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SUB trägt Mitverantwortung

SUB trägt Mitverantwortung
Eine sehr streitbare Frage. Wieviel Verantwortung trägt SUB?

Nehmen wir an, SUB erlebt einen "Absturz", und DOM hat diesen nicht leichtfertig oder böswillig herbeigeführt, das Auffangen klappt nicht ganz, und SUB leidet für Wochen, Monate, Jahre, ein Leben lang, wie hier desöfteren beschrieben.

Ist der DOM der Bösewicht, ist SUB Opfer oder Memme?

Meine Ansicht ist, SUB trägt eine gehörige Portion Mitverantwortung.

• den Partner zu wählen, der auch im Geiste stimmig für sie zu sein scheint
• von Anfang an deutliche Grenzen zu setzen
• feedbackfähig zu sein, auch im Spiel
• mal Fünfe gerade sein lassen zu können, für den einen Moment

Berechtigte Rückfrage, wie soll das einer Anfängerin gelingen?

a) Bauchgefühl achten
b) Mut
c) Distanz und Rückzugsmöglichkeit nutzen, neu denken

a) - c) REDEN

Ich will die DOMs nun wirklich nicht ihrer Veranwortung für das Wohlergehen ihrer Subs entledigen, aber wer, wie ich, nicht an Götter glaubt, muss sich selbst um sich kümmern.

Was denkt ihr dazu, wieviel Verantwortung trägt SUB?
*******Pain Paar
256 Beiträge
Meiner Meinung nach, trägt der DOM die Hauptverantwortung. Er entlastet die sub nach bestem Wissen und Gewissen von Ihrer Verantwortung und hat dafür zu sorgen, dass keine Fehler passieren.

Dennoch können Fehler passieren. Bei aller Vorsicht wird auch mal etwas schief gehen. Ist der Schaden angerichtet, muss er bei der Begrenzung ebenfalls bestmöglich agieren...

Ich denke, soweit sind wir uns einig. Die sub trägt Mitverantwortung in folgendem Punkt:

=> Bin ich bereit das Risiko einzugehen, meine Verantwortung und Sicherheit einem anderen zu überlassen?

Wer die Frage leichtfertig mit "ja" beantwortet, ohne sich über mögliche Konsequenzen im Klaren zu sein, trägt einen wesentlichen Teil der Verantwortung. Und wer die Frage mit "ja" beantwortet und das Risiko bewusst in Kauf nimmt, ist in gewisser Weise darauf vorbereitet und kann mit der Situation besser umgehen.

Bei wem die Frage letztlich mit ruhigem Gewissen "ja" lauten kann, dass findet jede sub auf unterschiedliche Weise heraus, aber die wichtigsten Punkte als "Leitfaden" hast Du bereits genannt.

Liebe Grüße,
M.
*******2_nw Frau
174 Beiträge
liebe alre...
heute nur noch kurz...

sub trägt mit die höchste verantwortung die man tragen kann, wenn man sich mit einem anderen menschen in eine verbindung begibt.

es ist wie mit dem kleinen prinzen und seiner rose.....

lg
*********nw_nw Mann
20 Beiträge
Also meiner Meinung nach, sollte man erstmal jemanden gut kennenlernen, bevor man sich fallenläßt.

Das beste ist eigentlich, mit der /dem Ex zu sprechen. Kann zwar eine extrem negative Meinung zurückkommen, aber der Ex sieht einen Ex Partner normalerweise nicht mehr durch die rosarote Brille.

Und der DOM sollte soviel Selbstdisziplin / Verantwortungsgefühl haben, dass er lieber ne Szene positiv versaut (z.B. Stimmung versauen) und damit das Spiel abbrechen, bevor was ernstes passiert.
Hi.

Die komplette Verantwortung fuer irgendwas abgeben geht meiner Meinung nach nicht.

Wenn jemand "in Aktion" meint, er gibt Macht und Verantwortung ab, ist er zumindest durch dieses wissentliche Abgeben ebenso verantwortlich fuer die Aktion und fuer die Folgen. SSC-konform mit Safeword gespielt? Dann hat man die Verantwortung dafuer, im Ernstfall davon Gebrauch zu machen. Eher RACKich unterwegs? Vielleicht weiss man nicht was genau passieren wird, aber man ist einverstanden damit, man legt sich den Zwang ja selbst auf. Ich sehe da keine Stelle, an der Sub oder Top keinerlei Verantwortung fuer das Geschehen hat. Hier gehe ich aber (natuerlich) immer von "consensual" aus.

Es mag sich etwas verschieben, wenn man moegliche Folgen gewichtet. Das muss man aber nicht unbedingt...

Aufgrund fehlender Erfahrung moechte ich uebrigens TPE ausklammern. Kann sein, dass ich an der Stelle eine andere Meinung haette.

