Liebeskonzepte
Es ist vielleicht zu allgemein, und wenn mir jemand auf die Finger deswegen klopft, daß ich das Thema des Threads ignorieren täte, hat er zumindest vordergründig Recht damit. Aber ich glaube, es ist "irgendwo" im Sinne der Threadstarterin, auch ein paar allgemeinere Gedanken vor ihr auszubreiten - sie mag daran vorbeischlendern wie an einem kalten Buffet und sich das herauspicken, was ihr schmeckt:
Was Sex ist, wissen wir mehr oder weniger präzise. Aber was Liebe ist, wissen wir nicht so genau. Es gibt - wohl auch hier - immer wieder Versuche der Definition, doch alle bleiben irgendwie unbefriedigend, vage. Viele preisen sogar das Geheimnisvolle an der Liebe.
Ich kenne drei "Liebeskonzepte", die ich mal in ein paar Schlagworten vorstellen will:
Da ist die "amor" der griechisch-römischen Antike. Es ist eindeutig eine vom sexuellen Begehren getragene Liebe - vielleicht unserer sexuellen Verliebtheit entsprechend, sehr Körper- und Sexbezogen. Das berühmte Sexhandbuch des Dichters Ovid, das wir im Latein-Leistungskurs trotz argen Bettelns und Barmens nicht gelesen haben, sondern nur die öden "Methamorphosen" heißt: ars amatoria - "Liebeskunst". Auch heute noch heißt: "Ich liebe Dich!" ja oftmals: ich will mit Dir ins Bett ! Und manche reden von "Liebe machen", wenn sie von Sex reden - zumindest einer gewissen Art von Sex ...
Da ist die "caritas" - ebenfalls ein lateinisches Wort. "Deus caritas est!" hat Benedikt XVI seine erste Enzyklika begonnen: "Gott ist die Liebe!" Damit ist freilich keine sexuelle Liebe im Sinne von "amor" gemeint, wenn der Papst von Liebe und Gott spricht. "Caritas" heißt in seiner wörtlichen Hauptbedeutung: Sorge, Fürsorge - nicht umsonst heißt das Sozialhilfswerk der Katholischen Kirche "Caritas". Die Psychologen sagen es so: Liebe ist dann erreicht, wenn die Sorge um das Wohlergehen, das Behagen, das Wohlfühlen des anderen das Ausmaß der Sorge um das eigene Wohlergehen, Behagen, Wohlfühlen erreicht hat.
Und da ist die hoch- und spätmittelalterliche "Mine" - eine hingebungs- und entsagungsvolle Form der Liebe, ein Schmachten, ein Fixiert-sein, mit der Bereitschaft zum "Mine-Dienst" in Form von Drachentöten undsoweiter, wofür man als schönsten Dank ein Taschentuch von der Zinne des Turmes zugeworfen bekommt - eine äusserst romantische Angelegenheit, die nach Auffassung der Kulturhistoriker zum Vorbild der "Liebe" zwischen Mann und Frau bis in die Neuzeit hinein geworden ist. Mir gefällt dieser Zeitvertreib adeliger Nichtstuer eigentlich am wenigsten von diesen drei Konzepten. Es ist auch einigermaßen Frauenfeindlich: der Mann alleine hat die Initiative, die Frau bleibt passiv. Aus der Biertischecke heraus kann man aber auch sagen: der arme Kerl rackert sich ab wie blöd, während die Olle faul vor dem Fernseher hockt - was dann nicht mehr unbedingt Frauenfeindlich ist (oder gerade deswegen doch?)
Meine Wahl steht jedenfalls fest: wenn es ein Sinnvolles Konzept der Liebe gibt, dann ist es das des Papstes: Die Sorge um den anderen als das höchste Prinzip ! Der Papst hat halt immer Recht und kann sich nicht irren - hat er ja selbst gesagt !