Hallo,
es gibt ja hier einige Antworten zu geben
@*******ter:
Es gibt genügend Familen, die eine Menge Probleme haben, Familien, Freunde und Partnerschaft zeitlich unter einen Hut zu bringen.
Freunde, Familie und Co haben aber ganz andere emotionale Ansprüche an meine Partnerin und an mich, so dass ich das nicht mit Polyamorie vergleichen kann. Zeitlich gesehen sind das (teilweise selbstgewählte) Pflichten, die es zu erfüllen gilt. Emotional ist es so, dass ich die Kinder meiner Frau liebe (es sind nicht meine) und dadurch auch meiner Frau zeige, dass ich sie liebe. In einer polyamoren Beziehung kann ich einer Partnerin nicht zeigen, dass ich sie liebe, wenn ich eine andere liebe. Sondern im Gegenteil, dass ich eine ander vorziehe. Das bedeutet immer eine Zurückweisung. Das mag oft nicht schlimm sein, aber irgendwann ist es von Bedeutung.
nochmal @*******ter:
Thema Verstand und Gefühle: Wir sind in erster Linie gefühlsgesteuert. Der Verstand hat nur geringe Möglichkeiten, sich dagegen durchzusetzen. Beispiel: Man kann sich noch so sehr verstandesmäßig klar machen, dass keine Gefahr im dunklen Wald besteht, dennoch haben die meisten Menschen Angst oder Beklemmungen, wenn sie alleine sind. Ähnlich verhält es sich mit anderen "Grundgefühlen": Liebe, Schmerz, Trauer und auch Eifersucht. Sie werden durchlebt und haben ihre Konsequenzen.
@********frau:
Der Egoismus, den ich hier meine, bezieht sich in erster Linie auf die innere Haltung vieler Menschen, ihre Bedürfnisse zuerst zu sehen. Nach meiner Ansicht ist das heute sehr weit verbreitet. Ich stelle mir das auch schön vor, wenn ich heute zu der einen, morgen zu einer anderen Partnerin zu gehen. Besonders, wenn mir signalisiert wird, dass die Partnerinnen mein Bestes im Sinn haben und es mir gönnen wollen. Hier greift aber meine eigene Liebe und Verantwortung. Wenn ich eine eben nicht besuche, mache ich mir Gedanken, ob sie sich dabei gut fühlt. Oder fragt sie sich, was ich mit der Anderen gerade treibe und warum das mit ihr nicht möglich ist ? Schon werden kleine Keile in die Beziehung getrieben.
Menschen sind keine Heiligen, die nur selbstlos den Anderen im Blick haben können. Das ist auch mir klar. Aber ebenso klar ist mir, dass jede meiner Handlungen und auch Gedanken eine Konsequenz für eine Partnerschaft hat. Das kann ich nur für eine Person leisten. Und diese steht bei mir im Vordergrund.
Es ist aufwendig, mit einem Menschen eine wirklich tiefe Beziehung zu leben. Mit Mehreren ist mir das unmöglich. Ich verzichte auf den "Genuss" mit mehreren Partnern zu leben, damit ich einer gerecht werden kann.
Und es ist wundervoll zu erleben, wenn meine Partnerin meine Bedürfnisse ebenfalls im Blick hat. Das Vertrauen, das dadurch erwächst, ist enorm. Wir wissen, wir können uns immer aufeinander verlassen.
@**ux:
Engels ist in vielen seiner Beschreibungen bestätigt worden. Auch ist unbestritten, dass die "Horde" die älteste Wirtschafts- und Geschlechtsgemeinschaft darstellt (z.B. Duncker, 1931). Was ich angezweifelt habe, ist die Aussage dass die Eifersucht das Produkt der modernen Gesellschaftsstruktur ist.
Grundlage seiner Ausführungen ist die Annahme, dass Tiere im Wesentlichen eifersuchtslos seien. Nur dadurch könnten sie in Horden leben. Er widerspricht sich jedoch selber, wenn er sagt, dass Horden zur Brunftzeit sich auflösen, da die Eifersucht der Männchen dies bedinge. Ich neige dazu, der letzten Annahme zumindest teilweise zuzustimmen. Da der Mensch, insbesondere der heutige Mensch nahezu jederzeit bereit zur Paarung ist, wie soll denn dann einer solchen Horde oder einer Verfeinerung in Form einer Gruppenehe funktionieren. Der Mensch ist seit jeher eifersüchtig. Das belegen auch Aktionen wie Revierkämpfe oder Rangordnungen. Hierzu sind Betrachtungen der modernern Primatenforschung hilfreich.
Nebenbei:
Für Engels ist die Familie gegenüber der Horde niedriger anzusiedeln, da sie der "Menschwerdung" entgegensteht. Ich teile nicht seine Ansicht. Natürlich musste im Zusamenhang mit der Menschwerdung (und heute noch in extremen Krisensituationen) sich in Horden organisierten. Dabei geht es in erster Linie nicht um die Paarung, sondern um das Überleben. Jedoch bezweifle ich, dass Beziehungen zwischen Menschen in solchen Horden so tiefe Beziehungen aufbauen konnten, wie das heute möglich ist. Deshalb nehme ich an, dass seine Wertung politisch bedingt ist.
Ich möchte niemanden meine Meinung aufdrängen. Auch ich sehe das als einen Beitrag zum Nachdenken. Leider muss ich mich jetzt auch noch mit anderen Dingen beschäftigen...
Viele Grüße
Jürgen