Die Ehe öffnen, um das Sexleben zu verbessern?
[Es schreibt unser "Er"]Mit diesen Thread möchte ich einen kleinen Erfahrungsbericht abgeben, den andere Paare evtl. interessant finden. Vor allem möchten wir aber wissen, was Ihr über das Thema "erlaubtes Fremdgehen" denkt bzw. welche Paare auch ähnliche Entwicklungsschritte durchgemacht haben?
Worum gehts im Kurzformat? Wir sind 10 Jahre lang zusammen, davon 7 verheiratet und haben uns entschlossen, unsere Ehe probeweise für andere sexuelle Beziehungen (rein sexuell, Liebe bleibt absolut nur uns vorbehalten) zu öffnen.
Fangen wir aber beim Start an - warum kam es dazu?
Wie gesagt sind wir seit 10 Jahren zusammen. Ms Ypsilon war Mr Ypsilons erste Freundin im Leben, alles hat gepasst, also verliebt, verlobt, verheiratet und Kinder in die Welt gesetzt
Vermutlich ist unsere Beziehung nichts völlig Einzigartiges, aber wir halten sie wirklich für etwas besonderes, da es über 10 Jahre immer sehr gut lief.
Das einzige Problem was jemals wirklich auftrat war das Problem der sexuellen Identifikation und der Intensität der eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Wir sind beide sehr jung zusammengekommen in einer Phase, in der sich Persönlichkeit erst noch entwickelt. Wir haben später beide entdeckt, dass das durchaus Probleme mit sich bringt. Wir sind beide als zwei "Mauerblümchen", also recht introvertiert, zusammengekommen. Bei Ms Ypsilon ist das so geblieben, Mr Ypsilon wurde dagegen immer extrovertierter, offener und neugieriger in vielerlei Hinsicht, so auch in sexueller Hinsicht. Das kam nicht von heute auf morgen, sondern eher über die letzten 6 Jahre in einer langsamen aber stetigen Entwicklung.
Das zweite, wohl sehr natürliche, Problem kam dann mit der Zeit, als das Sexleben in der Ehe irgendwann einfach langweilig wurde. Irgendwann kennt man sich gegenseitig in- und auswendig und das Sexleben ist zwar noch immer schön, aber manchmal wird es doch langweilig. Zu dem Zeitpunkt als dann noch die Kinder dazu gekommen, stellt sich erst recht nochmal eine lange Flaute im Bett ein, dass wir irgendwann in einer jetzt (wenn auch nur vorübergehenden Phase) gelandet sind, in der Mr Ypsilon viel unterwegs ist um Geld für die Familie zu verdienen und Ms Ypsilon genervt mit den Kindern daheim sitzt. Keine leichte Phase, aber wir wissen, das wird zum Glück nicht für immer so sein.
Trotzdem hat es mir (Mr Ypsilon) mit der Zeit immer mehr sehr zugesetzt, dass unser Leben "fast" perfekt ist und alles gut läuft, während ich mit dem Sexleben immer unglücklicher wurde. Zudem kam einfach irgendwann das wohl rein männliche Problem immer mehr hoch, dass man sich fragt, was man verpasst im Leben. Fast alle meine Freunde und Bekannten hatten oder haben immer noch durchaus wilde Zeiten, in denen sie sich "die Hörner abstoßen" konnten und ne Menge erlebt haben, während ich immer daheim war. Das ist kein Problem von heute auf morgen, begleitet ein dies über Jahre und verspürt den Wunsch, einfach mal was anderes zu sehen oder zu erleben (wenigstens nur einmal!), kann einem das psychisch mit der Zeit irgendwo sehr zusetzen und schmerzen.
Das wäre sicher nie ein Problem gewesen, wenn wir nicht über die Zeit unterschiedliche Auffassungen über Sex entwickelt hätten. Ms Ypsilon ist ein sehr emotionaler und gefühlsbetonter Mensch, ich bin zwar durchaus liebevoll in unserer Beziehung, aber letztlich ein sehr rationaler, logischer und analytischer Mensch. Daher war für mich die Trennung von Sex mit Liebe und Sex ohne Liebe immer sehr einfach - Sex mit Liebe in unserer Ehe wird immer einzigartig bleiben, Sex ohne Liebe rein zur Bedürfnisbefriedigung spielt für mich dagegen in einer Liga wie gutes Essen oder ein Kinobesuch - im Sinne von das Leben soll Spaß machen und solange ich nur meine Frau einzig und allein wahrhaftig liebe, sollte das kein Problem sein. Schaut man sich auf dem Joyclub andere Paare an, sieht man sehr oft, dass bezüglich der Interpretation der Bedeutung sexueller Kontakte praktisch immer Einigkeit herrscht, entweder sind beide freiwillig auch sexuell treu oder beide leben gemeinsam ihre Wünsche und Ideen aus.
Wir gehörten letztlich zu den seltenen Paaren, bei denen diese Homogentität nicht gegeben ist, stattdessen drifteten unsere Vorstellungen mit der Zeit immer weiter auseinander was bis jetzt nur kleinere Probleme mit sich brachte, letztlich war aber am Ende beiden klar, dass kein Mensch einen anderen Menschen "einsperren" kann und dass wohl irgendwann die Beziehung schaden nehmen könnte, was zu bedauerlich wäre, da wir uns beide innig lieben und gegenseitig für den anderen durchs Feuer gehen würden.
So hat sich Ms Ypsilon nun zu einem sehr mutigen und für sie auch schweren Schritt entschieden, Mr Ypsilon erstmals nach 10 Jahren trauten Zusammenlebens die Erlaubnis zum fremdvögeln zu geben, da ich gerade längere Zeit im Ausland bin und entsprechend verständlicherweise mal wieder ein wenig mehr leide. Wir wollen es erstmal nur ein erstes Mal ausprobieren und schauen, ob wir dann dabei bleiben. Es wird sich zeigen, wie die Entwicklung weiter geht, Ms Ypsilon hat von mir schon seit längerer Zeit einen "Freifickschein" den sie aber aus persönlichen Gründen die ich auch respektiere, nicht nutzen möchte.
Zumindest habe ich schließlich auch die Möglichkeit genutzt und an einem MMMF-Vierer teilgenommen und zum ersten Mal in meinem Leben Sex mit einer anderen Frau außer meiner eigenen Frau gehabt, was ein sehr großes Novum darstellt, für mich aber vor allem seelisch befriedigend und erleichternd war, da ich von jetzt auf gleich dieses furchbare Gefühl des "Ich verpasse was im Leben" verloren habe.
Ein höheres Maß an Vertrauen kann man sicher keinem Lebenspartner aussprechen und so paradox das vielleicht für manche außenstehende klingen mag, glaube, dass unserer Beziehung, selbst wenn der jetzige Fall vielleicht nur einmalig ist, selbst nach 10 Jahren nochmal deutlichen Mehrwert gegeben hat, denn erstens ist es eine Sache des Vertrauens, zweitens eben aber auch eine Erleichterung und Bereicherung, etwas neues zu erleben.
Im übrigen haben wir aber vereinbart, dass Küssen tabu ist. Das bleibt nur uns vorbehalten.
Ich wollte diese Erfahrung über diesen langjährigen Entwicklungsgang einfach mal mit anderen teilen. Vielleicht haben ja andere Paare auch interessantes oder ähnliches zu erzählen? Wir freuen uns über eure Erfahrungen zu dem von uns geschilderten Entwicklungs- und Entscheidungsprozess!