Die andere Frage, wie man damit sinnvoll umgehen koennte, puh, finde ich schwieriger. Einiges, was helfen koennte (vor allem sehe ich da das Bauchgefuehl!), hat die TE ja schon genannt, ausser "reden - mit anderen, die aehnlich drauf sind", also Meinungen, Gedanken, Erfahrungen austauschen (bzw einholen, wenn man (noch) keine eigenen hat) faellt mir da nicht viel ein.
Ist vermutlich auch ein Teil des Kicks *g*
*****_wi Paar
56 Beiträge
Liegt doch am Dom auf die Sub zu achten!
Meine auch, daß man als Dom da wesentlich mehr Verantwortung trägt und eben auf den Zustand und die Befindlichkeit der Sub besonders achten soll.

Sollte eigentlich naheliegend sein, so jemand BDSM nicht mit dupfer Grobheit verwechselt, die doch nichts mit Erotik zu tun hat!

(er)
Nichts desto trotz habe ich auch als Sub Verantwortung mir gegenüber. Ich muss schon immer versuchen, zu reflektieren, ob ich über eine Grenze gehen kann oder nicht. Solange ich nicht gerade "fliege" und zu keinem rationalen Gedanken mehr fähig bin.
Denn solange ich fähig bin, möglicherweise einen Abbruch per safeword auszulösen, solange bin ich auch in der verantwortung das zu tragen, was passiert, wenn ich das jetzt NICHT tue, sondern dem Dom weiter folge.
Ich muss meine Grenzen kennen und diese kommunizieren, selbst der empathischste Dom kann nicht in meine Seele oder mein Hirn sehen.

Bin ich jedoch in einen Zustand des erotischen Wahns getrieben, der mich auf das geistige Niveau eines Regenwurms degradiert, dann KANN ich meiner Verantwortung mir gegenüber nicht mehr nachkommen, bin ich darauf angewiesen, das Dom über mich wacht.
Aber solange Sub kommunikationsfähig ist, hat sie auch die Verantwortung, dieses zu nutzen, wenn nötig.

Meine 2 ct.
***ra Frau
336 Beiträge
....
BEIDE tragen Verantwortung GLEICHERMAßEN.

Der Dom, welche einen Menschen vor sich zu knien hat oder ähnliches.

Die Sub, welche Verantwortung abgibt und sich in die Fängen des Doms begibt.

....
.....

Man kann hier sicher viel hin und her philosophieren, das der Dom der Bestimmer ist............
Letztenlich stecken hinter beiden parts Menschen, welche sich ihrem Handeln und Tun bewusst sein müssen. Auch deren Konsequenzen.

lg
der BGH (Bundesgerichtshof) hat hierzu
sogar Stellung nehmen müssen.

Vielleicht ist es nicht ganz richtig in diesem Thread, aber ich glaube, dass es halbwegs passen könnte.

http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py? Gericht=bgh&Art=en&sid=b063df1acc47d99ca5eef5acb438a037&client= %5B%273%27%2C+%273%27%5D&client= %5B%273%27%2C+%273%27%5D&nr= 29282&linked=pm&Blank=1


Sollte der Link nicht funktionieren, hier der Leitsatz des damaligen Urteils:

Einverständlich vorgenommene sadomasochistische Praktiken, die zu Körperverletzungen führen, verstoßen nicht als solche gegen die "guten Sitten" im Sinne von § 228 StGB.
Sittenwidrig ist die Tat jedoch, wenn bei vorausschauender objektiver Betrachtung der Einwilligende durch die Körperverletzungshandlung in konkrete Todesgefahr gebracht wird.

Urteil des 2. Strafsenats vom 26.5.2004 - 2 StR 505/03

Hierzu gibt es auch eine - oben verlinkte - Pressemitteilung, die die Sache anschaulicher darstellt.

Grüße, Adson
beim Wurm ist Sense
Hi liebe Lethe, der sich vor Geilheit windende Regenwurm bringt es wirklich auf den Punkt. Wenn es so weit gekommen ist, hat DOM die volle Verantwortung.

Aber vorher, angefangen beim Flirten, weiter zum Spankingspiel über dem fremden Knie, bis hin zur peinlichen Mösenbeschau, was auch immer ihr gerne spielt, VOHER kann eine SUB, die sich unbehaglich fühlt, der tausend Gedanken durch den Kopf schießen, sich doch äußern, Körpersprache, Worte, was auch immer der DOM zu verstehen scheint.

Es gibt doch spielimmantente und situationsangemessene Äußerungsformen, mit denen SUB ihren Bedürfnissen Ausdruck verleihen kann, es geht viel mehr, als nur der kalte Abbruch.
erst wollte ich gleich lostippseln -- und dann fiel mir auf, wie vielschichtig das Thema ist.

