gehören zwei (Erwachsene).
Zu jeder Beziehung gehören zwei (mindestens). Und was der eine tut oder nicht tut beeinflusst direkt das Tun oder Nichttun des Anderen. In einer Beziehung gibt es nie einseitige Schuld, denn auch das Zulassen ist "Schuld". Aber das ist ein heißes Thema, das immer wieder auch die Gerichte beschäftigt.
...wie sehr Frauen ihre Eigenverantwortung verleugnen können und ihrem Partner die komplette Schuld für ihre eigene Situation zuschustern können. Aber wahrscheinlich lebt es sich als Opfer besser, als früher die Konsequenzen zu ziehen statt sich alles schönzureden. Füsse zum Gehen hat man immer.
Ihr habt insofern recht, als das wirklich immer zwei dazu gehören und ich möchte mich von einer gewissen Mitschuld auf keinen Fall freisprechen! Mir ist bewusst, dass auch ich dieses Spiel mitgespielt habe und mich hätte frühzeitiger davon lossagen können - unbedingt! Das ist es auch, was ich nur schwer mit meiner Selbstwahrnehmung in Einklang bringen kann. Ich bin kein Duckmäuschen...vielleicht hin und wieder ein bißchen introvertiert aber ich sage meine Meinung frei heraus. Ich definiere mich nicht nur über die Meinung die andere von mir haben! Allerdings ist mir dieses Selbstbewusstsein in der Beziehung abhanden gekommen und ich frage mich aktuell wie ich es überhaupt soweit kommen lassen konnte! Und das lag meiner Meinung nach unter anderem daran, dass ich mich sozial habe isolieren lassen, dass ich mich finanziell von ihm abhängig gemacht habe und dass ich tatsächlich der Meinung war, dass sich die Beziehung bessern kann, wenn ich mir nur genügend Mühe gebe. Fakt ist aber ja auch, dass ich bemerkt habe, dass etwas nicht stimmt, dass die Beziehung nicht richtig ist und dass ich mich letztendlich lösen konnte! Und darauf bin ich durchaus stolz!
Nun zu dem Artikel bzw. der Webseite dahinter...
Der Artikel ist, auch in der deutschen Übersetzung, sexistisch gegen Männer verfasst, denn das Phänomen, das da beschrieben wird, gibt es bei beiden Geschlechtern.
Leider zieht sich ein einseitiger Duktus komplett durch den Text: Klarer Täter, klares Opfer, Täter ist der Mann.
Ich bin voll und ganz auf Deiner Seite, Gemeiner_Kerl! Der Text ist leider verdammt sexistisch und geht nicht auf andere Geschlechterverteilungen ein. Emotionale Gewalt im Kindesalter wird gänzlich ausgelassen, wobei das meiner Meinung nach die schlimmste Form ist. Denn für Kinder haben derartige Erfahrungen die weitreichendsten Konsequenzen! Hinter der Rollenverteilung Mann = Täter und Frau = Opfer stehe ich auf keinen Fall! Das ist lächerlich einseitig gedacht und entspricht einfach nicht der Realität!
Allerdings bin ich der Meinung, dass der Artikel sehr klar und deutlich veranschaulicht, welche "Stilmittel" zum Einsatz kommen und dass eine solche Beziehung nicht von heute auf morgen entsteht!
Ich habe mir jetzt mal den verlinkten Artikel angeschaut und muss wirklich sagen, dass es mich erschreckt, wie sehr Frauen ihre Eigenverantwortung verleugnen können...
Den Kommentar finde ich insofern unangemessen, als dass, wie oben schon erwähnt, nicht nur Frauen betroffen sein können sondern genauso Männer und im schlimmsten Fall leider Kinder. Und die Eigenverantwortung wird bei dieser Form der Gewalt nicht verleugnet - ganz im Gegenteil! Man sucht die Schuld für das Verhalten des Gegenübers dauernd bei sich selbst und ist der Meinung, dass man sich selbst nur ein klein wenig ändern müsste und dann würde bestimmt alles besser werden - so war es zumindest bei mir! In einer normalen Beziehung ändern sich beide Partner ein wenig - sie gehen eben aufeinander zu. Aber in so einer merkwürdigen Beziehung ändert sich der eine und der andere fordert nach der kleiner-Finger-ganze-Hand-Taktik immer neue Veränderungen und Anpassungen. Man ist also nicht von heute auf morgen in einer gänzlich schlechten Beziehung, sondern man strebt langsam darauf zu. Das ist es auch, warum es so schwer fällt zu erkennen, dass die Beziehung tatsächlich so ungesund ist!
Ich kenne vor allem Vater-Tochter- Beziehungen, aber auch Stino-Ehen, die auf dieser Ebene eher unbewusst laufen, denn die "Täter" sind sich selten im Klaren darüber, was sie mit ihrem Verhalten anrichten. Vielleicht waren sie selbst auch schon Betroffene?
Ich glaube jede Beziehung zwischen Menschen lässt einzelne Aspekte, die auf der Website erklärt werden, erkennen. Und genau das "keiner weiß was er da mit seinem Verhalten anrichtet" ist es eben...so wie diejenigen auf der Ausführenden Seite das nicht erkennen, erkennen es diejenigen auf der anderen Seite auch nur schwer. Mir selbst war gar nicht klar, dass es wirklich soetwas wie emotionale Gewalt gibt.
