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Unterwerfung genießen: Sexuelle Identität vs. Rationalität

*********irgit Paar
7.399 Beiträge
Die Persönlichkeit setzt sich aus sehr vielen Facetten zusammen. Manche gefällt uns, andere mögen wir nicht so oder vielleicht gar nicht und manche stellen uns vor Rätsel.

Nur egal, zu welcher Kategorie was zählt, es sind Teile von uns.

Teile, die uns zur Persönlichkeit und zugleich unverwechselbar machen.

Ich kann nur raten, jede Facette zu akzeptieren und zu respektieren.

Sie als Teile vom Ganzen zu sehen und zu leben.
******001 Mann
63 Beiträge
Facetten
*********irgit:
Die Persönlichkeit setzt sich aus sehr vielen Facetten zusammen. Manche gefällt uns, andere mögen wir nicht so oder vielleicht gar nicht und manche stellen uns vor Rätsel.

Nur egal, zu welcher Kategorie was zählt, es sind Teile von uns.

Teile, die uns zur Persönlichkeit und zugleich unverwechselbar machen.

Ich kann nur raten, jede Facette zu akzeptieren und zu respektieren.

Naja, vermutlich könnten wir uns darauf einigen, dass der alkoholsüchtige Kinderschläger eine Facette ist, deren Unterdrückung sowohl einen ganz persönlich als auch die Menscheit als ganzes weiterbringen würde.

In dem Sinne macht es schon Sinn, sich zu überlegen, welche Facetten man akzeptieren kann und will.

Und machen wir uns nichts vor, selbst hier im BDSM Forum, am äußeren Rande des Mainstream, reicht die Reaktion auf manches von "Geil, will ich auch" bis hin zu "Du krankes Schwein, wie kannst Du nur"...

Und nur weil UNS submissive Frauen willkommen sind, heißt das ja noch nicht, dass dies in einem anderen Kontext nicht durchaus unerwünschte Eigenschaften sein könnten.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@**go

Zunächst finde ich Deinen Vergleich mit alkoholsüchtigen Kinderschlägern mehr als unpassend. Ein BDSM-Praktizierender ist nicht gleichzusetzen mit einem Soziopathen. Ein Mensch, der gern BDSM praktiziert, hat schlicht und einfach Freude und Lust an Praktiken, die vom Mainstream abweichen und er vergreift sich nicht im Suff an Schwächeren, sondern sucht sich bei klarem Verstand Partner, die alt genug sind, eigenständig einzuwilligen.

Riesengroßer Unterschied.

Der Rest Deines Postings ist für mich auch nicht recht verständlich.

Ich denke, es geht hier nicht darum, dass die TE fürchtet, keine Akzeptanz bei der breiten Masse zu bekommen. Diese Art von Akzeptanz zu bekommen ist sowieso ein Lebensziel, von dem man sich fragen sollte, ob es wirklich so wichtig ist, es zu erreichen...

Nein, es geht der TE darum, ihr Selbstbild geordnet zu bekommen, nachdem sie etwas Neues und für sich Überraschendes über sich selbst erfahren hat. Wenn Du so willst, geht es ihr also eher darum, sich selbst neu zu akzeptieren, nicht um den Rest der Welt.
******001 Mann
63 Beiträge
Ups
@**na
*******aum:
Zunächst finde ich Deinen Vergleich mit alkoholsüchtigen Kinderschlägern mehr als unpassend. Ein BDSM-Praktizierender ist nicht gleichzusetzen mit einem Soziopathen.

Das war auch nicht meine Absicht. Meine Absicht war, eine Facette zu finden, die von möglichst vielen (wenn auch, wenn ich mich im RL so umsehe, wohl nicht allen) Menschen als unerwünscht wahrgenommen werden würde.
Um klar zu machen, dass es eben nicht immer sinnvoll ist, blind alle Facetten an sich oder anderen gut zu finden.

Ich denke, es geht hier nicht darum, dass die TE fürchtet, keine Akzeptanz bei der breiten Masse zu bekommen.