Dom ist immer schuld -- verantwortlich für Seele, Geist und Wohlergehen der Sub- selbst wenn diese nicht in der Lage ist, Alarm zu signalisieren und glaubt, das Dom Hellseher ist. Er ist verantwortlich dafür das es Sub gut geht, - ist Wunscherfüller usw.

Mein Mitgefühl für die Doms -- denn wenns so aussieht, dann könnte ich glatt verstehen, wenn alle Menschen nur noch Sub sein wollen.

Nein - im Ernst -- war auch nicht provokant, sondern nur überspitzt gemeint.

Als Sub -- nein als Partnerin und Mensch, bin ich grundsätzlich zumindest für meine Selbstfürsorge und ein gewisses Maß an Eigenverantwortung verantwortlich. -- Und ich bin auch verantwortlich für meinen Partner und Herrn - für sein Seelenleben, sein sich Wohl fühlen, -- und auch dafür, erkennen zu können, wenn die teilweise abgegebene Verantwortung in gewissen Zeiten zur Last und zu schwer wird.

Ich las im Profil einer Freundin (deshalb darf ich es auch verwenden) was gerade dies sehr deutlich macht:

Du darfst mir aufbürden, was dir zu viel wird.
Und wenn mir vom Schleppen die Sicht verloren geht,
dann verlasse ich mich darauf, das du mich führst.
So werden wir gemeinsam mit den größten Lasten fertig.
Du bist die Welt in der ich lebe.

Mir ist klar, das diese Dinge für einen Newbie natürlich sehr schwierig sind - vieles ist Entwicklung -- und die geht mitunter auch nicht schmerzlos und schadlos vor sich. Da mag vielleicht noch ein wenig SSC hilfreich sein.

Ansonsten -- zum Urteil was angeführt wurde:

Rechtssicherheit gibts in dem Bereich wohl kaum. Selbst ein Vertrag indem auf alles verzichtet wird, wird wenn die Beziehung kaputt geht, als sittenwidrig angefochten.

Und ich komme nochmals auf SSC zurück -- für Anfänger vielleicht ein erster Anhaltspunkt -- ansonsten vertrete ich eher die These von RISC und dem Bewußtsein, das es keine Sicherheit gibt. Und man sich dieses Risikos in vollem Umfang bewußt sein sollte.
Persönlich halte ich das für ehrlicher -- als sich in vermeintlicher Sicherheit zu wiegen.

Und auch über den gesunden Menschenverstand (wer vermag den zu beurteilen) -- oder die Einvernehmlichkeit (bei völliger Machtübergabe) ließe sich z.B. bei TPE und TiH Beziehungen streiten.

Da landet man sehr schnell beim Meta-Konsens. -- Den ich ehrlich gesagt auch noch nicht genau erklären kann.

LG angelika_F
*******pain Paar
389 Beiträge
Verantwortet
Generell und theoretisch hat immer jeder Mensch, gleich ob Sub, Dom, Switcher oder ein solcher, der von BDSM nichts wissen will, Verantwortung für sich selbst. Kinder ausgenommen. Und weil Verantwortung für sich selbst schwer zu tragen ist, ist es in unserer Gesellschaft ein beliebtes Spiel, Verantwortung abzugeben und es sich bequemer, verantwortungsloser einzurichten. Wenn dann etwas schief läuft, kann man den Chef, die Bundesregierung, die Ehefrau, die Schwiegermutter und den Automechaniker beschuldigen. Sich selbst zu beschuldigen ist dagegen die schwerere Übung.

Gleichzeitig hat jeder Mensch, wenn er mit anderen zusammen ist, auch Verantwortung für diese. Beim Flugzeugpiloten leuchtet es noch ein, dass dieser Verantwortung für die Passagiere hat. Dass man als Autofahrer auch Verantwortung für die anderen Verkehrsteilnehmer hat, ist schon schwerer einzusehen, denn die anderen fahren ja so unfähig blöd in der Gegend 'rum. Dass man aber für seine Arbeitskollegin oder gar für seine Chefin auch Verantwortung hat, will so gar nicht in den Kopf. Dabei liegt es in unserer Macht, ihnen den Tag zu vermiesen. Und wer Macht hat, hat Verantwortung. Wie soll man da verstehen, wie eine gefesselte, geballgagde Sub Verantwortung für ihren Dom haben soll?

So viel zur formalen Ethik. Mir, liebe wired, ist deine Fragestellung suspekt, weil Verantwortung ein juristischer Begriff ist (deshalb "verantwortet" man sich vor Gericht für seine Taten). Und die Juristifizierung menschlicher Beziehungen passt mir nicht, weil die "Härte des Gesetzes" (auch des moralischen) mir zu lieblos ist.

