Wenn Männer nicht mehr reden wollen ...
Ständig begegnet uns in Gesprächen mit ratsuchenden Paaren ein bemerkenswertes Phänomen: Die Frau behauptet, ihr Mann rede nicht mehr mit ihr über die Beziehung. Und der Mann erklärt, sie rede ihn ja doch immer an die Wand, er sei gegen sie chancenlos. (Das gilt verblüffenderweise auch für Männer, die in ihrem Beruf in Sitzungen, Tagungen etc. durchaus gewandte Redner und offene Gesprächspartner sind: In ihren Beziehungen wirken sie häufig mundtot’.)
Was ist da los?
Wir haben dazu in einen Text gefunden, den wir hier mal zur Diskussion bzw. auch einfach nur vorstellen wollen:
„Weibliche Argumentation bedient sich oft einer Technik,
die als manipulativ-restriktiv bezeichnet werden kann.
Damit erreichen Frauen, dass sie auf jeden Fall das letzte
Wort haben und nach ihrem Gutdünken Recht behalten -
ohne das Problem an sich geklärt zu haben.
Leider bemerken Frauen diese Strategie selbst nicht – oft
nicht einmal, wenn sie ihnen bewusst gemacht oder in
Videoaufnahmen von ihren Gesprächen vorgeführt wird.
Es scheint, als sei dieses Verhalten in den Synapsen ihres
Gehirns festgeschrieben.
Tragisch daran ist, dass sie ihre Partner mit dieser Strategie
‚mundtot’ reden und genau in das Verhalten treiben, das sie
ihnen dann ankreiden und vorwerfen: In ihrer Hilflosigkeit
gegen die Raffinesse dieser Kommunikationstechnik reagieren
Männer wütend, aggressiv (bis hin zu gewalttätig) – oder aber
mit beharrlichem Schweigen und der Verweigerung jeglicher
Kommunikation über die Beziehung.
In der Hauptsache besteht diese Technik aus einem Wechsel
der Kommunikationsebene: Die Frau wechselt von der sachlichen
auf die emotionale Schiene.
Dabei verwendet sie einen ungemein klugen, letztlich aber selbstschädigenden Trick: Sie geht auf die Gesamtaussage
ihres Gegenübers gar nicht erst ein und beantwortet dabei
nicht einmal direkte und konkrete Fragen. Stattdessen dreht
sie den Spieß um und wirft ihm beispielsweise vor, sich im Ton
vergriffen zu haben. Unabhängig davon, ob es so war oder
nicht, genügt das völlig, um ihn in die Defensive zu treiben.
Er wird sich dagegen wehren - und hat die eigentliche Ebene
der Kommunikation unmerklich bereits verlassen. Das ist von
ihr eindeutig manipulativ (selbstverständlich meist, ohne dass
es ihr jemals bewusst wird).
Der nächste Schritt besteht darin, ihm einzelne Sätze oder
Wörter, aus dem Zusammenhang gerissen, als falsch zu
präsentieren, vielleicht auch als unterdrückend oder überheblich.
Das ist jederzeit leicht möglich, denn aus dem Kontext gerissene
Wörter und Sätze ergeben niemals den Sinn, den sie im richtigen Zusammenhang hatten. Beginnt nun der Mann zu erklären oder
sich zu wehren, wird ihm auch das zum Vorwurf gemacht: Er
sitzt in der Falle. Das ist von ihr eindeutig restriktiv.
Erkennt der Mann (was selten genug vorkommt) diese Techniken
und will diese in die Irre führende Ebene der Kommunikation
verlassen, wird die manipulativ-restriktive Technik eingesetzt,
sozusagen die finale ‚Waffe im Kampf ums Rechtbehalten’ (leider
nicht um die Problemlösung): Ihr Partner wird durch ständigen
Wechsel zwischen beiden Strategien so sehr verwirrt, dass er
hilflos wie eine Fliege im Netz der Spinne zappelt. Und je mehr
er sich wehrt, umso mehr verstrickt er sich in diesem Netz.
Hierzu ein noch harmloses Beispiel:
Angenommen, ein Mann will in einer Auseinandersetzung von
seiner Frau wissen, warum sie einen Lover hat, was sie an ihm
findet, was den Lover besonders auszeichnet (die uralte Frage:
‚Was hat der, was ich nicht hab?’). Eine Antwort daraf weiß sie
vielleicht selbst nicht - oder sie würde sie in Verlegenheit bringen.
Also vermeidet sie diese und lenkt ab mit Sätzen wie ‚Darum
geht es doch gar nicht!’ oder treibt ihn in die Enge mit ‚Anstatt
an dir etwas zu ändern, stellst du immer nur die gleichen Fragen’.
Will er auch aus dieser Art des Gesprächs aussteigen, wird er
unweigerlich zu solchen Fragen greifen wie: ‚Aber er macht dies
oder jenes doch genau so, wie ich es tue. Warum ist es bei ihm
in Ordnung und bei mir nicht?’
Nun ist sie in einem Dilemma, denn die Antwort wird sie kaum
geben wollen, selbst wenn sie diese kennt. Und so holt sie die manipulativ-restriktive ‚Keule’, mit welcher jede weitere
Diskussion erstickt und zum Stillstand gebracht wird: ‚So geht
das immer: Anstatt auch mal zuzugeben, dass du etwas falsch
machst oder dich einfach mal nur zu entschuldigen, verweist du
immer nur darauf, dass andere es auch so machen!’
Er wird vielleicht versuchen, sich zu rechtfertigen, doch was er
nun auch immer vorbringen mag, sie hat leichtes Spiel, ihm
jedes Wort im Mund zu verdrehen und gegen ihn zu wenden,
wie sehr er sich auch verteidigt und erklärt – und wie sehr er
auch sachlich im Recht sein mag!
Dabei wäre eine klare Antwort von ihr auf seine Frage ein
erster und wichtiger Ansatz zur Lösung des Problems. Doch
darum geht es ihr nicht mehr, sie will auf der emotionalen Ebene
einfach nur das Gespräch ‚gewinnen’.
Dass sie dabei auf Dauer einen Gesprächspartner, vielleicht
seine Achtung und schließlich seine Liebe verlieren könnte,
merkt sie nicht. Und sicher beklagt sie diesen Umstand bei ihm
und ihren Freundinnen: ‚Er redet nicht mit mir.’
Dabei hat sie ihn selbst in dieses Schweigen getrieben, denn
er fühlt sich in Gesprächen mit ihr chancenlos – und hält lieber
den Mund. Und der Paartherapeut, der ihn nach dem Warum
fragt, erhält stets die gleiche Antwort: ‚Wozu soll ich mit ihr
reden? Sie weiß doch sowieso alles besser, sie dreht und
wendet ja doch alles so hin, wie sie es braucht und behält
immer recht. Und sie redet mich jedesmal an die Wand.’
Welch eine Tragik, ausgelöst durch ihre eigene, unbewusste
Strategie, in der es mehr darum geht, ihn in die Enge zu treiben
und ihm ‚eins auszuwischen’ als darum, ein Problem zu lösen.“
(zitiert aus: „Beiträge zur Kommunikationsforschung -
Anmerkungen zu Paul Watzlawick“)
Interessant, nicht wahr?
Hier im JC gibt es einige Meisterinnen in dieser Art der Auseinandersetzung, wir möchten sogar behaupten, mindestens drei Weltmeisterinnen. Aber darum geht es nicht.
Wie fühlt ihr Männer euch denn, wenn ihr das lest? Ist es wirklich so?
Und wie seht ihr Frauen das, die ihr euch über eure sprachlosen Männer beklagt? Ist da was dran?