Caballito
Einspruch:
Die Illusion verbleibt den Frauen. Männer sind "Jäger" und Frauen die gewollte "Beute". So war es seit Urzeiten. Wink Ohne Suchen das "Jägers", Auffinden der Augen, Erkennen eines Nickens, vielleicht verbunden mit einem verschämten oder verschmitzen Lächeln wird die Frau überhaupt nicht aktiv. Warum - weil sie nicht beachtet wird, und dies passt ihr ganz und gar nicht. Laughing
Dem habe ich auch gar nicht widersprochen, ganz im Gegenteil.
Habe ich wahrscheinlich ein paar postings früher geschrieben; aber ich meinte genau das: wenn keine Blicke erwidert werden oder eine Frau nicht darauf reagiert, wenn man sie anlächelt, würde ich sie auch nicht ansprechen, erst recht nicht mit irgendwelchen "Anmachtricks". Die Kunst des Flirtens besteht ja gerade darin, dass es nie zu eindeutig ist, eben ein Spiel, und beide eine Rückzugsmöglichkeit haben, ohne das Gesicht zu verlieren.
Und was als erstes gesagt wird, wenn eine Sympathie vorhanden ist, ist glaube ich wirklich unwichtig. Entweder hat man schon wenig später sehr viel zu sagen und man ist einfach auf einer Wellenlänge oder eben nicht.
Ich glaube in völlig anonymen Situationen ist das sehr sehr schwierig, erfordert eine Menge Mut - den ich in ganz anonymen Sitatuationen nie hatte, gebe ich zu - und ist sehr selten erfolgreich.
Ich finde das Beispiel einige postings früher ganz schön, und die Frau, der das passiert ist, war davon ja auch ganz angetan: da hatte ihr jemand, der ihr nur in der Strassenbahn oder im Zug begegnet war, seine Telefonnummer zugesteckt mit einem kleinen Kommentar...
Der hat sie halt nicht penetrant angemacht. Was immer auch daraus geworden sein mag: der hat halt etwas riskiert und von sich preisgegeben: Gefühle gezeigt und seine Telefonnummer und ihr die Wahl gelassen. Davon fühlt sich bestimmt kaum eine Frau belästigt.
Ernsthafter: Vielleicht sollte man nach ähnlichen Situationen im Leben suchen. Da fällt mir der tango argentino ein. Hier gibt es "codigos", als Codes, die das Verhalten und die Technik für das Finden eines Tanzpartners in den "milongas" (Ort zum Tanzen) beschreiben. Es handelt sich um den "Cabeceo" (von la cabeza = Kopf), einer traditionellen Technik für das Auffordern der Tanzpartner, unter Verwenden von Augenkontakt - und - Kopfbewegungen aus größerem Abstand. Die Frau wird nicht angemacht, etwa von Hinten oder der Seite angequatscht. Man hechelt auch nicht über die Tanzfläche, holt sich womöglich einen "Korb" ab, um sich zurück zu trollen.
Der Cabeceo im Alltag ist äußerst hilfreich. Eine Frau, die gefunden werden will, läßt sich hierauf immer ein. Das sich anschließende Gespräch "ohne Anmache" ist unvermeidlich, ja eigentlich zwingend notwendig. Wink
Was du da beschreibst, ist eigentlich der Schutz, den Konventionen und Regeln bieten.
Um nicht missverstanden zu werden: ich wäre glaube ich wirklich der allerletzte, der irgendeinen Werteverfall beklagen würde oder meint, dass angeblich irgendwelche Feministinnen oder bösen 68er unsere Heiligtümer zerstört hätten. Gott oder wer auch immer sei dank, dass es beide gegeben hat.
Aber neben dem Mief und dem Verlogenen, das Konventionen oft haben, gibt es eben auch einen zweiten Aspekt, den du anhand des Tangos beschreibst: wo es ein Spiel und Spielregeln gibt, kann man und frau auch damit spielen und diese gleichzeitig als Schutz benutzen.
Ich glaube, ein Grund dafür, dass es zwischen Männern und Frauen heute so schwierig ist, ist dass wir diese Konventionen nicht mehr haben und auch nicht spielen können; andrerseits aber auch nicht ganz ohne diesen Schutz auskommen und uns nicht wohl dabei ist, so direkt sein zu müssen:
A la "nice shoes, wanna fuck?" (Ziemlich intelligenter und philosphischer Witz, finde ich)
Und was Männer immer auch bedenken sollten - ich bitte für Verallgemeinerungen um Verzeihung!:
1. Frauen sind Nahbereichsmenschen
2. Kein Mann hat Angst davor, von einer Frau angesprochen zu werden, und kaum einer denkt, wenn eine Frau ihn anspricht, darüber nach, ob sie nur Sex wolle etc., Frauen tuen das aber, und aus guten Gründen. Ich weiss, dass auch viele Frauen einfach mal Lust auf Sex haben usw.; aber ich behaupte trotzdem, dass das für Frauen in der Regel problematischer ist. Die Perspektive ist eine andere.
und 3. wäre da immer noch, wenn ein Mann, der eine Frau, die ihn nicht kennt "anmacht" oder mit ihr flirtet, das Thema Gewalt, das für Männer auch kein Thema ist. Du als Mann magst zwar wissen, dass du eine Frau einfach nur kennenlernen möchtest und toll findest und selbst wenn du gern Sex mit ihr hättest, würdest du selbstverständlich trotzdem nur einen Apfelsaft mir ihr trinken, wenn das alles ist, was sie will. Aber woher soll sie das wissen, wenn sie dich nicht kennt?
Dirk