Kindheit
...wenn man in der kindheit geschlagen wurde denkt freu/mann das es schon fast normal ist das wenn man mist gebaut hat dafür auch einen drauf bekommt...
Als ich Kind war, war es noch durchaus üblich, öfter mal was "hinter die Ohren" zu bekommen; und selbst in der Schule gab es noch ein "Züchtigungsrecht" für den Lehrer... (z.B. mit dem Stock auf die Finger schlagen);
Dass diese Schwarze Pädagogik mittlerweile weitgehend geächtet ist, ist u.a. ein Ergebnis des gesellschaftlichen Wandels, den die inzwischen bedauerlicherweise wieder vielgescholtenen 68er bewirkt haben.
Obwohl mein Vater (der seinerseits selbst in einer Zeit (Drittes Reich) aufwuchs, als man mit der Rute schnell zur Hand war) mit Ohrfeigen an mir nicht gespart hat, hab ich noch nie meine Hand gegen meine Kinder erhoben; ich habe in vielen Jahren therapeutischer Arbeit die seelischen Wunden meiner Kindheit und Jugend be- und , wie ich denke, verarbeitet;
Die Ausrede "ich schlage, weil ich geschlagen wurde" gilt also nicht - es ist verständlich, dass frühere Opfer im Erwachsenenalter leichter zu Tätern werden, aber es ist keine Zwangsläufigkeit. Als Erwachsene sind wir aufgefordert, die Verantwortung für unser Leben in die eigenen Hände zu nehmen - auch die Verantwortung für unsere vielleicht nicht ganz so glückliche oder sogar missglückte Kindheit. Konkret bedeutet das, dass ich mir als Erwachsener therapeutische Hilfe und Unterstützung suchen und lernen kann, Konflikte auf eine angemessene Art und gewaltlos zu regeln.
Freilich gehört neben einer gewissen intellektuellen Erkenntnisfähigkeit dazu vor allem der Mut, sich seiner Vergangenheit schonungslos zu stellen und die Einsicht, dass ich allein nicht weiter weiß - und diesen Mut zur Einsicht bringen viele Menschen leider nicht auf.
Die gedankenlose Verurteilung von Menschen fördert diesen Mut leider nicht und trägt auch sonst nichts zur Lösung der Gewaltproblematik bei. Es muss klar sein, dass die Gewalt geächtet wird, nicht jedoch der Mensch, der aus welchen Gründen auch immer, zur Gewalt greift.
Erst,wenn wir begreifen, dass in jedem "Täter" ein früheres "Opfer" steckt und wir sagen können "ich lehne ab, was Du getan hast, aber ich lehne nicht Dich als Mensch ab" besteht die Chance diesen Teufelskreis zu durchbrechen.