Erfahrungsbericht Teil 2
So, hier die Fortsetzung meines gestern begonnenen Erfahrungsberichts.
Vorher aber noch einige wenige Kommentare zu dem, was hier inzwischen geschrieben wurde. Ich greife mal ein Beispiel raus:
sobald ich in einer festen Beziehung bin, ist fremdgehen ein Fremdwort für mich!
Zum einen - es ist kein Fremdgehen, kein Seitensprung und schon gar kein Betrügen. Polyamory hört ganz klar da auf, wo Partner belogen oder ihnen wichtige Dinge verheimlicht werden.
Zum anderen - diese Aussage klingt für mich sehr nach: Ich hab mal ne feste Beziehung, dann mal wieder nicht, dann mal wieder ja,... Ist das eine
feste Beziehung? Ich habe immer noch den Anspruch einer
lebenslangen Beziehung und bin inzwischen auch überzeugt, dass uns das gelingen wird.
Aber weiter im Text
... Zum anderen ist es eben so, dass ein Mensch allein nie alle Seiten in mir ansprechen, alle Bedürfnisse erfüllen kann. Meine Frau hat das mal schön in ein Bild gefasst: Wir sind wie zwei Kugelhälften, die sehr innig zusammengehören. Aber diese Kugelhälften haben eben auch eine Außenseite...
Was heißt das praktisch? Wir sind füreinander ganz klar die Nummer 1. (Die Existenz einer solchen Nummer 1 lehnt übrigens ein Teil der Polyamoristen ab). Andere Beziehungen sind Nebenbeziehungen, auch wenn die grad in der Phase des frisch verliebt seins recht intensiv werden können. Manche dieser Beziehungen kommen und gehen, manche halten sehr lange. Meine Frau kennt einen Ihrer Freunde mit Unterbrechungen seit 15 Jahren. Ich habe eine - allerdings nie sexuelle - seit knapp 10 Jahren. Wir kennen die Beziehungen des anderen zumeist auch persönlich. Im optimalen Fall mögen sich alle. Klappt natürlich nicht immer, zum einen hat meine Frau manchmal einen eigenartigen Geschmack
zum anderen hat zum Beispiel meine letzte Freundin Schluß gemacht, nachdem sie meine Frau kennen lernte und die beiden sich sehr mochten. Seltsamerweise war das für meine Freundin ein Problem.
Apropos verliebt, meine Frau und ich verlieben sich immer wieder und immer mehr ineinander (daher auch die oben geschriebene Sicherheit, miteinander alt zu werden). Und daran haben unsere Nebenbeziehungen eine nicht unerheblichen Anteil. Wir wissen halt sehr genau, was wir aneinander haben und dass andere das nicht dauerhaft ersetzen können. Nur ergänzen.
Da die Frage nach den Kindern kam: Unsere drei (11-18) sehen das inzwischen neutral bis positiv. Früher (Kinder sind ja so konservativ) waren unserer großen Tochter die Eltern manchmal zu anders (nicht nur wegen Poly), inzwischen ist sie froh, nicht so langweilige Eltern zu haben. Die anderen beiden hatten nie ein Problem damit. Vor allem sind aber die Kinder angesichts der vielen, vielen Freunde mit geschiedenen oder getrennten Eltern glücklich, dass eine Trennung bei uns garantiert kein Thema ist.
Gibt es Probleme? Ja sicher, wo nicht. Ein großes Problem ist Zeit. Davon könnten wir mehr gebrauchen, und an dem Mangel leiden die Nebenbeziehungen teilweise. Zumal ich auch noch viel beruflich unterwegs bin.
Eifersucht? Ja, kommt auch vor. Aber es ist eben kein beherrschendes Gefühl wie bei vielen anderen.
In Summe zitiere ich hier mal mein Motto:
Liebe ist kein Kuchen, sondern ein Sonnenaufgang
Gemeint: Sie wird nicht kleiner, wenn man sie teilt.
Es grüßt
Steffen