Fremdgehen ist wie Onanieren. Es war der großartige Howard Carpendale, der vor zwanzig Jahren mit diesem Satz dem männlichen Geschlecht aus der - überschaubaren
Seele sprach. Die strikte Trennung von Sex & Gefühl galt seit der Erfindung des Bei-
schlafes als Männer-Domäne. Und über Jahrhunderte wunderten, ärgerten und grämten sich die Frauen darüber, wenn sie am nächsten Morgen keine in Sütterlin ge-
schriebene Nachricht auf dem Nachttisch vorfanden, keinen Anruf bekamen oder nicht wenigsten ein SMS im laufe des Tages.
Der Leidensweg vieler Frauen ist geplastert mit Nicht-Meldern, die nach der ersten ge-
meinsamen Nacht keinen emotionalen Anlass für eine erneute Kontaktaufnahme sehen. Und allzu viel kostbare, weibliche Lebenszeit geht verloren beim Warten auf An-
rufe oder Kurznachrichten von Männern, die eigentlich mehr sein sollten als ein One-Night-Stand, sich aber nicht einmal deinen Namen gemerkt haben!
Aber diese Zeiten gehören, dazu gibt es bereits aufwendige Sozialstudien, immer mehr der Vergangenheit an. Die zusehends emanzipierte Frau vögelt ohne Herz, befriedigt, wie ihre männlichen Kollegen, rein biologische Bedürfnisse und fängt nicht an zu heulen, wenn am nächsten Tag kein Blumenstrauss vor ihrer Tür steht.
Ich höre seit einiger Zeit überall " Frauen nehmen sich jetzt auch einfach, was sie wollen". Aber stimmt das? Ich kenne keine einzige in meinen Bekanntenkreis. Bei meinen Mädels wird nach wie vor Wert gelegt auf Gefühle beim Sex, ob echte oder glaubhaft eingeredete, ist dabei zweitrangig.
Das weibliche sexuelle Selbstbewusstsein hat deutlich zugenommen, keine Frage. Und sehr langsam ändert sich auch die gesellschaftliche Abwertung sexuell aktiver Frauen. Die engen moralischen Vorstellungen der 60er Jahre verlangten doch von den Frauen
die Verknüpfung von Emotionen und Sexualität. Wir prahlen zwar immer noch nicht, anders als die Männer, mit der Anzahl unserer Sexualpartner, sondern korrigieren sie auf Nachfrage häufig großzügig nach unten.
. Bei einer Frau Mitte dreißig liegt die allgemein akzeptierte Männermenge unter zehn. Da lügen Frauen gerne schon mal, um nicht als "Schlampen" dazustehen.
Aber besonders jüngere Frauen befriedigen zunehmend ihre Bedürfnisse und genießen sexuelles Begehren ohne Liebe.
Als ich bei meinen letzten Mädelabend dann aber ziemlich kleinlaut fragte..."Aber ist es mit Gefühl nicht...nun ja....irgendwie schöner???.. kam ich mir dabei unerhört gestrig vor. Ist es denn wirklich ein Zeichen der Emanzipation, wenn wir den Männern alles nachmachen?
Frauen brauchen eben eine hohe Dosis emotionaler Intimität, um maximale Leiden-
schaft zu entwickeln. Die eine mehr, die andere weniger. Männer erreichen dagegen mit "wenig Gefühl einen höheren Lustpegel". Sex findet eben im Kopf statt, besonders bei Frauen. Warum Lust und Liebe da sind oder warum das eine manchmal passiert und das andere nicht, das ist selbst Forschern heute noch ein Rätsel. Es ist kompliziert.
Und die sexuelle Revolution hat uns Frauen anspruchsvoller gemacht, aber Männer nicht zwangsläufig feinfühliger. Und eines verstehen Männer gar nicht: dass Frauen, die im Gegensatz zu ihnen theoretisch immer können....längst nicht immer wollen!
Biochemie und Gefühle lassen sich eben nicht so einfach manipulieren wie die schlichte männliche Hydraulik.
Für mich ist ...emanzipiert sein...mich zu fragen, was ICH wirkich will, herauszufinden, was mir guttut und das dann auch zu tun..egal was andere darüber denken. Das Ziel ist doch, Sex mit Liebe zu erleben. Ich denke, den Wunsch haben Männer und Frauen gleichermaßen. Aber bis dahin ist der Sex
ohne Liebe eine gute Alternative, ein Zugewinn, eine Bereicherung. Dann duscht man eben allein und zu Hause. Auch keine Tragödie. Man kann ja auch von einem Porsche träumen und trotzdem gerne Golf fahren.