Ich wüßte hier noch einiges zu schreiben. Mich hat der Beitrag von stargazor so nachdenklich gemacht, daß ich vor 2 Tagen alle Liebesbriefe, Karten etc., die zwischen meinem Mann und mir im Laufe von über 19 Jahren zusammen gekommen sind, gelesen habe. Dadurch konnte ich mich besser in die Zeit von damals versetzen. Und dabei ist mir dann aufgefallen, daß meine Einstellung zur Liebe damals schon genauso war, wie sie heute noch ist. Mit dem Unterschied, daß wir uns heute unserer Liebe zueinander sicher sind. Damals fiel es meinem Mann sehr schwer über Liebe zu reden. Er wollte sich in jungen Jahren nicht in eine Beziehung zwängen lassen (was seine Freundin davor versucht hatte). Für mich war das Verhältnis zu ihm eher eine zwanglose Freundschaft mit Liebe. Wir wohnten beide noch bei unseren Eltern und zudem auch noch ca. 15 km voneinander entfernt. Also kein Grund Druck aufeinander aus zu üben. Es war quasi schon von Anfang an
ein gesundes Verhältnis von Nähe und Distanz zwischen uns vorhanden. Einerseits Sehnsucht, wenn wir uns nicht sehen konnten. Andererseits große Freude und Lust auf körperliche Nähe, wenn wir zusammen waren. Dazu hatte ich damals im Thread zur weiblichen Unlust einen Artikel eingefügt, der alles sehr gut beschreibt. Ich werde ihn hier noch mal rein kopieren und die für mich interessanten Stellen kennzeichnen.
Ich bin in 3 Kulturen aufgewachsen und kannte aus meiner Familie den Ausdruck: "Sich die Hörner abstoßen." Ich wußte demnach von Haus aus, daß sich die Liebe zwischen uns beiden erst einmal bewähren muß.
Deshalb kann ich weibchens Aussage nicht so ganz verstehen:
Als ich dem Mann auf meiner Couch sagte, dass wir unterschiedliche Treue-Begriffe haben, antwortete er, nachdem er eine Weile sehr still war, dass er einerseits tief getroffen war, andererseits mit mir schlafen wollte. Er war verliebt, er wollte eine Beziehung mit mir anfangen - und in einem grundlegenden Thema waren wir verschiedenster Meinung.
Aber er war ja so verliebt in mich, dass er es trotzdem versuchen wolle. Ich glaube aber nicht, dass man Liebe resp. Beziehung "versuchen" kann. Diese Aussage hieß für mich einfach nur "ich versuche, damit zurecht zu kommen, dass Du mir nicht treu sein würdest - obwohl ich insgeheim hoffe, dass Du es wärst."
Nun kann ich nicht beurteilen, wie Liebe, Treue und Beziehung von weibchen und diesem Mann definiert und betrachtet werden. Es könnte sein, daß weibchen es für sich richtig sieht und es somit eine Grundvoraussetzung für sie ist, um eine Beziehung einzugehen. Aber für die Beständigkeit der Begriffe: Liebe, Treue oder Beziehung kann keiner garantieren, wenn alle 3 von beiden nicht
sorgsam gepflegt werden.
Was Liebe und Treue sind, dazu habe ich die Tage eine sehr interessante Aussage gefunden, der ich voll und ganz zustimmen kann und diese auch so lebe:
Im Thread "Treue" schrieb Pelykanos:
Liebe kann nur auf der Grundlage von Freiheit und Vertrauen gedeihen.
Wo Abhängigkeit herrscht, gibt es keine Freiheit. Ein solches Abhängigkeitsverhältnis als "Liebe" zu empfinden, scheint zwar relativ weit verbereitet zu sein, nichtsdestotrotz ist es alles andere... nur keine Liebe.
Treue kommt von Vertrauen... das in mich gesetzte Vertrauen nicht zu missbrauchen, das ist Treue (daher auch die Begriffe "zu treuen Händen", "Treuhänder" etc.) und das muss nicht notwendigerweise etwas mit Liebe zu tun haben, sehr wohl aber mit klaren Absprachen.
Natürlich verknüpfen wir idealtypischerweise Liebe und Treue miteinander; aber genau dieses Vermischen verschiedener Dinge ist es, was uns oft Enttäuschungen verursacht. (Ent-täuschung:= ich werde von einer Täuschung entledigt).
Ich könnte hier nun Passagen aus meinem damaligen Denken veröffentlichen, die sich immer noch mit meinem heutigen Denken decken und mit dem obigen Zitat von Liebe und Treue genau übereinstimmen. Aber irgendwie sind mir diese zu heilig, um an falscher Stelle wieder verrissen zu werden.
Sehr nachdenklich machte mich auch diese Aussage:
zebulon7 schrieb auf Seite 51
Nach Jahren ... nun auch unsere Partnerschaft. Ich habe sicher meinen Teil dazu getan - keine Frage. Musste aber letztlich genau vor diesem Stil kapitulieren. Irgendwann ist dann nur noch Selbstschutz angesagt, denn wenn in solcherlei Gesprächen dann auch noch gezielte Verletzungen zu kommen und die eigene Würde anggriffen wird, kann man sich nur noch voneinander trennen. Haben wir auch gemacht. Und, es war besser so.