Meine Geliebte und ich hatten einmal ein Spiel, das sie nahe an einen Absturz brachte. Ich habe mich vor mir selbst zunächst herausgeredet, dass sie ja das Stop-Wort nicht gebraucht hatte, und mich daher auch keine Verantwortung träfe. Welch' billige Ausrede! Mit formaljuristischen Erörterungen kommen wir nicht weiter, wenn es um seelische Schmerzen geht. Ich hätte erkennen müssen, dass sie nahezu besessen war vom Ehrgeiz, das Stop-Wort nicht zu gebrauchen, und sich damit überfordert hat. Mir wurde klar, dass ich in meinem erotischen Wahn (du kannst auch Geilheit dazu sagen) den Kontakt zu ihr verloren hatte. Und ich war nicht aufmerksam genug, das Spiel genau da abzubrechen.

Worum geht es also? In einem anderen Thread schrieb eine Frau so herrlich: "Ich will ihm mein ganzes Ich schenken". Damit will sie (so verstehe ich sie) keinesfalls Verantwortung abgeben, sondern ein Zeichen ihrer hingebungsvollen Liebe setzen. Und sie hofft darauf, dass der Mann sie ebenso hingebungsvoll liebt und sich daraus eine Verlässlichkeit ergibt, die beide durchs Leben tragen kann. Ein solches Sich-Öffnen macht verwundbar; indem ich mich jemandem öffne, gebe ich ihm die Macht, mich zu verletzen. Damit hat er für mich Verantwortung. Ich habe sie ihm aufgezwängt. Wollte er das? Habe ich ihn gefragt? Kann ich sie einklagen (viele Menschen, hier im JC, klagen sie ein, unter Tränen, natürlich vergeblich)?

Ich glaube, das Hin und Her der Verantwortung führt uns nicht weiter.

Statt "Verantwortung" möchte ich lieber Bewusstheit und Bejahung sagen. Wenn wir uns auf einen anderen Menschen einlassen, lauert die Gefahr, dass wir ihm unser Herz öffnen und später von ihm fallen gelassen werden. Da diese Gefahr eh' unausschliessbar ist, ist es wichtig, sich an die eigene bewusste Bejahung zu erinnern, wenn's später schief geht. Das gilt im Kleinen auch für eine Session. Wenn ich als Sub meine erotischen Träume Realität werden lassen will, gibt es immer ein Restrisiko des Absturzes. No risk, no fun, heisst es so banal wie wahr. Aber ich denke, dass jemand, der sich an seine bewusste Entscheidung, sich auf ein Spiel einzulassen, erinnert, besser damit klar kommt,. wenn es schief ging.

Bewusstheit meint: den klaren Blick für sich selbst und den anderen anzustreben. Das erfordert meist, die eigenen Träumereien für zehn Minuten hintan zu stellen, denn nur zu gerne sehen wir in uns und dem anderen nur das, was wir träumen.

Mit solch' Bewusstheit können wir auch das Risiko abklären, das wir einzugehen bereit sind. "Wie viel Katzenjammer für wie viel Rausch?" fragte ein anderer Poster hier in unserer Forumsecke.

Und die Verantwortung für den anderen? Auch hier bevorzuge ich ein anderes Wort. Ich nenne es Fürsorge. Wenn Sub mit Dom fürsorglich umgeht, leitet sie ihn dahin, dass er weiss, wie er mit ihr spielen muss, kann, darf und soll, dass es beiden Spass macht. Etwa, wie du schreibst, indem sie vorher mit ihm redet – und dabei auch noch seine Reaktionen und Antworten prüft.

Du siehst, irgendwie scheint mir deine Verantwortungsfrage gar nicht nur auf Subs bezogen zu sein. Ich glaube, es geht um ein allgemeines Lebensprinzip, dessen Kehrseite in einer Sub-Dom-Beziehung nur exquisit zum Vorschein kommen kann (vgl. "Verlassene Subs", "Ist Absturz nötig?" etc.).

Aber genau genommen fehlt es uns allen, mehr oder weniger, an Bewusstheit, Bejahung und Fürsorge.

stephensson
art_of_pain
wie wahr
Lieber stephenson -- Art of Pain

dein Beitrag ist "der Nagel auf den Kopf".

Fast jedes weitere Wort zerstört den Zauber, deiner Ausführungen.

Vieles fühle ich, ohne es so in Worte fassen zu können wie du es hier getan hast.

Ein kluger Mann (mir fehlt grad sein Name) hat mal sinngemäß gesagt:

Wenn du das Herz und das Vertrauen eines Menschen gewinnst, dann bleibst du ein Leben lang dafür verantwortlich.


