Einen IQ-Test
zu schaffen, ist unglaublich schwer, denn dazu müssen erst wissenschaftlich Thesen gebildet werden, sollte heute auch die Hirnforschung beitragen. Dann kommt die Ausarbeitung des Fragenkatalogs nach verschiedenen Unterkategorien, meist nach Sprachintelligenz und Handlungsintelligenz, sowie auch emotionaler Intelligenz getrennt. Das alles muss zuverlässig normiert werden, wozu man einige Tausend Menschen braucht. Kommt der Test zum Beispiel aus den USA, muss er in Deutschland neu normiert werden. Erst nach Jahren kann ein Test auf den Markt kommen. Die Überarbeitung beginnt in diesem Moment.
Das alles ergibt den IQ, wobei manche Tests auch nur einen Prozentrang ausweisen. Die klassische Definition ging davon aus, dass IQ 100 bedeutet, dass 50% der Menschen darunter angesiedelt seien, 50% darüber (bis ca. IQ 180). Schon diese Annahme zwingt zur Kritik. Noch schwieriger wird es, wenn man die Qualität verschiedener Tests vergleicht. Ganz schlimm aber ist die Durchführung, denn selbst unter Laborbedingungen kann nicht gewährleistet werden, dass gleiche Bedingungen herrschen. Der Tester kann schlecht drauf sein, kann großzügiger oder strikt bewerten, die Stoppuhr kann defekt sein- und vor allem ist kein Mensch heute so drauf wie morgen. Unter Migräne erhält man völlig andere Werte der gleichen Person als ohne.
Konsequenz: der Gutachter muss sich aller Fehlerquellen bewusst sein und darf auf keinen Fall davon ausgehen, dass IQ 75 eine Woche später immer noch IQ 75 ist. Je tiefer der zunächst ermittelte Wert im unteren Bereich liegt, desto wahrscheinlicher, dass spätere Tests einen höheren Wert ergeben. Man versucht das einzukalkulieren, indem man bei der Normierung Standardabweichungen festlegt. Das bedeutet dann zum Beispiel für Test X +/- 6, was bei IQ 75 bedeuten kann, dass der IQ irgendwo zwischen 69 und 81 zu vermuten ist. Aber auch die Standardabweichungen lassen offen, ob nicht irreguläre Bedingungen einer fehlerhaften Testdurchführung vorlagen.
Der IQ ist lediglich ein Anhaltspunkt. Wenn ich sage, ein Meter Kunststoffprofil, ist das gleich einem Meter Holz (wobei Temperaturschwankungen auch das leicht ändern können). Aber wenn einer für sich einen IQ nennt, muss das noch lange nicht bedeuten, dass er so klug ist, wie der, der diesen auch nennt. Und nun nochmals ganz schwierig für Laien: diese Untertests /Skalierungen müssen einzeln betrachtet werden. In der Summe scheint 100 auch 100 zu sein bei gleichem Test. Aber die Untertests messen ganz verschiedene Begabungen, die zusammen 100 ergeben. So kann einer mathematisch eine Begabungsinsel haben, aber sprachlich auf sehr niederem Niveau bleiben. Erst die differenzierte Betrachtungsweise liefert dem Fachmann die nötigen Informationen um zum Beispiel Berufsberatung zu machen.
Dabei belasse ich es. Ich hoffe aber, dass der eine oder andere Leser versteht, wie schwierig das Metier ist, vor allem auch in Bezug auf die Fragestellung des TE.