halt_er_los schrieb:
Und denkst Du, wenn niemand Dir gut genug ist, daß er dann wissen muss was in Deinem Kopf abgeht?
Nein, es ist eher so, dass ich zuerst nur durch die willentliche Entscheidung, mich aktiv jemandem zu unterwerfen, diesem Menschen die Chance geben konnte, emotional an mich heranzukommen und mir zu zeigen, dass er mindestens genauso klug und stark ist wie ich selbst und auch für mich richtige Entscheidungen treffen kann - früher hab ich mich grundsätzlich ausschliesslich auf mich selbst verlassen und mich eingemauert, und das ist erstens anstrengend und macht zweitens einsam (wenn man nicht umgekehrt genau das als Top kultiviert, das geht auch). Inzwischen klappt das alles auch ohne SM (bzw. D/s in dem Fall) - ich kann inzwischen auch Menschen ganz normal auf Augenhöhe begegnen, ohne mich entweder endlos überlegen zu fühlen, oder, wenn ich das nicht will, als Ausweg nur das andere Extrem zu sehen und mich runtertreten zu lassen.
Aber das war wohl meine Hauptmotivation, mit BDSM anzufangen, soweit ich mich da selbst durchschaut habe, und der bewusste Umgang mit Machtstrukturen in emotionalen Beziehungen hatte da durchaus einen selbsttherapeutischen Effekt.
(Das war der Seelenstrip zum Mittwoch. ;))
Hier schreibst Du etwas, daß ich ähnlich sehe. Aber ob das wirklich nur durch BDSM möglich ist, frage ich mich ständig. Denn eigentlich reisst doch nur der bei Dir die Mauern ein, der Deiner würdig ist in Deinen Augen. Und vor allen Dingen jemand, der Dein Vertrauen hat.
Ja, aber das reicht doch. Jeden muss man ja auch nun wieder nicht so nahe an sich heranlassen. Oder meinst du, dass das Vertrauen zuerst da sein muss, und das nur umgekehrt durch Nähe entstehen kann, die aber wiederum bloss durch die Unterwerfung entsteht, für die es Vertrauen braucht? Um dem Zirkel zu entgehen, muss man mindestens einmal springen und bewusst einen Vertrauensvorschuss liefern, anders geht das glaube ich nicht.
Abgesehen davon, nein, das ist sicher nicht
nur durch BDSM möglich, es gibt bestimmt auch Vanillas mit ähnlichen Problemen und anderen Lösungsstrategien. Und man entwickelt sich ja auch weiter, ich zum Beispiel "brauche" SM inzwischen nicht mehr, um Nähe zulassen zu können. Funktioniert aber immer noch mit am besten.
Daher denke ich für mich, daß nicht nur BDSM einen Menschen stärker macht, sondern einfach dieses Wissen zu sich selbst und zu seiner Neigung zu stehen. Egal welche Neigung das auch immer sein mag.
Ja, und Selbsterkenntnis und Wissen um die eigenen Grenzen macht auch ganz unabhängig von sexuellen Neigungen stark. Ich gehe davon aus, dass beispielsweise ein Extremsportler aus seinen Grenzerfahrungen ähnlich Kraft zieht wie ein SMer.
LG,
Nymphe