Die heilende Wirkung von BDSM, die ich angesprochen habe:
Wie kommst du zu der Annahme, dass BDSM möglicherweise eine heilende Wirkung ~ im Hinblick auf die erfahrenen Verletzungen ~ haben könnte? Bei welchen (vorangegangen) Konflikten oder Belastungen soll dies wirksam sein?
Zm Thema BDSM und heilsame Wirkung:
das ist keine Therapie, das ist Sex, Spiel, Spass, etc pp. Wenn man eine Therapie möchte, sollte man einen Therapeuten seiner Wahl suchen.
Das das Spiel keine Therapie ist, ist mir klar! Aber ich habe in der Beziehung oft "Du kannst nichts, Du bist nichts und Du bist nichts wert" gehört. Nicht in so drastisch formulierten Sätzen, aber der Unterton war da! Hört man das alles oft genug glaubt man es leider irgendwann. Und da ich devot bin, sind solche Untertöne im Rahmen des Spiels ja durchaus erwünscht - allerdings nur im Rahmen des Spiels! (Und auch hier schleicht sich wieder so ein bohrender Selbstzweifel ein: hab ich das mit mir machen lassen weil ich devot bin? Und diese Frage beantworte ich mir selbst immer wieder mit nein, da ich absolut der Meinung bin, dass eine devote Frau außerhalb des Spiels alles andere als devot ist!)
Meine Angst ist eben die, dass ich im Spiel sehr schnell an meine Grenzen stoße. Auf der anderen Seite sehe ich eben auch die Möglichkeit, dass ich die erlebten verbalen Demütigungen durch neue Erfahrungen mit wesentlich positiveren Erlebnissen in Verbindung bringen kann. Erlebnisse, die in einem einvernehmlichen Rahmen stattgefunden haben und die mir vor allem unendlich viel Spaß machen und genau deshalb stattfinden, weil sie mir Spaß bereiten sollen - nicht das Gegenteil! Das ist es, was ich mit "heilsamer Wirkung" ausdrücken wollte...
Und zu guter Letzt das "wie kam es dazu, dass Du jetzt darüber nachdenkst" und das "sprich mit ihm darüber".
Jetzt, ca. 1 1/2 Jahre nach dem Ende der Beziehung, holt mich das Thema gerade mit aller Gewalt ein...
Durch was wurde dies ausgelöst? Es wäre für die Diskussion und die von dir gewünschte Hilfestellung sinnvoll, wenn du hierzu konkretere Aussagen treffen würdest.
Es kam dazu, weil ich eine zufällige Bekanntschaft gemacht habe, aus der sich eine hübsche, kleine Spielbeziehung entwickelt hat. Wobei wir eher harmlos gespielt haben und ich trotzem jedes Mal ein paar Tage danach abgestürzt bin (und er mich wieder aufgefangen hat!). Nachdem ich nach einem Spiel allerdings einige Tage später ziemlich hart gefallen bin, haben wir darüber gesprochen und ich habe ihm erklärt, dass ich ersteinmal nicht mehr mit ihm spielen möchte. Denn ich konnte mir einfach keinen Reim darauf machen, warum ich auf einmal so abgestürzt bin. (Rückfall in Verhaltensmuster aus der Beziehung: isolieren, depressive Gedanken...)
Der Kontakt zu ihm ist nie ganz eingeschlafen und zuletzt wieder intensiver geworden, weshalb ich intensiver darüber nachgedacht habe woran der Absturz eben gelegen haben könnte. Und wenn es um Abstürze geht, dann liest man eben immer wieder auch von schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit. Dabei flackerten dann immer wieder einzelne Erlebnisse auf, die ich aber Beiseite geschoben habe. Und da kommt die Diskrepanz zwischen dem Erlebten und der eigenen Wahrnehmung des Selbts ins Spiel: ich war mir absolut sicher, dass mir soetwas wie emotionale Gewalt nicht widerfahren sein kann, denn das hätte ich doch sicher rechtzeitig gemerkt! Je mehr ich aber darüber nachgedacht habe, haben sich einzelne Puzzleteile zusammensetzen lassen, bis ich zu der Erkenntnis gekommen bin: verdammt nochmal, Du hast es so in diesem Umfang eben doch nicht gesehen oder nicht sehen wollen!
Wenn Du einen Dom gefunden hast, sollte er genügend Geduld und Interesse an Dir haben, Dich ersteinmal auch außerhalb des Spiels kennenzulernen.
Ihr solltet eine gemeinsame Beziehungsebene schaffen auf der Vertrauen und Wertschätzung möglich ist.
Und für Dich sollte es wichtig sein, ein gutes Bauchgefühl zu entwickeln.
Und genau das habe ich jetzt vor
Der oben erwähnte Dom hat Interesse bekundet. Ich will und muss allerdings vorher mit ihm über das reden, was ich herausgefunden habe, damit auch er sich Gedanken dazu machen kann, ob er sich auf ein solches Spiel einlassen möchte, denn er trägt dabei eine andere Verantwortung als bisher und nur wenn er der Meinung ist und ich das Gefühl habe, dass er mir den nötigen Halt auch bieten kann, kann es weitergehen.
Daher ja auch meine ursprüngliche Frage: geht ihr als Doms anders mit Subs um, die eine Vorgeschichte haben? Und gibt es Subs die etwas ähnliches erlebt haben und durch den Widereinstieg den Stolz auf die eigenen Neigungen zurückgewinnen konnten?