Kraut & Rüben
Ich müßte jetzt lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte 18 Seiten Postings gelesen - mach ich aber nicht. Weil´s ja hier durcheinander geht wie Kraut & Rüben, würde ich ganz gerne mal versuchen, ein bißchen Ordnung rein zu bringen (Klar, Mädels: Typisch Mann ;-)). Zunächst einmal fällt mir auf, daß das Thema in auffallend vielen post´s in Beziehung zu öffentlicher Wahrnehmung gesetzt wird: "Frauen korrigieren die Zahl ihrer Partner nach unten, um nicht als "Schlampe" angesehen zu werden," schreibt eine JOYse beispielsweise. Eigene Moralvorstellungen werden durch Reflexion öffentlicher Vorstellungen relativiert ? Scheint so zu sein (=keine Bewertung !). Das beschreibt aber vielleicht auch das Problem: Auf der einen Seite ein Sexual"trieb", der per se eigentlich und uneigentlich keiner moralischen Instanz verpflichtet ist, auf der anderen Seite allgemeine, mehr oder weniger verbindliche Moralvorstellungen. Auffällig dabei: Wenn zwei das Gleiche machen, ist es nicht das selbe. August der Starke ist angesehen als Sinnbild von Männlichkeit - hätte ich, wenn ich auch in einer angeblich vergleichsweise libertären Zeit vergleichbar viel uneheliche Nachkommen gezeugt hätte, säße ich wahrscheinlich zur Sexsucht-Therapie in der Klapse. Und jetzt soll jede/r - unbeschadet seiner sozialen und intellektuellen Kompetenz - für sich selber entscheiden, ob er ab Pubertät politisch korrekt Sex als Verwirklichung der Liebe ansieht, dies nur vorgibt, und insgeheim und eigentlich schlechten Gewissens auf jedem Feuerwehrfest den tollen Hecht gibt, oder un- oder geoutet im Rahmen wenigstens der Strafgesetzgebung seinem Sexualtrieb Raum läßt ? Hört sich schwierig an, und ist es auch. JOYler schreiben: "Sex ohne Liebe geht gar nicht!" Suchen die hier etwa "Liebe" ? Wenn mir meine JOY-Freundinnen Einblick in ihre club-mails gewähren, liest sich das meistens eher wie eine ziemlich analphabetische Version von "Shades of Grey" - Liebe, Moral, verantwortete Sexualität *totlach*? Natürlich: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Und genauso, wie es hier JOYlerinnen gibt, die hier nur ein Profil anlegen, um ihrem Alten zu Hause insgeheim (er darf´s nämlich nie wissen!) die Existenz eines eigenen Marktwertes zu beweisen, bilden sich JOYler ein, dem öffentlich vorausgesetzten Bild von einem "harten Hund" entsprechen zu müssen/dürfen oder was auch immer. Und: Wenn Sex ohne Liebe keinen Spaß machen könnte, würden Belege für das "älteste Gewerbe der Welt" allenfalls im Senckenberg-Museum ausgestellt, und nicht täglich in der Boulevard-Presse für teuer Geld inseriert. Was uns das sagt ? Ehrlichkeit beginnt mit einem Blick in den Spiegel. Und da wird es Leute geben, die sich allein am mainstream orientieren, andere, die das vorgeben, und noch andere, die anderen Blödsinn treiben. Glücklich kann jede/r mit egal welcher Vorstellung werden - unglücklich auch.