Auch das habe ich nicht angenommen (verdammt. Schreibe ich heute wirklich so unklar? Normal kann ich mich doch recht verständlich artikulieren...)

Meine Vermutung ist, dass die TE Probleme damit hat, ihre Neigung für sich selber zu akzeptieren.
Einer der Ratschläge war "akzeptiere es, alle Deine Facetten sind ok". Was vermutlich auf die TE sogar zutrifft. Aber eben nicht zutreffen muss. Und deswegen, bei auch nur einem Modicum an Selbstreflektion, komplett nutzlos ist (würde sie denken - glauben - dass sie ok wäre, hätte sie ja nicht gepostet)
Und die interessante Frage ist doch jetzt, wo ist die Grenze zwischen "ist ok" und "so will ich aber nicht sein"?
Und da gibt es halt einen SEHR breiten Graubereich zwischen "ich bin wie alle anderen" und "solange es legal ist und einer mitspielt". Den auszuloten - Puh...

Macht das so mehr Sinn für Dich? Sonst fehlen mir heute wohl die richtigen Worte...
*********irgit Paar
7.399 Beiträge
Öhm, sag Hugo, kann es sein, dass du dich in der falschen Forumsecke befindest?

Off Topic findest Du unter Sonstiges ganz unten.
********ne10 Frau
1.946 Beiträge
Die Gleichstellungspolitik ist ein uns von oben verordnetes Konzept, dessen Konstrukteure & Architektinnen die Vision beflügelt hat, uns ein Straßennetz zu schaffen auf dem für beide Geschlechter ein gleich gutes Gehen möglich ist.

Ähm ja - Achtung Tellerrand. Es gibt gut laufende Matriachate in unserer Welt. Die würden das Thema aus einem ganz anderen Blickwinkel angehen...

Was die ambivalenz angeht.

Wir sind ständig abivalent, da wir über den Tag in die verschiedensten Rollen schlüpfen müssen. Wenn man im Job in einem Team arbeitet ist man als Elternteil auch gleichzeitig der Boss gegenüber den Kindern etc.

Der Mensch ist halt nicht entweder/oder sondern von allem ein bisschen - je nachdem was die Umgebung gerade fordert/ ermöglicht.

Das Arbeits-Ich mit dem Privat-Ich mit dem Sex-Ich abstimmen zu wollen ist aus meiner Sicht eher mühsig.

Also warum ist man so - weil man die emotionalen facetten in sich angelegt hat und sie ausleben kann, wenn die umweltbedingungen stimmen.

Ich vermute mal, dass du echter Mishandlung (nicht selbstbestimmt) auch negativ gegenüberstündest, wenn sie dir im sexuellen bereich widerfahren würde. insofern bleiben doch deine werte im metakonsens erhalten.
****ra Frau
2.005 Beiträge
Psychologen und Pädagogen ....
.... haben das große Themenfeld des konsensuellen Sadomasochismus in den letzten Jahren entdeckt.

Neben allen veralteten Theorien, warum ein Mensch sexuelle Reize abseits des Mainstreams präferiert .... haben sie nun folgenden Erklärungsansatz :

Sensation Seeking
Das Suchen nach Abwechslung und neuen Erlebnissen, um immer wieder Spannungsreize zu erleben, beschreibt das Persönlichkeitsmerkmal 'Sensation Seeking' [1].
Es handelt sich dabei um ein physiologisch begründetes Konstrukt. Man geht davon aus, dass es für jeden Menschen ein optimales Erregungsniveau gibt. Über das Aufsuchen oder Vermeiden von stimulierenden Reizen kann die Erregung reguliert werden. Dabei suchen Menschen mit einem geringen initialen Erregungsniveau eher aufregende Reize und werden somit als Sensation-Seeker bezeichnet. Diese Menschen suchen ständig neue Reize, um den gewünschten Pegel einer Stimulierung halten zu können. Mittels psychologischer Tests kann diese Eigenschaft durch die Sensation Seeking Scale (BSSS; Hoyle et al., 2002)[2] bewertet werden.
{.........
........}
Zwillingsstudien zufolge lassen sich im Durchschnitt ca. 70 % der interindividuellen Unterschiede bezüglich des optimalen Erregungsniveaus durch genetische Varianz erklären, die restlichen 30 % werden auf Umwelteinflüsse zurückgeführt.[3] Besonders ausgeprägt ist die ständige Suche nach Abwechslung bei jüngeren Menschen im Alter von 20 bis 25 Jahren. Des Weiteren neigen Männer eher als Frauen zu „Sensation Seeking“.
Quelle 'Wikipedia'



