We gotta get out of this place
So, jetzt hab' ich den ganzen Thread durchgelesen, ist schon interessant, was da alles zusammengekommen ist. Besonders der Beitrag von Kuschelhexe hat mir sehr gut gefallen, sehr gut beschrieben, wie mensch sich fühlen kann.
Trotzdem, ich bleibe bei meiner Meinung, einmal geschlagen werden und ich wär' weg! Ich muss dazu sagen, dass ich selbst mit Gewalt aufgewachsen bin, ein Stiefvater, der im Suff um sich geschlagen hat und eine Mutter, die sich nie wirklich für ihre Kinder interessiert hat. Geld hatten wir sowieso nie, ich war mit meinen Brüdern ständig auf der Strasse, um die Leute um Geld anzubetteln, damit wir uns was zu Essen kaufen konnten. Dabei ist es mir im Alter von 13 Jahren passiert, dass ich einen Mann, der einen reicheren Eindruck auf mich gemacht hatte, um 'ne Mark angebettelt hab', so schnell konnt' ich gar nicht gucken, wie ich seinen Handrücken im Gesicht hatte und ich mit dem Kopf gegen die Hauswand geknallt bin. Deshalb:
Es gibt einfach keinen Grund für Schläge! Ich hatte damals die Prügel bezogen, weil ich Hunger hatte und nicht klauen wollte.
Erkennt frau nicht vor der Beziehung, dass bei dem Kerl 'ne gewissen Gewaltbereitschaft herrscht, dann muss nach dem ersten Schlag Schluss sein, allerspätestens nach dem zweiten. Denn wie's oft genug geschrieben wurde, wer einmal schlägt, der schlägt auch 'n zweites und 'n drittes mal zu. Da ist einfach eine Hemmschwelle überschritten, wenn es einmal keine Konsequenzen gegeben hat, dann passiert es irgendwann auch ein zweites mal. Das ist wie bei Alkoholikern, sie machen sich erst Gedanken, wenn sie ganz unten angekommen sind, und ganz unten finden sie sich erst wieder, wenn sich niemand mehr um sie kümmert. Dann erst finden sie die Einsicht und Bereitschaft sich helfen zu lassen.
Dem Opfer helfen, ja, aber wie hilft man jemand, die Schlägen des Partners ausgesetzt ist? Wenn sie dann doch immer wieder zu ihrem Prügelknaben zurückgehen, dann ist doch irgendwo auch jedes Wort zuviel, denn offensichtlich will das Opfer die Hilfe nicht annehmen. Die beste Hilfe für das Opfer kann eigentlich nur sein, diejenige ins Frauenhaus zu begleiten, damit man sicher ist, vorläufig geht sie nicht mehr zurück und man kann sicher sein, dass dort psychologische und auch finanzielle Hilfe angeboten wird.
Bei mir war es dann so, dass ich kurz nach meinem 18ten Geburtstag zu Hause rausgeschmissen worden bin, wie damals mein älterer Bruder auch, zu ihm bin ich dann auch gegangen. Sein Leben war damals aber schon zwischen Suff und Drogen hängen geblieben, da ist mir klar geworden, ich muss aus diesen Leben 'raus, und wenn's das letzte ist, was ich mach'. Wenn es so weiter geht, geh' ich sowieso vor die Hunde. Für meinen Bruder war ich ganz froh, dass er irgendwann an der holländischen Grenze geschnappt worden ist...
Wenn sich körperliche Gewalt erst während der Beziehung langsam entwickelt, dann sollte man sich fragen, was ist in der Beziehung schief gelaufen, dass es soweit kommen konnte. Ich glaub', dass es da schon lange vorher so schwer gekriselt hat, was ein Ende der Beziehung gerechtfertigt hätte. Es fällt mir schwer, da noch Liebe zu erkennen. Ein lange Zeit liebevoller Mensch entwickelt sich nicht einfach so zum Prügelknaben, da muss es schon lange vorher massive Probleme gegeben haben.
Ich weiß, es schreibt sich leicht, einfach wegzugehen, dass es so einfach nicht ist, beschreibt der Beitrag von Kuschelhexe sehr sehr gut. Aber ich bin eben selbst diesen Weg in ähnlicher Weise gegangen, wenn es auch nicht aus einer Partnerschaft war. Aber hätte ich es nicht so gemacht, ich weiß nicht, ob ich heute hier schreiben könnte. Und genauso verhält es sich auch bei Gewalt in einer Partnerschaft.
Sorry, wenn ich ein wenig abgeschweift bin, aber ich hoffe, dass es jede Frau, die in der Situation ist, geschlagen zu werden, es schafft, da 'raus zu kommen. Dass es alleine fast nicht geht, ist mir klar, weil auch Ängste mitspielen, dass alles noch schlimmer wird, wenn der Verlassene seiner Frau auflauert usw. usf. Hilfe in solchen Situationen in Anspruch nehmen und sich vor allem helfen lassen wollen ist ein legitimes Mittel.