Scheitern als Witz
Ich möchte den Gedanken von mnn_54 aufgreifen. Scheitern als Witz macht alles leichter. Das Stichwort ist Resilienz, die Fähigkeit mit Krisen, Scheitern umgehen zu können. Das Grunddilemma ist meiner Meinung nach folgendes: keiner von uns kann die Zukunft auch nur für die nächste Millisekunde vorhersagen oder -sehen. Wir arbeiten auf eine Art immer mit Wahrscheinlichkeiten.
Problem: in Zeiten von Excel und der biblischen Schwemme und Plage von Work-Life-Balance-Anbieterei wird der Eindruck vermittelt, dass Zukunft so exakt planbar ist, dass die Planung Wahr ist. Aber: Jede Prognose ist eben nur eine Wahrscheinlichkeit. So beinhaltet dieses gefährliche Wort WAHR und SCHEIN. Es ist also nur eine Imagination.
Und wenn die Wahrscheinlichkeit als Wahr angesehen wird, ist jede Abweichung ein echter Schlag, weil völlig überraschend.
Wenn die Planung also zum Instrument wird, um eine Zukunftsangst, das nicht-Klar-Kommen mit der Ohnmacht was morgen passiert, dann sind Depression und Seelenkrise ganz nah.
Ich kam zwar aus einem anderen Anflugwinkel, war aber ein echter Planungsjunkie, maße mir also an mitreden zu können an der Stelle. Fast hätte ich mir Parameter als Vornamen eintragen lassen...
Seit ich Frieden damit geschlossen habe, dass ich Planen kann, dass ich Ziele haben kann, ich aber nur mein Bestes dazu tun kann und es letztverbindlich nicht ich bin, der beeinflusst was in meinem Leben passiert bzw. dass es so passiert wie ich das will, ist mein Leben sicher, voll und spaßhaft. Scheitern ist der Tod des Plans und der Tod gehört zum Leben.
Und eines fehlt vielen Zielen und Plänen: Werte. Ohne Werte ist, davon bin ich zutiefst überzeugt, jedes Ziel zweidimensional. Das ist nicht real - das sehe ich in meinem Freundeskreis, wo sie grade der Reihe nach nach gescheiterten Beziehungen, Karrieren oder im vollen Karriereerfolg ausdörren, weil sie den Sinn, den Wert dessen, warum sie eigentlich....???? Nicht mehr sehen oder nie gesehen haben.
LG