(ofinterest11)
Wir hatten das weiter vorne schon: wenn jemand einen Lebensentwurf gefunden hat, der seiner Sozialisation entspricht und ihm gut tut, warum ihm den mit allen Mitteln ausreden wollen?
Theorie: Weil Lebensentwürfe nicht die Praxis sind, sondern die Theorie.
Monogamie ist genauso wie Polygamie nur ein geistiges Konstrukt. Das Leben, das dieses Konstrukt mit Inhalt füllt, sprengt die Theorie, wenn der Inhalt plötzlich nicht (mehr) dem entspricht, was als Bedingung für das Funktionieren des Systems vorausgesetzt wurde.
Sicher können sich zwei monogame Menschen zusammentun. Was aber, wenn irgendwann die Frage der TE auftaucht (Ich habe das Gefühl, nicht zu genügen?) und dem Partner die Lustlosigkeit tatsächlich nicht reicht? Es hat sich im Inneren etwas Entscheidendes verändert, aber trotzdem klammern sich beide geradezu zähnefletschend an ihren alten Rahmen. In-sich-hineinhorchen wird hier zwar gerne als Allzweckwaffe empfohlen, aber mit dem Ziel, dort unbedingt eine andere Antwort hören zu wollen, auch wenn keine kommt, ist es nichts anderes als Verbiegen. Die Methode ist für mich nur begrenzt sinnvoll.
(mnn_54)
Es geht doch weiterhin darum, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen, ohne dem Partner weh zu tun.
Nein, das ist der falsche Ansatz und nur auf den ersten Blick edel.
Beziehungen TUN weh. Wer seinem Partner nicht auch Schmerzen zugesteht und diese aushält, sollte besser keine Beziehung eingehen. Meinungen werden einfach als verletzend empfunden, wenn in dem Partner dadurch etwas offensichtlich wird, das man ihm nicht zugetraut hätte. Wer ist nicht enttäuscht, wenn er erkennt, dass derjenige, mit dem man lange Jahre gelebt hat, in entscheidenen Punkten anders denkt oder empfindet, und man hat es nicht gemerkt?
Das "ich will meinem Partner nicht wehtun" wird ja lustigerweise nie als Grund für die Unterlassung des Betrugs herangezogen, sondern erst dann, wenn es an die Wahrheit geht. Es ist eine Ausrede vor sich selbst, um keine einschneidenden Konsequenzen zu tragen. Mit Verantwortung oder Mitgefühl hat es nichts zu tun, viel eher mit Respektlosigkeit und Entmündigung. Dazu sollte man wenigstens vor sich selbst stehen, wenn man es schon vor dem Partner nicht kann.
(TE)
Was meint ihr wohl, wie man sich fühlt, wenn einem ständig das Gefühl vermittelt wird, nicht zu genügen?
....
Wenn man dann immer mehr den Eindruck bekommt, das "darüber reden" dient nicht dazu, Verständnis für deine Gefühle zu bekommen, sondern wird immer mehr zu einer "Überredungsdiskussion"?
Ich kenne diese Diskussionen mit drei Männern umgekehrt: Die Gespräche hatten den Ausgang, dass meine Partner zwar meinten, ich hätte sie verstanden, aber ihnen nicht bewusst war, dass dieses Verständnis nicht zu beitrug, den Status Quo für mich erträglicher zu machen. Im Gegenzug hatte ich nämlich nicht den Eindruck, für meine Bedürfnisse das gleiche Verständnis von ihnen zu bekommen, wie das, das sie gegenüber ihrem Normal-Bedürfnis von mir wie selbstverständlich erwarteten. Ergo stieß ich die Diskussion erneut an.
Am Ende war die Lücke zu groß.