Lieben
Ich habe drei Mädchen - die ihre Liebe unterschiedlich verteilen.
Meine Erstgeborene ist zwar ein Papakind - glauben viele. Ich behaupte aber, es entstandt zu der Zeit, wo die zweite 15 Monate später da war. Jedes Kind hat sich erst mal einem Teil mehr zugewandt - also dahin, wo es eine ausschließliche Aufmerksamkeit gab. Somit Kind 1 zu Papa, Kind 2 zu Mama. Kind 3 bekam später wieder Sonderzuwendung, sodass das Sandwichkind eher benachteiligt wurde.
Dieses Sandwichkind hat sich ja seit gut 1 Jahr entschlossen, lieber nur Mama (samt Freund) leben zu wollen. Zum Vater rigoros jeden Kontakt abgebrochen. Trotz reden wie mit einem Grautier - Arzt, Vertrauensperson. Sie ist nunmehr 13 1/1 und denkt nicht die Bohne daran, es zu ändern.
Da erschwerend noch hinzukommt, dass ihr Vater 14 tägig ihre Geschwister hat, zu Weihnachten sein mittleres Kind völlig ignoriert hat, ihr Sparbuch "umgebucht" hat (wohin auch immer das Geld hin ist), kann ich bei diesem Kind keine Kehrtwendung herbeiführen.
Mein Freund und ich denken heute, dass wir das mittlere Kind hätten dazu bringen müssen, sich richtig - also verbal - mit ihrem Vater auseinanderzusetzen.
Die jüngste ist 10 1/2 J, aufgeweckt, fett am pubertierend. Dieses Kind wollte sich zwischendurch auf "unsere Seite schlagen" (wir nennen es höchst unartig anschleimen). Konnten jedoch herauskitzeln, dass sie ja doch noch ganz gerne zum Papa geht. Sie darf dort nur nicht schlecht über uns reden (was wir nicht verhindern können) und hier erst recht nicht über ihren Vater. Außer wenn es um wichtige Termine geht. Ansonsten ist der Papa hier tabu.
Die älteste Tochter mit fast 15 Jahren und einer Seele einer 12 jährigen: dieses Kind loszulassen fällt mir am schwersten. Und doch konnte ich aus ihr herausbekommen: sie hat Mama lieb, sie hat Papa lieb. Sie möchte kein schlechtes Gefühl kriegen, wenn sie dort hin geht. Umgekehrt geht es ihr hart ab, wenn von ihm aus gegen mich interveniert wird. Also miese Situation für sie.
Es gab hier schon viel Streit wegen diesem Kindesvater. Mein Freund sieht mit dem nötigen Abstand, dass Kindesvater eigentlich Kinder nicht wie Kinder haben will. Diese wollen aber zu ihm (ist auch ihr Recht). Mich trifft er, wo er nur kann. Möglichst über Geld. Aber am besten über die Kinder.
Wir versuchen es daher immer wieder: wir (mein Freund und ich) sind groß und erwachsen. Auch wenn es mich als Mutter schmerzt und ich mich schwer in die Kinder hineinversetzen kann: sie haben Recht auf Papa, sie haben Recht auf Umgang mit ihm. Und auch wenn man als Mutter glaubt, dass sie sich augenscheinlich dort wohler fühlen, es ist nur ein Glaube - kein Wissen.
Die Kinder lieben mich - vielleicht sehen sie eines Tages, dass all die Bemühungen des Vaters, mich zu treffen, letztendlich sie mitbetraf. Weil er mir die Kraft nahm (Geldmangel nimmt nun mal Kraft - macht traurig), mit wirklich ganzem Herzen und lachendem Wesen bei meinen Kindern gewesen zu sein. Die Last der Alleinerziehung, die Verantwortung, dass das Leben gesichert ist, all zog mir Energie für meine Kids ab. Und vielleicht begreifen sie eines Tages, was es heißt, das Eltern sich auf Elternebene zu begegnen haben. Alle Bemühungen meinerseits konstruktiv mit ihm als Vater und ich als Mutter zu reden, sich auszutauschen wurden beharrlich abgeblockt. Das können sie heute nicht verstehen.
Aber lieben, lieben werden Kinder (egal wie schrecklich Eltern sind
) immer beide Elternteile.
Daher: wir Großen sind uns einig mit unseren Ängsten und Traurigsein und oft nicht verstanden werden. Aber wir sollten die Kinder ihre eigenen Erfahrungen lernen lassen, oder?