Ich finde, dass die Liebe keine Regeln braucht, Partnerschaften manchmal schon. Denn für mich beruht Liebe auf Zuneigung, unwillkürlich - ein Geschenk. Man kann sie nur erfahren - aber es gibt keinen Anspruch darauf. Regeln machen nur dort einen Sinn, wo bestimmtes Verhalten die Liebe zerstört.
Ein Partner macht ein Versprechen, hält sich aber nicht daran. Dann sollte man gemeinsam darüber reden und eine Lösung suchen. Regeln bringen nichts, denn jedes Paar hat unterschiedliche Schwerpunkte. Langjährige Partnerschaften, in denen es gut läuft, zeigen, dass Paare aufgehört haben, den anderen ändern zu wollen....oder ihn von Anfang an so akzeptiert haben, wie er ist, mit all seinen Macken. Wenn man sie nach ihren Erfolgsrezept fragt, sind sie überrascht, denn interessanterweise kennen sie gar keins. Will sie sich vorher keine Gedanken darüber gemacht haben, wie eine Partnerschaft laufen soll, sondern sich einfach darauf eingelassen haben..aus Liebe.
Viele Erwartungen werden erst im Laufe einer Beziehung deutlich, so dass man am Anfang gar nichts darüber sagen kann. Auch über Werte zu sprechen macht keinen Sinn, denn man kann sie im Grunde nicht definieren. Was bedeutet z.B. Ehrlichkeit?
Für jeden etwas anderes und darüber hinaus kommt es immer auf die Situation an.
Der Kern einer Beziehung ist für mich, sich für das Innerste meines Partners zu interessieren. Wenn dieses Interesse für den anderen nicht mehr da ist, wird es schwierig, dann helfen auch keine Regeln mehr. Besteht es noch, muss man miteinander reden und klären, warum zieht sich einer zurück oder warum verletzt mich dies und jenes. Gerade in einer langjährigen Beziehungen entwickelt man sich, was die Bedürfnisse und Erwartungen angeht, in unterschiedliche Richtungen.
Dann ist es wichtig, die unterschiedlichen Interessen gleichberechtigt anzuerkennen, denn meist hat keiner recht....oder unrecht. In solchen Fällen ist es wichtiger, über Gefühle zu reden als über Fakten. Ein befreundetes Paar von mir hatten längere Zeit einen unüberbrückbaren Interessenskonflikt, da er (statt wie all die Jahre zuvor) statt nah Österreich für längere Zeit nach Australien reisen wollte. Warum plötzlich nach Australien? Dahinter stecken Sehnsüchte und unerfüllte Bedürfnisse. Darüber muss man sprechen, um die Beweggründe des anderen zu verstehen. Uns mitziehen ...oder sich auf ein anderes Reiseziel einigen.
Wobei ich jetzt nicht behaupten will, dass reden das Allheilmittel ist. Ich hab festge-
stellt, dass man einfach mal was Neues ausprobieren muss. Wenn etwas nicht funktioniert, das Gegenteil versuchen. Ich ärgere mich schwarz, wenn mein Partner immer zu spät kam. Anstatt zu warten und zu platzen..bin ich irgendwann einfach weggegangen. Hat funktioniert, ist auch situationsanhängig.
Es bringt auch nichts, wenn nur einer von beiden gute Vorsätze hat um eine Beziehung zu verbessern oder Probleme zu lösen. Vorsätze helfen nicht, sofern keine Taten folgen. Wichtig ist auch das eigene Verhalten zu hinterfragen.
Wenn einer im Streit immer laut wird und den anderen runterputzt, kann etwas verändern, wenn er künftig bei Diskussionen ruhig bleibt oder aus den Raum geht, wenn er merkt, dass er sich nicht mehr beherrschen kann. Dann zieht sich der andere vielleicht nicht mehr - wie sonst zurück, sondern kommt auf den Partner zu. Daraus schließt man: Streit ist okay und manchmal nötig, solange er fair verläuft. Denn anderen zu verletzten oder abzuwerten ist nicht okay. Damit ist die Negativspirale durchbrochen und etwas Neues kann entstehen.
Regeln können nicht verhindern, dass Probleme entstehen. Man kann Problemen auch nicht vorbeugen. Es ist besser, an Problemen interessiert zu sein und sich zu fragen, welche Veränderung ist eingetreten, die sich durch das Problem bemerkbar macht und wie können wir diese Veränderung berücksichtigen? Beziehungen halten, solange die Partner bereit sind, aufeinander zuzugehen und ihre Konflikte zu lösen.