(Du fragst hier NICHT danach, ob es heute schwieriger als früher wäre, die LIEBE in der Partnerschaft zu erhalten. Hast du diesen Aspekt absichtlich aus deiner Fragestellung ausgelassen? Auch hast du nicht danach gefragt, ob man schwerer glücklich werden kann, wobei auch das wäre ein Frage der Definition. Also fasse ich deine Frage eher als eine gesellschaftlich relevante, denn eine emotionale auf.)
Nun denn...
Kommt darauf an, wie man Anspruch definiert. Wenn ich mich umsehe, dann fällt mir häufig auf, dass Ansprüche mit ICH und nicht mit WIR und/oder UNS definiert werden. Darin liegt schon mal m.E. das Hauptproblem.
Wenn im Vordergrund steht ICH ICH ICH und HABEN HABEN HABEN und WILL WILL WILL hat man wohl einen Haufen sogenannter Ansprüche. (Ich erwarte..., ich toleriere allenfalls..., ich mach schon mal gar nicht...., und wenn das nicht so läuft, wie ich das will....) Was die Ursachen dieser sich in der Gesellschaft breit machenden Egozentrik ist, kann man durchaus diskutieren.
Ob die Ansprüch heute höher sind als die meiner Eltern oder Großeltern?
Die äußeren Bedingungen haben sich sehr verändert. Arbeitsplätze sind rar, diejenigen, die Arbeit haben, sind häufig überfordert, die soziale Absicherung ist nicht mehr in jedem Fall gegeben, es wird mehr Flexibilität gefordert, die Unterstützung, ein richtiges Familienleben zu leben, ist dadurch nicht mehr immer gegeben, durch ständigen (negativen) Stress, dem beide Partner ausgesetzt sind, haben sie häufig keine Kraft mehr, auch noch dem Anderen ein Halt zu sein ... eine endlose Spirale.
Meine Großeltern , die 1930 geheiratet hatten, den 2. Weltkrieg durchlebten, sich Monate, manchmal Jahre wegen des Krieges nicht gesehen haben, nicht wußten, ob sie noch am Leben waren, Kinder verloren haben, weil die medizinische Versorgung damals nicht so gut war, (ach ja, die sozialen Einrichtungen, die einem die Existenz sowie ein Dach über dem Kopf sichern gab es wohl noch nicht) die Aufbaujahre durchgemacht haben, für die es teilweise schwierig war, überhaupt Essen auf den Tisch zubringen.... Zwar sind beide vor ca. 10 Jahren verstorben, aber eines weiß ich aus Gesprächen mit ihnen sicher: Sie empfanden im späten 20. (Nachkriegs)Jahrhundert im westlichen Europa zu leben ziemlich gut.
Wer über das Leben hier bei uns wagt zu jammern im Angesicht dessen, wie es im Vergleich woanders auf der Welt zugeht, könnte mal "globaler" schauen. Und auf das schauen, was wir haben. Das ist nämlich SEHR viel.
Wie sind die Ansprüche?
Hmm... Ich denke anders. Da die Rollenverteilung und damit die Aufgaben klar definiert waren, wußte man ziemlich genau, was der andere von einem erwartete, und natürlich umgekehrt. Die Pflicht stand sozusagen fest, die Kür kam obendrauf. Im Vordergrund stand aber die Pflicht. Heute ist das oft anders herum. Wenn die Kür nicht "Spaß macht" habe ich auch keine Bock auf die Pflicht.
Da will man dann wenigstens eine ruhige, stabile Beziehung, in der man den Halt spürt, den man braucht, um mit dem Rest der Welt fertig zu werden. Und daraus resultieren ganz selbstverständlich hohe Erwartungen oder gar Ansprüche an den Partner. Vor allem, wenn es darum geht, den "Partner fürs Leben" zu finden.
(Da ich eine gewisse Ironie zwischen den Zeilen zu lesen hoffe, setz ich mal noch einen obendrauf):
Was so ein Partner nicht alles tun und erfüllen muß, um MIR das Leben angenehm zu gestalten. Und selbstverständlich ist das VIEL ARBEIT für ihn, damit ICH glücklich bin, denn MEINE Ansprüche sind ja hoch, und nicht dass ich irgendwann die Schnauze voll habe, weil ich doch sonst so viele Probleme im Leben habe. Da könnte mir der Partner zur Belastung werden, das wäre ja noch ein Problem für mich!
WiB hat es wieder kurz und gut formuliert:
Wenn man gelernt hat auf eigenen Füßen zu stehen und den Partner nicht als Krücke zu ge/miß -brauchen, dann stellt man andere Ansrpüche.
GANZ GENAU!!