Wie immer hängt es am Wort
Wenn ich Erregung dabei empfinde, bestraft zu werden, ist Bestrafung natürlich eine Freude und eine Lust. Und insofern
keine Bestrafung im Sinne des Wortes. Das Wort "Bestrafung" ist der Code für's Kopfkino. Und im Spiel zwischen dom und dev kann man den Satz "Du gehörst hiefür bestraft!" wunderbar ins Lustspiel einbauen.
In diesem Fall weiss Dom, dass der Akt der "Bestrafung" ein Akt der Lust und damit keine Bestrafung ist. Zum Spiel kann dann auch gehören, dass Dom sich Gebote ausdenkt, von denen sie/er weiss, dass Sub sie nicht befolgt, worauf Dom wiederum einen Grund hat, Sub zu bestrafen. Sub hat aber das Gebot gebrochen, weil Sub scharf darauf ist, bestraft zu werden. Weil der Akt des Bestrafens Sub Lust macht.
Ist Bestrafung
keine Lust für Sub, kann ich mir nicht vorstellen, dass Bestrafung für Dom (erotische) Lust ist, sofern Dom Sub liebt. Denn denjenigen, den man liebt, bestraft man nicht. Bestrafen tut man nur Menschen, die man unter seinem Herrschaftsbereich halten will, die dies aber nicht wollen. Also sanktioniert man ihr Fehlverhalten. Aber mit Erotik hat das nichts zu tun, ausser insofern, als dass Menschen Machtausübung erotisch sublimieren können. Ob dies seelisch gesund ist, bleibe dahingestellt.
Für mich ist Subs Aussage: "Ich will bestraft werden!" immer eine Hilfskonstruktion, weil sie sich noch nicht selbst zugestehen kann, dass sie schmerzgeil ist. Denn ansonsten könnte sie ja sagen: "Peitsche mich!" – ohne das Wort "Bestrafung" zu benutzen.
Aber "Bestrafung" scheint einigen von uns zu helfen, mit ihrer schrägen Lust klar zu kommen. Denn Bestrafung als ein künstlich konstruiertes, vorangegangenes Fehlverhalten gibt uns die Illusion einer Konsequenz (nämlich bestraft werden zu
müssen), für die wir die Verantwortung abgeben können.
Vielleicht ist dies der Grund, warum ich von erfahrenen BDSM-Liebespaaren das Wort "Bestrafung" selten lesen oder hören muss. Sie haben gelernt, ohne Hilfskonstruktions-Umwege ihre Lust zu leben.
stephensson
art_of_pain