.....leider lebt heute kaum noch jemand in diesem Bewußtsein.

LG angelika_F
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
Hochinteressant!!!

Und wie so oft, kommt es bei der Beantwortung der Frage auf die unterschiedlichen Situationen an.
Ich will mich jetzt nicht in die Verantwortungsfrage bei der BDSM-Ausübung stürzen. Viel interessanter ist es, die Frage aus dem Blickwinkel "bevor es zur Ausübung kommt" zu beantworten.
Vollkommen unerheblich ist es, ob die Partner sich "gerade erst" kennenlernen oder in einer bestehenden Partnerschaft eine neue Ausübungsvariante hinzu kommt.

1. Gedanke: Derjenige, der die Idee hereinbringt, hat zunächst die Verantwortung dafür, daß alles richtig verstanden wird ... erst dann kommt es zur Ausübung.

2. Gedanke: Reden ist ja nett. Aber kann ein Mensch alle Möglichkeiten vorhersehen, die auftreten können? Was ist, wenn Ausnahmesituationen entstehen und wer kann vorhersagen, wann Ausnahmesituationen bei wem auftreten? Ja, ja, Stoppppp...Wort => das ist EINE Möglichkeit der Bremse, aber dann ist mindestens schon eine Seite in der Gefahrenzone. Somit ist es Verantwortung beider Seiten, daß ein ausreichender Spielraum zur Flucht vorhanden ist.

3. Gedanke: BDSM und die Weiten des Universums ... wirklich "erfolgreich" sind beide Seiten nur, wenn Emotionen zugelassen und im gleichen Maß beiderseits Emotionen eingebracht werden. Schauspielerei oder Emotionsverzicht ist ein Gefahrenpotential. Somit tragen beide Seiten Verantwortung für die Sichtbarkeit und Echtheit der [wie sag ich das jetzt?] gezeigten Emotion/Reaktion/Gefühle.

4. Gedanke: Warum soll es nicht auch ein Startwort geben? Wenn Verantwortung übernommen werden soll, dann muß auch der Verantwortungsübernehmer wissen, wann und wo er diese übernehmen muß.

5. Gedanke: Verantwortung ist so ein großes, schönes Wort und wird gerne als Orden verliehen. Für mich hat es einen bitteren Nachgeschmack, weil es eine Vorwegnahme der Schuldfrage ist. Demnach sollten alle Beteiligten zunächst mal klären, was alles passieren kann und dann ernsthaft die Frage nach Verantwortung stellen. Wenn Verantwortung dann bedeutet, daß Schuld einer Seite zugewiesen werden kann, sollten die Leut das ganze einfach sein lassen oder zu einem Juristen ihrer Wahl gehen *zwinker*

Michael
(er von Trout)
*******Pain Paar
256 Beiträge
Nur kurz...

Gedanke #2: Ein Stoppwort ist schön, führt aber zum Abbruch. Man kann andere Signale vereinbaren, die VOR dem erreichen einer Grenze gegeben werden. Je besser Dom und sub sich kennen, desto besser kann Dom die Situation einschätzen und schon frühzeitig eine Vermeidungsstrategie fahren. Reden ist eine gute Möglichkeit sich kennenzulernen - man kann es aber auch übertreiben mit der "Theorie".

Gedanke #4: Ja, in einer Beziehung, die nicht auf 24/7 etc. basiert, muss es meiner Meinung nach sogar ein Startwort geben. Zumindest macht es viele Sachen einfacher. Sub kann das Wort nutzen um zu sagen "Ich will spielen". Dom natürlich um die Session zu eröffnen. Aber das Startwort muss noch bestätigt werden, sonst startet einer eine Session und der andere will gar nicht *g*

Gedanke #5: Ich (persönlich) hefte mir den Orden an die Brust. Gut, wir leben in einer 24/7 Beziehung (macht es vielleicht einfacher?!?). Wenn ich erwarte, dass sub sich tief fallen lassen soll, dann braucht sie auch die Gewissheit das zu können. Je mehr Verantwortung ich übernehme, desto tiefer kann sich vertrauen aufbauen und desto tiefer kann sie sich fallen lassen. Die Minimalverantwortung, die eine sub immer hat, ist stets den Regeln zu folgen. Und dazu gehören auch Regeln zur eigenen Sicherheit. Alles andere obliegt mir. Schuld = Jurist sehe ich nicht so. Schuld muss man auch vor sich selbst verantworten!!!

