Glück ist etwas sehr individuelles und kaum als Begriff auf ganze Generationen anwendbar. Ob man nun in den 1940ern, in den 1970ern oder noch später geboren wurde, spielt für den Glücksbegriff keine Rolle, denn jede Generation nimmt ihre Lebensumstände erst einmal als gegeben hin. Jugend macht sich selten Gedanken wie "Wäre ich ein Kind einer anderen Generation, dann wäre ich glücklicher, weil..."
Die Grundvoraussetzungen dafür, Glück zu finden, waren und bleiben immer für jeden Menschen gleich. Man wächst auf, ärgert sich über zu eng gesteckte Grenzen (das war für uns alle so und wird immer so sein) und geht dann raus, um auf eigene Faust glücklich zu werden unter den Bedingungen, die man vorfindet.
Das war für Menschen in der Steinzeit so und wird auch im Jahr 3500 noch so sein.
Was nun die junge Generation heute betrifft, so glaube ich nicht, dass sie per se glücklicher oder unglücklicher ist als die Generationen vor ihnen. Sie wachsen in einer Zeit auf (vorausgesetzt wir sprechen von Deutschland, Europa, der westlichen Welt zumindest) in der sie nicht erfahren haben, was existentielle Ängste sind. Ihr Leben wird nicht durch Hunger, Seuchen oder Krieg bedroht. Das bedeutet aber keinesfalls, dass sich diese Generation keinen Problemen stellen muss. Wir leben in einer lauten, schnellen, leistungsorientierten Zeit. Beschallung und vermeindliche Information an jeder Ecke und der Intellekt und die Wahrnehmung sind ungeheuer gefordert, wenn es darum geht, all die Zusammenhänge zu verstehen und Schrott von Wichtigem zu trennen. Dies ist das Zeitalter der Hirnkapazität und denen, die sie gut nutzen, gehört die Zukunft.
Durch die allgegenwärtige Vernetzung ist unser Leben einfacher, auf vielen Ebenen aber auch ungleich komplizierter geworden. Die junge Generation ist noch dabei, Dinge wie virtuelle Existenz, Cybermobbing, digitaler Leistungsdruck etc pp in ihr soziales Gefüge einzubauen.
Die moderne Welt ist kompliziert. Auf familiärer Ebene ist es genauso. Feste Familiengefüge werden immer seltener, Zwischenmenschliches ist oft nicht mehr von Dauer, die Mitversorgung von allen im Familiengefüge ist keine Selbstverständlichkeit mehr.
Die Jugend von heute erlebt, dass alles immer verfügbar ist, man sich aber gleichzeitig auf nichts mehr verlassen kann.
All dies führt auch zu der Art, wie Sexualität heute erlebt wird. Es gibt nichts, was nicht zu haben ist mit drei Klicks als Bild oder Film aus dem Internet. Aus virtueller Realität werden feste Bilder und Vorstellungen in den Köpfen junger Menschen. Es gibt fast keine Grenzen, keine Tabus mehr. Alles kann erlebt werden.
Auch hier ist der Intellekt und das gesunde Selbstbild der Jugend gefragt wie nie zuvor. Wer bin ich? Was von all diesen Dingen, die mir da als Möglichkeit gezeigt werden, ist gut und richtig für mich und was nicht?
Ultimative Information, infinitive Wahlmöglichkeiten. Und Eltern, die eigentlich in so einer Zeit als Orientierung und Regularium gefragt sind wie nie, die aber quasi nicht präsent sind in Zeiten, da ganztägige Wegorganisation des Nachwuchses immer üblicher und nötiger wird.
Die jungen Generationen sind in sehr vieler Hinsicht freier als wir es waren. Aber sehr viel Freiheit bedeutet auch sehr viel nötige Eigenstabilität, einen gut funktionierenden persönlichen Kompass, um sich durch die sozialen, ethisch-moralischen und auch sexuellen Untiefen navigieren zu können. In Zeiten, wo weder die Kirche noch die Familie mehr einen verlässlichen Rahmen bietet, sind starke, wache und selbstbewusste Charaktere gefragt. Eben die Generation ihrer Zeit.
Ihnen wird wenig vorgekaut und vorgelebt, man macht heute Dinge nicht mehr "weil sich das eben so gehört". Statt dessen haben junge Leute die Wahl. In fast allem. Das ist ein großes Geschenk, aber manchmal auch ein großes Problem. Darum wird heute der glücklich, der bereit ist, über sich selbst viel zu lernen, Dinge zu verstehen und sich selbst ein Bild zu machen über "richtig" und "falsch", "gut" oder "schlecht". Und der dabei nicht nur an sich selbst denkt sondern auch daran, was für Folgen seine Entscheidungen für seine Mitmenschen haben.