Bei allem Dummsinn und allen Fehlern, die wir Männer gerne machen - diesen Watzlawick mögen sich so einige Frauen gern mal übers Bett hängen und sich selbst danach hinterfragen, ob es bei Ihnen denn nicht auch solche Strukturen gibt ...
Vielleicht kann man es auch kürzer und grob pauschal fassen: Frauen argumentieren häufiger emotional und idealisierend, Männer eher dröge und zielorientiert. Also jetzt nicht immer, aber tendenziell ist das m.E. nach so.
Darin kommt wieder das Wort Würde vor. Welche Würde hat eine Frau und welche ein Mann? Meine Mutter hatte mich im Elternhaus ja schon als würdelos darstellen wollen und in ihren Augen bin ich auch heute noch keine vollwertige Frau, da keine Kinder. Mein beruflicher Werdegang hatte sie nie interessiert, da sie damit nichts anfangen konnte. Deshalb war und bin ich ganz froh, daß ich dazu einiges in der Schule für mein Leben mitgenommen habe und einige Menschen auch noch andere Meinungen zu meiner Persönlichkeit hatten, um nicht ganz würdelos da zu stehen. Mein Mann ist der einzigste Mensch, der meine volle weibliche Würde wertzuschätzen weiß, sowie ich seine männliche Würde. Nur so hat unsere Liebe eine Chance bis an unser Lebensende.
Als ich mit meinem Mann damals nach 4 Jahren unserer "Freundschaft" (damals benutzte man das Wort Beziehung in meinem Umfeld zumindest nicht) zusammengezogen bin, stand dann die Regelung des Alltags auf dem Plan. Und bei dieser Aussage fand ich mich dann wieder:
zebulon7 schrieb auf Seite 51:
Vielleicht kann man es auch kürzer und grob pauschal fassen: Frauen argumentieren häufiger emotional und idealisierend
Allerdings hatte ich dabei nie mit meinem Mann auf jener Ebene kommuniziert, um seine Würde wegen Nichtigkeiten zu verletzten. Das hatte ich in Diskussionen mit meiner Mutter schon par excellence üben können. Sie ließ Diskussionen sehr gerne mit der Aussage enden: "Du bist wie Dein Vater.". Damit mußte sie mir gegenüber ihre Fehler nicht eingestehen. Sie stand ja als Mutter erhaben über allem und konnte gar nie Unrecht haben und ich war ja nur ihr würdeloses dummes Kind. Damit habe ich mich dann aus Respekt vor ihr, wütend und zornig verzogen, während sie sich mir gegenüber respektlos mit dieser Aussage verhielt. Deshalb kommunizierte ich mit meinem Mann lieber emotional und habe mich anfänglich auch mal heulend verzogen. Durch die geballten Gefühle, deren ich mich dabei entledigte, konnte ich danach wieder klarer denken und eine Lösung war möglich.
Ich denke es ist egal, welche Methode man benutzt (schweigen, schreien, heulen, etc.), um zu einem entspannten Ergebnis zu kommen. Wenn jeder dabei in Ruhe für sich nachdenken kann, um was es beim angesprochenen Problem eigentlich geht, dann kann auch jeder genügend Argumente für seinen Standpunkt sammeln. Je nach Gewichtung des Themas kann man es auch mit Sex tun. Sex halte ich jedoch eher dann für geeignet, wenn man ein Thema ansprechen möchte, was zu
konstruktiven Veränderungen für beide in einer Beziehung führt und nicht um etwas zu erschlafen oder den anderen zufrieden zu stellen. Außerdem halte ich diese Methode eher bei langfristigen Beziehungen geeignet, in denen die emotionale Bindung zueinander sehr gefestigt ist oder wie im Falle von stargazor, der Partner trotz der vorhandenen und ungelösten Differenzen, die wahrscheinlich nichts mit der Liebe und der emotionalen Bindung zueinander zu tun haben könnten, darstellen sollten: Die gewünschen Veränderungen und Probleme ändern nichts an der Liebe zueinander, nur der geeignete Kommunikationsweg muß noch gefunden werden.
Und so wie es in diesem und anderen Threads (wie hier auch bemerkt wurde) manchmal besser wäre, über eine Aussage nachzudenken, ganz besonders wenn man sie nicht teilt! Muß sie deshalb absolut falsch sein? Ich weiß doch nicht, unter welchen Umständen ein anderer sein Leben führt. Bin ich der einzigste Mensch, der evtl. wegen der 3 verschiedenen Kulturen in denen ich aufgewachsen bin, unterschiedliche Standpunkte von Kindesbeinen an erlebt habe und betrachten kann? Man muß doch grundsätzlich jedes Problem von unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten können, um zu einer
gemeinsamen Lösung für die
eigene Partnerschaft (
jedoch nicht unter den völlig unterschiedlichen Teilnehmern eines virtuellen Internet-Forums!) zu kommen. Die WIR-Lösung ist schon richtig, aber die Freiheit des Einzelnen muß auch dabei respektiert werden. Eine Beziehung oder Ehe ist schließlich kein Gefängnis (siehe Zitat zu Liebe und Treue von Pelykanos).