cu
M.
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
hm ...
Die Minimalverantwortung, die eine sub immer hat, ist stets den Regeln zu folgen. Und dazu gehören auch Regeln zur eigenen Sicherheit. Alles andere obliegt mir.
... ist für mich ein relativ weit gestecktes Feld.
Dem kann ich jetzt nicht so richtig folgen und bitte um ein wenig mehr Erklärung.
Vielleicht liegt es daran, daß 24/7 nicht unser Ding ist und die Ausübung unserer speziellen Art nicht auf Regelwerken basiert.
Wenn ich als Dom etwas möchte, also Macht ausübe, dann bringe ich Sub genau dahin, wohin ich möchte. Der Einsatz der Mittel obliegt mir ... und ich habe großen Spaß daran, wenn Sub sich nicht gleich meinem Willen beugt. Aber das, was auf die Weigerung folgt (um es klar zu stellen) ist keine Bestrafung. Natürlich habe ich große Verantwortung, daß ich die richtigen (und nicht verletztenden) Mittel wähle.
Die Sub-Verantwortung liegt vielleicht dort, sich nicht zu überschätzen und im richtigen Moment nachzugeben ...

Ganz schön kniffeliges Thema.

Michael
(er von Trout)
Genau
Thats it!
Die Sub-Verantwortung liegt vielleicht dort, sich nicht zu überschätzen und im richtigen Moment nachzugeben ...

****c06 Mann
8 Beiträge
Aber sicher!
Liebe wiredbrain
Ich finde, du schneidest hier ein interessantes Thema an, dass besonders für Anfänger nützlich sein kann. Wenn ich die verschieden Themen/Beiträge hier im JC durchlese, so fallen mir immer wieder die vielen verunsicherten oder ratlosen Neulinge auf, die noch nicht recht wissen, was sie wollen, oder schon erste negative Erfahrungen hinter sich haben.

Du verwendest Wörter wie Bauchgefühl, Mut, Abstürze etc. Getrieben von Verzweiflung und Geilheit gehen viele unnötige Risiken ein und leiden dann an den Folgen oft ein Leben lang. Wenn der Linienpilot ohne Instrumente bei Nebel landen will, so nützt ihm die ganze Ausbildung nichts, eine missratene Landung ist höchstwahrscheinlich!

Auch wenn die Rechtssprechung BDSM als risikoreiche Tätigkeit würdigt, so sind die Schäden oft nicht körperlicher Natur, sondern seelischer. Seelische Schäden können auch zu einer Anzeige führen oder gar vor Gericht enden!

Ich versuche nun einen kleinen Beitrag zu leisten, in der Hoffnung, dass der Anteil der positiven Erfahrungen zunimmt. Meine Ausführungen sind bewusst sehr offen und wage, ich will hier niemanden in ein Schema pressen.

Für alte Hasen mag vieles selbstverständlich sein, aber offenbar kann es leider nicht oft genug wiederholt werden. Die Wörter Dom und Sub verwende ich nicht geschlechterspezifisch, es geht mir hier eher um Rollen, die man einnehmen kann und will.

Das Leben besteht meiner Meinung nach sowieso aus verschiedenen Rollen: Beruf, Familie, Sport, Hobby etc. In jeder Rolle hat man unterschiedliche Werte, Glaubenssätze und Fähigkeiten und man verhält sich auch dementsprechend verschieden.

Nichts gegen 24/7, TPC etc., aber ich glaube es ist nicht unbedingt von Vorteil, wenn man an einem Fussballspiel oder Kinderfest mit einem Verhalten und Outfit teilnimmt, das eigentlich in den Darkroom gehört. Letztendlich ist es egal, ob Eintagesfliege oder langfristige Partnerschaft, was nun folgt, kann, ja sollte überall anwendet werden. Es kann übrigens auch auf andere Bereiche der zwischenmenschlichen Kommunikation und Beziehung angewandt werden *g*

Du verwendest das Wort Mitverantwortung, dass meiner Meinung nach aus zwei Teilen besteht: Bei „Mitver“ geht es hier wohl um gemeinsames, zwischenmenschliches und bei „antwortung“ geht es wohl um die Kommunikation. Einer Antwort (verbal oder nonverbal) geht immer ein Auslöser voraus (verbal oder nonverbal).

Wer BDSM oder sonst irgendeine freiwillige Aktivität betreibt, tut dies normalerweise um eigene Bedürfnisse, Phantasien, Wünsche etc. zu befriedigen. Es ist deshalb von Vorteil zu wissen, wo die eigenen Bedürfnisse im BDSM liegen. Und wenn man diese Leidenschaft mit einem anderen (oder mehreren!) Menschen teilen will, ist es ebenfalls von Vorteil, wenn man dessen Bedürfnisse Phantasien, Wünsche etc. kennt.

Die entscheidende Frage lautet meiner Meinung nach: Wie finde ich einen Partner, dem ich vertrauen kann und mit dem BDSM Spass macht?

