Outing
Bei mir ist es so, dass mein Freundeskreis größtenteils weiß, dass ich eine Teilzeitfrau bin. Es ist von den meisten gut aufgenommen worden, viele wollten daraufhin auch meine zweite Seite kennenlernen. Ich war sogar erstaunt, wie problemlos mein Outing verlief. Es ist auch kein Problem, wenn ich einmal bei dem einen oder anderen en femme vorbeikomme, kommen die Leute zu mir, ist es sowieso so, dass ich meistens en femme bin. Werde ich jedoch zu größeren Veranstaltungen wie zu einer Feier eingeladen, frage ich vorher nach, ob es OK ist, wenn ich als Frau komme, da hier dann doch meistens jemand kommt, der mich nicht kennt und eventuell Berührungsängste hat. Oder es heisst schon von vornherein, aber bitte komme normal.
Im beruflichen Umfeld halte ich es so, dass dort niemand von meiner Andersartigkeit wissen muss, ich muss mit den Leuten dort auskommen, das war es dann auch schon. Im beruflichen Umfeld pflege ich keine weitergehenden Freundschaften. Man muss auch immer bedenken, dass vom Arbeitsplatz die eigene Existenz gewährleistet ist, bei einem Outing am Arbeitsplatz läuft man doch Gefahr, dass man gemobbt werden kann. Man kann zwar nicht wegen seinem Anderssein entlassen werden, aber es gibt doch Situationen, in denen bei Entlassungen nicht nach irgendwelchen Gründen gefragt wird.
Ich bin nicht einmal sicher, ob ich ein Problem damit hätte, wenn es die Kollegen wüssten, aber en femme würde ich mit Sicherheit nicht am Arbeitsplatz auftauchen.
Im familiären Umfeld ist es so, dass da auch niemand etwas weiß, da meine Eltern mit Sicherheit nichts mit diesem Thema anfangen können. Bevor es hier Stress gibt, lasse ich es lieber bleiben.
Eine Partnerschaft gibt es bei mir derzeit nicht, allerdings verlief meine letzte langjährige Partnerschaft bezüglich des Themas TG nicht unproblematisch. Vor 20 Jahren wusste ich selbst noch nicht so genau, was mit mir eigentlich los ist, ich trug damals hauptsächlich nur Feinstrumpfhosen usw., was auf Unverständnis bei meiner Partnerin traf. Erst in den letzten Jahren kam es heraus, dass ich mich komplett zur Frau stylen wollte, wir haben uns dann auch mit der Thematik auseinander gesetzt. Meine Partnerin hat darau hin zwar Toleranz aufbringen können, aber verstanden hat sie es nie. Dass die Bezihung letzten endes auseinander gegangen ist, hat aber nach ihrer Aussage nichts mit dem Thema TG zu tun.
Bahnt sich wieder eine Beziehung an, würde ich von Anfang an mit offenen Karten spielen, da es keinen Sinn macht, einen wichtigen Teil seiner selbst zu unterdrücken und zu verleugnen. Früher oder später kommt es sowieso an Tageslicht, dann kann es dazu führen, dass einem Vertrauensbruch usw. unterstellt wird (konnte er mir das nicht gleich sagen?). Mit einem Partner, mit dem man sich nicht über alles zu reden getraut, braucht man sich dann nicht zu wundern, wenn es dann Probleme gibt.
Man gibt so einem möglichen Partner auch die Gelegenheit, zu überlegen, ob das Gegenüber damit klar kommen kann oder eher nicht. Steht man von Anfang an zu seiner Leidenschaft, ist die Enttäuschung nicht ganz so groß, wenn dann doch nicht passt. Auf der anderen Seiten kann man bei Akzeptanz des Andersseins sicherlich eine großartige Zeit erleben.