Eine Ermutigung
Wir haben einen Sohn (16), mit dem wir seit jeher absolut offen über Sex reden, und zwar in jeder Hinsicht. Und er dankt es uns. Das war auch schon so, als er noch 7 oder 8 war und mit den ersten Fragen kam (z. B. warum Leute sich küssen, wo das mit der Spucke doch so eklig sei).
Er will auch nicht, dass man ihm nachspioniert (machen wir auch nicht), aber er kommt von sich aus mit den seltsamsten Fragen oder spricht einfach alles an, was ihn beschäftigt. Neulich z. B. erzählte er, dass ihm jemand in der Schule auf einem Handy gezeigt habe, wie Gina Wild es mit einem Pferd getrieben habe, und das sei ja voll krass gewesen. Ob das nicht weh täte, fragte er, und er diese Gina Wild überhaupt sei und warum sie es mit einem Pferd mache. Ob sie keinen Mann findet?
Wir haben ihm alles erklärt - und er war zufrieden. Und so haben wir es schon immer gemacht, ihm aber niemals Gespräche aufgedrängt, aber jederzeit alle Fragen offen und ehrlich beantwortet. Auch wenn es z. B. um 0190er-Nummern ging (ein Kumpel von ihm hat damit seiner Eltern fast mal in den Ruin getrieben) oder um Selbstbefriedigung, um besondere Praktiken u.s.w.!
Fragt er, warum manche Männer Frauen lecken, erklären wir es ihm, und will er wissen, was eine Clitoirs ist, zeigen wir es ihm in unseren Büchern und versuchen ihm zu vermitteln, wie wichtig es eines Tages mal für seine Freundin sein dürfte, wenn er sie auch dort liebevoll verwöhnt. (Er hat keine Freundin, weil er zur Zeit alle Mädchen in seinem Alter nur doof findet.) Und alles ist in keinster Weise peinlich oder verkrampft, sondern locker und manchmal sogar richtig lustig.
(Zum Beispiel mussten wir alle drei mal vor Lachen uns die Bäuche halten, als der Antaghar erzählt hat, wie er mal - als Junge - beim Onanieren aus dem Bett gefallen ist sich fast etwas abgeknickt hat.)
Wir beide, die Antagharin und der Antaghar, wurden keineswegs frei erzogen, eher im Gegenteil. Aber wir empfinden all diese Gespräche und den Umgang mit unserem Sohn als sowas von befreiend und wohltuend, auch für uns.
Vielleicht macht Euch das Mut? Es ist völlig in Ordnung, und Ihr tut Euren Kindern etwas Gutes, wenn ihr unverkrampft und locker mit ihnen darüber redet - ohne dabei aufdringlich zu sein.
Wir behaupten hier mal ganz frech (Ihr dürfte uns gerne widersprechen): Wer auch als Erwachsener noch nicht frei und offen über Sex reden kann, auch nicht mit seinen Kindern, der kann auch nicht dazu stehen, dass er Sex hat und liebt. Sondern der schämt sich irgendwo und irgendwie noch immer dafür und findet es peinlich. Aber warum???
So vermitteln wir auch unseren Kindern, dass Sex etwas Schwieriges ist, etwas Dreckiges, etwas über das man nicht redet. Oder wenn, dann ist es kompliziert und verklemtm und peinlich. Und das wäre doch schrecklich. Oder wollen wir das?