Als erste würde ich mir einmal Gedanken machen, wo meine Bedürfnisse im zwischenmenschlichen Bereich liegen (in der aktiven oder passiven Rolle): z.B. Nähe, Intimität, Zärtlichkeit, Demütigung, Dominanz, Ohnmacht, Unterwerfung etc. Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse und Vorstellungen. Oft hilft es, seine Gedanken auf ein Blatt Papier zu bringen oder gar ein Mind Map zu erstellen. Dieser Prozess kann man alleine durchführen oder sich gegenseitig abfragen, wie immer es auch für euch stimmt.

Als zweiten Schritt sollte man sich fragen, wie diese einzelnen Werte im Detail aussehen: z.B. wann/ wie/ wo will ich mich (oder du dich) gedemütigt fühlen? Es kann auch hilfreich sein, in allen fünf Sinneskanälen eine kleine Gedankenreise zu machen:
- Was für Bilder willst du sehen, wenn du gedemütigt wirst? Wie ist der Raum “möbliert“? Ist es hell oder dunkel? Was für Outfits werden getragen etc. (Kopfkino!)
- Was für Stimmen, Geräusche, Worte, Musik etc. willst du hören, wenn du gedemütigt wirst?
- Was willst du spüren/ fühlen wenn du gedemütigt wirst? (Schmerz, Lust, Temperatur, Enge, Kitzeln, LLL etc.!)
- Was willst du riechen wenn du gedemütigt wirst?
- Was willst du auf deinem Gaumen verspüren, wenn du gedemütigt wirst?

Wenn’s stimmt, kann man kann hier sehr ins Detail gehen, dem gegenseitigen Verständnis und Vertrauen kann’s nur nützen. Es wird dadurch auch sehr schnell klar, ob eine genügend grosse gemeinsame Schnittmenge vorhanden ist. Es ist auch wichtig zu kommunizieren, was man nicht will oder wo man schlechte Erfahrungen gemacht hat. Fragen wie: “Was waren deine (z.B. fünf) besten/schlechtesten Erlebnisse im BDSM bisher? “ können da weiterhelfen.

Es kann natürlich auch Wert-/Zielkonflikte geben, z.B. BDSM und Familiengründung oder berufliche Verpflichtungen. Diese gilt es sorgfältig abzuwägen.

Sollte eine genügend grosse gemeinsame Schnittmenge vorhanden sein, geht es in einem nächsten Schritt um die Umsetzung des aufs Papier gebrachten. Es geht hier einerseits um die Fähigkeiten, bisherige Erfahrungen etc. und andererseits um die “Behausung“: Wo findet es statt, in welchem Beziehungsverhältnis, wie oft etc.

Andere partnerschaftliche Aspekte wie gemeinsame Interessen, “Chemie“, Alter, Aussehen lasse ich hier bewusst beiseite, dazu gibt es in diesem Forum andere Orte.

Irgendwann findet man sich dann und fängt mit dem gemeinsamen sammeln von (hoffentlich positiven!) Erfahrungen an. Mit der gemeinsamen Erfahrung sollte einem auch immer wie klarer werden, aus was die beiden Kreise bestehen und wo die genaue Schnittmenge gerade liegt. Es entstehen dann auch Dinge wie: Auslöser, Regeln, Rahmen, Rollen etc.

Ein Problem kann auch sein, dass die beiden Kreise, die die Schnittmenge definieren, nicht konstant sind: Tagesschwankungen oder aber auch längerfristige Veränderungen können die gemeinsame Schnittmenge verändern.

Auch wenn man oft hört, “Ich bleibe so wie ich bin“, so verändert man sich (und seine Bedürfnisse) im Laufe der Zeit. Eine regelmässige Standortbestimmung kann dabei sicherlich helfen, die genaue Grösse der beiden Kreise neu definieren. Oft ist es lustig, alte Aufzeichnungen oder Mind Maps anzusehen, um herauszufinden, wie man sich verändert und weiterentwickelt hat!

Kommunikation und Feedback, vor, während und nach dem Spiel sind deshalb von essentieller Bedeutung, um Abstürze oder gar Traumas zu verhindern! Und wenn man auf dem geistigen Niveau des Regwurms angelangt ist, so muss der Partner dies erkennen und einem vor “ungesunden“ Verlangen schützen.

Meiner Meinung nach trägt jeder Mensch Verantwortung für sein handeln. Solange wenigstens, wie er im gesetzlichen Sinne dazu in der Lage ist. Verantwortung zu delegieren ist einfach, bedingt allerdings gerade beim BDSM grenzenloses Vertrauen in den Partner. Durch gezieltes Fragen, Kommunizieren und Einfühlen lässt sich dieses Vertrauensverhältnis aber sicher schneller erreichen.

