Klar, Michael & Olga ! Diesen Unterschied würde ich auch machen:
In den eigenen vier Wänden ist alles erlaubt, aber nach draußen muss man sorgfältig darüber nachdenken, ob dies für das Kind nicht zu einem Spießrutenlauf würde.
In der Schule habe ich es jetzt trotz mehr als 30-jähriger Berufspraxis noch nicht erlebt, dass ein Junge regelrecht als Mädchen in meinen eigenen Unterricht gekommen wäre. Ich wüßte dann sehr wohl, was ich als Lehrer/in täte, um Verständnis und Akzeptanz bei den Gleichaltrigen (Klassenkameraden), ebenso auch bei den anderen Kolleginnen und Kollegen zu fördern. - Dennoch brauchen nur zwei oder drei einen solchen Auftritt "abartig" zu finden und reagieren (oft anonym) mit Schmierereien und persönlichen Herabsetzungen. Dann kann der Schulbesuch zur Hölle werden, was ich meinem Kind (würde sich die Frage so stellen) gern ersparen würde.
Eine M>F-Karriere von Kindern und Jugendlichen geht freilich meist schrittweise vor sich:
Was man zu Hause darf ( z.B. sich frei als Mädchen bewegen ), wird man gern auch den engsten Freundinen/Freunden und Spielgefährten zeigen. Was beim Fasching beginnt, kann in den Wunsch münden, als Mädchen zu einem Kindergeburtstag zu gehen.
Bei den Einkäufen mit der Mutter wird man gesehen - die Sache spricht sich herum, bleibt Anderen, Gleichaltrigen nicht verborgen.
Ein solcher "Junge" wird den Wunsch haben, sich die Haare wachsen zu lassen, die Nägel zu lackieren, sich zu schminken.
Und dann wird das Verlangen kommen, als Mädchen auch nach draußen zu gehen (nicht unbedingt gleich in die Schule).
Die Kinder merken sehr rasch, wieweit sie von Anderen akzeptiert werden, viel schneller, als wir Erwachsenen ihnen das zutrauen würden.
Und dann stellt sich die Frage, wie weit wir die Wünsche unseres Kindes unterstützen können.
Wir werden immer wieder mit ihm darüber reden müssen. Und hier ist es wichtig, dass unser Kind die Gewißheit hat, dass es uns (als Eltern) voll vertrauen kann und im Notfall jede Unterstützung erfährt.
Ohne Probleme wird es für die betroffenen Kinder nicht abgehen.
Wir können ihnen diese nicht völlig ersparen, aber können ihnen mit Stärke, Augenmaß und Zuwendung dabei helfen, sie zu meistern und letzten Endes gestärkt daraus hervorzugehen.
Die liebevolle, wenn auch problembewußte Unterstützung der eigenen Eltern kann durch nichts getoppt werden.
Ich wollte, ich hätte sie als Kind bei meinen Eltern gehabt, die freilich nichts dafür konnten, dass sie mit ihrer Welt, in der sie lebten, dazu nicht in der Lage waren.
Die Kinder spüren sehr früh, dass den eigenen Eltern der Wunsch, sich in ein Mächen zu verwandeln, großes Kopfzerbrechen bereiten würde. Sie lernen deshalb auch frühzeitig, solche Träume zu verbergen, werden sich heimlich verkleiden, Nischen suchen, in denen sie das tun können. Das größte Problem ist in der Tat (in den meisten Fällen) das Outing vor den eigenen Eltern. Oft sind die Kinder darüber verzweifelt und wissen nicht, wie sie sich in dieser Situation verhalten können.
So viel zu den Briefen von 13-, 14- und 15-jährigen, von denen ich etwa wöchentlich einen bekomme. Manchmal wünschte ich, ich könnte ihnen eine Kinder- und Jugendlichen-Psychologin oder einen Psychologen empfehlen, die /der sich vor Ort der Sache annehmen kann.
Liebe Grüße,
Monika