Hallo Leute,
hab jetzt den gesamten Thread überflogen weil alles so furchtbar spannend und interessant geschrieben ist.
Als kurze Erklärung: Ich habe einen Partner der Transvestit ist. Und ich habe zwei Kinder, die diesen Partner aber im Moment nur als Mann kennen.
Mein Sohn (5 Jahre) hat mit 3 angefangen rosa und pink zu seiner Lieblingsfarbe zu erklären. Meine Tochter hingegen (7 Jahre) ist eher burschikos und trägt am liebsten braun und dunkelblau.
Das ganze fing damit an, dass die Kinder Gummistiefel kaufen sollten. Meine Tochter entschied sich sofort für Olivgrüne und mein Sohn fand ein paar rosa-pink gemusterte die er unbedingt haben wollte. Meine Tochter war sofort total entrüstet "Du bist doch ein Junge, Du kannst doch kein Rosa anziehen" und mein Sohn brach in Tränen aus.
Ich hab mich sofort auf seine Seite gestellt, ihr erklärt, dass das völliger Quatsch sei, Farben in männlich und weiblich einzuteilen und nachdem er sich so sicher war dass er genau diese Stiefel haben will und sie dann auch wirklich im Kindergarten anzieht auch wenn die anderen vielleicht lachen, habe ich sie ihm gekauft.
Er war total stolz auf seine neuen Stiefel, kam aber dann doch etwas gefrustet vom Kindergarten weil man ihn ausgelacht hat. Zwei Tage lang hat er mit sich gekämpft ob er sie nochmal anziehen soll oder nicht, aber ich hab ihn bestärkt, dass jeder der ihn auslacht blöd sei und hab auch die Erzieherin drauf angesetzt doch bitte drauf zu achten dass er nicht gehänselt wird.
Und von da an wurde er immer selbstbewusster, auch meine Tochter verteidigt heute ganz entrüstet, dass es keine Mädchen- und Jungensachen gibt, sondern eigentlich jeder anziehen kann was ihm spaß macht.
Die Erzieherinnen im Kindergarten meinten, das sei eine Phase die kleine Jungs manchmal haben, am besten beachte man es nicht sonderlich. Und scherzhaft meinte die eine sogar: Und wenn er im Rock kommen will, dann soll er das tun - dann geht der Wunsch am schnellsten wieder vorbei.
Soweit kam es nie, aber die Rosa-Phase hat sich immer weiter ausgedehnt. Es fing an, dass er die wenigen rosa Klamotten seiner Schwester getragen hat. Am liebsten noch mit Glitzer und Glanzsachen. Beim Einkaufen wollte er dann mal unbedingt einen rosa-pinkfarbenen Mädchenpulli, den hab ich ihm dann gekauft. Inzwischen hat er einige eigene rosa Hemden (Blusen) die er sehr gerne trägt.
Mein (geschiedener) Mann hat mir mehrfach vorgeworfen ihn mit meiner "übertriebenen Offenheit" in eine Richtung zu erziehen die ihm nicht passt. Inzwischen hat er aber auch bemerkt, dass es keinen Sinn hat es zu verbieten.
Mein Sohn will auch schon seit bestimmt 2 Jahren seine Haare "so lang wie Mama & Schwester" haben, und zwar "damit ich endlich auch Haarspangen tragen kann".
Lange Zeit gab jedesmal Tränen wenn Papa ihm die Haare geschnitten hat. Irgendwann bat er mich ganz verzweifelt doch bitte mit PApa zu reden, dass er es endlich erlaubt. Das hab ich gemacht und zwar im Beisein meines Sohnes. Dass er so gerne seine Haare wachsen lassen würde, und dass es ja viele Männer mit langen Haaren gibt usw... hab auch später nochmal alleine mit meinem Mann gesprochen, wie wichtig unserem Sohn das wäre und dass ja eigentlich nix dabei ist. Verbieten macht den Wunsch nur größer.
Nun, wir gingen davon aus, dass mein Sohn spätestens wenn es unbequem wird, im Sommer zu heiß, oder die Haare ins Gesicht hängen, sich umentscheiden würde. Aber jetzt wachsen sie seit einem Jahr, die schlimmste Phase der "Unfrisur" haben wir überstanden und jetzt geht er in Kindergarten ganz stolz mit zwei Pinkfarbenen Haarspangen vorne im Pony. Mein Mann weigert sich zwar so mit ihm aus dem Haus zu gehen, aber da die Kinder die meiste Zeit bei mir sind kann er das machen.
An Fasching geht mein Sohn im rosa glitzernden Prinzessinenkleid, und neulich hatten wir Diskussionen weil er unbedingt roten Nagellack an den Zehen haben wollte. Interessanterweise steht er voll und ganz dahinter wenn andere ihn auslachen (vielleicht weil er spürt, dass ich voll und ganz hinter ihm stehe).
Ich bin sehr offen und das einzige was ich mir von oder für meine Kinder wünsche ist, dass sie glücklich sind und werden. Egal wie.
Nur hab ich manchmal Zweifel und Angst, ob zuviel Offenheit nicht vielleicht doch auch irgendwie formt. Und vielleicht sagt er später mal, ich hätte ihn das nicht alles machen lassen sollen!?
Das ist auch der einzige Grund, warum ich ihnen meinen PArtner noch nicht als Frau gezeigt habe. Ich denke für meinen Sohn wäre das eine weitere Bestätigung, dass er vollkommen richtig liegt mit seinen rosa GEdanken. Und vielleicht ist es ja doch nur eine Phase!? Komischerweise geht die jetzt schon 3 Jahre und wird eher stärker als weniger...
Da ich in einem kleinen Dorf wohne, gabs natürlich anfangs einige dumme Bemerkungen über den Jungen in rosa Gummistiefeln. Inzwischen haben sich die (Erwachsenen) Leute dran gewöhnt und es gibt eher positive Bemerkungen um sein Selbstbewusstsein mit dem er seine Haarspangen durch den Ort trägt. Auch mein Partner wird als TV von all meinen Freunden und meiner Familie anerkannt und akzeptiert.
Mein Fazit: Man hat oft viel zu viel Angst vor der Reaktion von Menschen. Und dabei vergisst man, dass genau diese Menschen aus Berührungsängsten eben so reagieren wie sie reagieren. Wenn man aber zu dem steht was man ist, dann nimmt man allen den Wind aus den Segeln. Und wer selbst offen damit umgeht, auf den gehen auch andere offen zu. Die meisten jedenfalls. Und wer nicht, der soll wegbleiben um den ist es nicht schade....
Lieber Gruß,
C.