Wenn man sich aber ausserhalb der gemeinsamen Schnittmenge bewegt, dann fangen die Probleme an und das Vertrauen ist schnell weg. Es muss beiden Spass machen, sonst kann keine Vertrauensbasis entstehen!

Letztendlich beinhaltet für mich Verantwortung nicht anderes als die gegenseitige Rücksichtnahme auf Bedürfnisse und Gefühle! Herausfinden kann man dies nur durch Kommunikation, alles andere ist hellsehen!

Natürlich sind meine Anregungen nicht abschliessend oder für jeden geeignet, ich bin für jeden Kommentar und/oder Ergänzungen dankbar.


“Es gibt nur einen Erfolg – nach seinen eigenen Vorstellungen leben können.“ (Christopher Morley)
JJJJJepp, und wenn man das alles überlegt hat, formuliert man sein Profil, gibt ne Anzeige auf, und "Booouuummmm" *cool*

Funktioniert immer wieder.

Trotzdem. Ich finde, Sub hat in erster Linie Verantwortung für sich selber, und das ist schon schwer genug im "Ernstfall".
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
miro06, ein langes Posting mit guten Gedanken!

Wichtig erscheint mir, daß Du hervorhebst, daß Dom und Sub Rollenspezifika sind und keine Geschlechtsausprägungen ... das wird in der Diskussion immer wieder mal vergessen von einigen Leuten. *top*

Jetzt mal ein Wort zum Thema der Anfänger und Altgedienten.
Ich bin nicht ganz neu im Thema und trotzdem habe ich immer wieder das Gefühl, daß neue Dinge, neue Eindrücke, neue Varianten auf mich herab regnen. Bei einigen Sachen kann ich folgen ... andere Dinge kann ich mir ansehen, aber nicht für mich ins Leben und Ausüben einfügen, andere Praktiken lehne ich ab.
Jetzt sind wir am Punkt der Verantwortung => ich lehne ab. Ganz Dom natürlich *fiesgrins* Aber warum mache ich das? Es ist kein gutes Gefühl bei der Sache => also lehne ich es ab. Bauchgefühl.
Egal wie undomig das ist, jeder verantwortungsvolle Dom hört auch auf das Bauchgefühl von Sub. Aber dabei muß Dom sich darauf verlassen, daß Sub es auch mitteilt! Wichtiger Aspekt!
Ich kenne ein Paar, bei dem sie eine Praktik verabscheut, sie jedoch ihm zuliebe immer wieder durchsteht ... die Krönung ist, er findet die Praktik zwar nett, aber nicht lebenswichtig. Nun gut, ich sehe hier eine Disharmonie in der Kommunikationskultur des Paares, aber auch einen fehlgeleiteten Verantwortungs-D-Zug, weil das Paar in 24/7 lebt und sie ihm die absolute Bedingungslosigkeit geschworen hat.

[b]grübel[/b] gehe ich jetzt gerade an dem Thema des Threads vorbei?

Michael
(er von Trout)
*grübel* gehe ich jetzt gerade an dem Thema des Threads vorbei?

Nein, im Gegenteil! Er findet es "nett" aber brauchts nicht, sie mag es nicht.
Naja, vielleicht ist "Verantwortung" als Wort zu "hart", aber ich finde durchaus, dass es in der Verantwortung des Einzelnen liegt, deutlich zu machen, was gut und geil ist, und was nicht.

Slightly off topic, wenn er es nicht so unbedingt braucht, warum tut er es dann?
Prinzipiell ist es wohl eher ein Kommunikationsproblem, das gibts in vielen Beziehungen. Aber auch eine 24/7-Beziehung erhebt mich nicht der Verantwortung für mich selber, denke ich.
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
... ich bin fast sicher, er glaubt sie findet es gut.
Aber eines werde ich nicht machen: mich aufklärerisch zwischen die 2 werfen. Nono, das ist meine Verantwortung, mich nicht regulierend einzumischen.

Michael
(er von Trout)
Hm. also wenn ich mit einem der beiden sehr intim befreundet wäre, würde ich ev schon andeutungsweise was sagen, denke ich.

In Verantwortung des Freundes/der Freundin gegenüber.
intensive Momente
*****_ni Paar
3.175 Beiträge
Lethe, das geht in diesem Fall nicht, weil ich mit beiden gleichermaßen befreundet bin und hier eine besonders Situation vorliegt, die ich nicht weiter erklären möchte (würde den Rahmen sprengen).

Ok, nehmen wir es somit als Beispiel der paarinternen Verantwortung und blenden da meinen Part vollkommen aus.

Michael
(er von Trout)
Puhh, verstehe. DAS ist knifflig.
Generell kannst du davon ausgehen, was auch immer du tust, es ist falsch
*hae* *hae*
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