Die Lernaufgaben des Lebens
Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass alles, was wir erleben, eine Botschaft enthält. Der Dalai Lama sagte schon immer...er gibt KEINE Zufälle. Das Leben spricht ständig zu uns und die Sprache des Lebens ist die wichtigeste Fremdsprache, die wir lernen sollten bis sie uns nicht mehr fremd ist. Wenn wir diese "Sprache" beherrschen, haben wir gelernt, das Leben zu verstehen.
Das Leben sagt uns in seiner Sprache, wie wir glücklich werden können. Authentisch und wirklich zu leben ist unsere Berufung und das Leben selbst ist unser individueller Einweihungsweg, denn unser Leben ist der Spiegel unseres Bewusstseins. Mit unserem Bewusstsein schaffen wir unsere Welt und über die "Sprache der Lebensum-
stände" zeigt uns das Leben, was wir geschaffen haben und wie wir es verändern können.
Ich habe vor einigen Jahren privat absoluten Schiffbruch erlitten und innerhalb kurzer Zeit die liebsten und wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren. Aufgrund dieses absoluten Tiefs habe ich mich intensivst mit der bekannten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross beschäftige, ich habe Antworten gesucht, warum, wieso, weshalb, dieses Nicht-verstehen können und wollen. Kübler-Ross hat die Erfahrung gemacht, dass gerade am Rande ihres Lebens vielen Menschen eine Lektion zuteil wird, sondern zwar nicht über den Tod, sondern über das Leben selbst. Sie befinden sich in einer Grenzsituation. Sie stehen außerhalb am Rande eines neuen Lebens. Indem sie dem Schrecken unmittelbar ins Auge blicken und dem Tod aus der Nähe erleben, ergeben sie sich ihm - und ihre Lebensanschauung verändert sich dauerhaft. Sie lernen die Aufgabe des Lebens. Mir ging es ebenso...nur ist der Tod der härteste Lehrmeister.
Doch warum sollten wir bis zu einem Unfall oder einer schweren Krankheit oder einem anderen Schicksalsschlag warten, um das zu lernen, was wir jetzt lernen können? Wir können die Lektion auch dann lernen, wenn sie noch leicht sind, wenn sie uns leise zugeflüstert werden. Denn wer auf die geflüsterten Unterweisungen des Lebens nicht hört, für den wiederholen sie sich als unsanfter Weckruf. Meine Mutter sagte immer......wenn Gott anruft, empfiehlt es sich, den Hörer abzunehmen.
Das Universum legt uns Steine in den Weg, wenn es darum geht, dass wir endlich aufhorchen. Körperlicher Schmerz fordert uns auf, besser auf unseren Körper zu achten. Seelische Leiden machen uns auf Illusionen und Widerstände aufmerksam. Und wenn wir geistig in der Klemme sind, werden wir für die heilenden Kraft des gegenwärtigen Augenblicks empfänglich. Es gibt unvermeidliche Schmerzen, doch wenn wir den sanfteren Lektionen des Lebens Beachtung zu schenken lernen, wird es Schmerz ohne Leiden sein. Jeder Schicksalsschlag hat sein Gutes und enthält Lehren, die sich uns mit der Zeit erschließen. Nur welche uns der Tod mitteilen will, das habe ich auch bis heute noch nicht erkannt.
Aber was sind das für Lektionen, die uns das Leben zuwirft? Wir alle werden doch von denselben Dingen herausgefordert: Angst, Schuldgefühle, Zorn, Ärger, Vergebung, Zeit, Geduld, Liebe, Beziehungen, Spielen, Trauer, Macht und Glück.
Eine wichtige Lebensaufgabe kann auch sein, eine Maske oder Rolle in unserem Leben zu erkennen und abzulegen. Viele haben "Rollen" angenommen wie Vater, Mutter, Arbeiter, Stütze der Gesellschaft, Zyniker, Trainer, Einzelgänger, netter Kerl, liebe Frau, Rebell, störrisches Kind. Solche Rollen können zu Steinen werden, unter denen unser wahres Selbst begraben liegt.
Wenn man Lebenslektionen lernt, ist es ein bisschen, wie wenn man volljährig wird. Man ist nicht mit einem Schlag glücklicher, wohlhabender oder einflussreicher, aber man versteht die Welt besser und kommt mehr mit sich in Frieden.
Die Fähigkeit, diese Sprache des Lebens zu verstehen, hilft uns, unsere persönlichen Lebensaufgaben zu entdecken. Dies gehört zu unserer Lebensreise. Niemand anderes kann uns sagen, worin sie besteht. Jemand, der etwas über die Liebe zu lernen hat, kann mehrmals heiraten oder gar nicht. Einer, der mit der Lektion des Geldes ringen muss, bekommt vielleicht überhaupt kein Geld oder er bekommt es im Überfluss.
Letztlich wissen wir tief im Inneren alle, dass es einen Menschen gibt, der wir sein wollen. Wir spüren es, wenn wir soweit sind, zu dieser Person zu werden. Umgekehrt gilt das Gleiche: Wir wissen, wenn etwas nicht stimmt und wir nicht als der Mensch leben, als der wir vom Leben gemeint sind.
Bewusst oder unbewusst sind wir alle auf der Suche nach Antworten und versuchen, die Lernaufgaben des Lebens zu erkennen. Wir ringen mit Angst- und Schuldgefühlen, wir suchen nach Sinn, Liebe und Einfluss. Wir versuchen, Angst oder Verlust zu verstehen. Wir möchten herausfinden, wer wir sind und wie wir glücklich werden können. Oft suchen wir die Lösung in Geld, Status oder den perfekten Job - und müssen erkennen, dass diesen Dingen der SINN fehlt, den wir in ihnen zu finden hofften, ja, dass sie uns sogar belasten und Sorgen machen.
Wenn wir diesen falschen Spuren folgen, bleiben wir unweigerlich mit einem Gefühl des Unerfülltseins zurück und glauben, dass Werte wie Liebe und Glück einfach uner-
reichbare Illusionen seinen. Im Grunde geht es aber um die entscheidende Frage: Wer ist es, der oder die diese Lektionen lernt? Wer bin ich?
Wir sind einfach auf wundervolle Art wir selbst. Und nur als wir selbst können wir uns immer wieder neu erfinden.
Wir sind nämlich nicht unglücklich, weil das Leben so kompliziert und schwierig ist. Wir sind unglücklich, weil wir uns an unser wahres Wesen nicht erinnern und so die dem Leben zugrunde liegende Einfachheit verfehlen.
Und wie spricht das Leben? Das Leben schickt entweder ein Angebot, eine Chance, eine Möglichkeit, ein Handzeichen, eine Aufforderung, einen Anstoß, eine Mahnung, eine Erinnerung, einen Schubs, einen Tritt oder einen....Schicksalsschlag. Nachhilfe-unterricht...eine Katastrophe. Oder eine Bestätigung, Bestärkung oder Zustimmung.
Je mehr ich mich auf das Leben einlasse und mein Selbst erkenn, je mehr "Tiefgang" ich im Strom des Lebens habe, desto stärker spüre dich die Strömung, desto stärker spüre ich, dass ich getragen werde und desto unmittelbarer kann ich die Botschaften des Lebens verstehen.