Dazu ein Ansatz aus einer Diplomarbeit zum Thema BDSM :

„Sensation Seeking“ als alternativer Erklärungsansatz

Einen ... Erklärungsansatz könnte die Theorie von Baumeister (1988; Baumeister & Schütz, 1997) bieten.
Ausgehend von der Beobachtung, dass Masochisten vor allem in den gehobenen Bevölkerungsschichten zu finden seien, vermutet er, dass sie aufgrund ihres Berufes, welcher oft viel Engagement und Verantwortung fordere und in dem es eine hohe Rollenerwartung gebe, eine extrem hohe Selbstaufmerksamkeit zeigten.
Masochismus sei für solche Menschen eine Strategie, um ihre Selbstaufmerksamkeit zu reduzieren, da bei masochistischen Praktiken die Selbstaufmerksamkeit auf eine primäre Aufmerksamkeit reduziert werde, welche sich auf den Körper beschränke (z.B. Schmerz-erfahrung). Eine weitere Möglichkeit zur Flucht vor zu hoher Selbstaufmerk-samkeit sieht Baumeister in der „Inszenierung“, also dem sadomasochistischen Rollenspiel.

Ausgehend von Baumeisters Theorie ist denkbar, dass Sadomasochisten generell eine intensivere Form von Anregung wünschen als Nicht-Sadomasochisten. Die vermutete Suche der Sadomasochisten nach einem höheren Anregungsniveau zur Ablenkung von ihrer Selbstaufmerksamkeit müsste sich daher mit dem Konzept des „Sensation Seeking“ (Reizsucheverhalten) von Zuckerman (1994) überprüfen lassen.

Zuckerman geht davon aus, dass Menschen unterschiedliche optimale Erregungs- und Stimulationsniveaus besitzen, bei denen sie sich wohl fühlen. Sie versuchen, durch eine darauf abgestimmte Suche nach Sinneseindrücken dieses optimale Niveau zu erreichen. Es ist zu vermuten, dass Sadomasochisten ein höheres optimales Erregungsniveau besitzen als andere Menschen und daher möglicherweise generell ein stärkeres Reizsucheverhalten zeigen, das sich auch in ihrer sadomasochistischen Sexualität äußert.
Quelle : http://psydok.sulb.uni-saarl … e/2008/2339/pdf/HAFOS_76.pdf




So, jetzt ist es wissenschaftlich fundiert :

Der Hang zum Masochismus scheint angeboren, was man(n)/frau daraus macht - ist ihr Ding .

Nicht, dass wir das schon wüssten, aber zumindest haben wir alle belegt, dass wir 'keinen an der Waffel' haben, sondern es sich nur um ein natürliches Persönlichkeits-merkmal unter vielen handelt, welches zu sadomasochistischen Sexualpräferenzen führen kann.


Vielleicht hilft ja diese - zugegeben sehr nüchterne - Sichtweise der TE, mit sich und ihrem Umfeld diesbezüglich Frieden zu schließen.
*smile*


Edit :

Der Masochismus soll dann nach einer anderen Theorie - welche ich jetzt nicht mehr bei der Hand habe - den Sadismus als konträres Prinzip erklären können.

Aber da ich und die TE ja eher vom devoten Ufer aus gucken, wollte ich das mal nicht mehr näher ergründen.

Wo bliebe denn dann der Reiz ? *lach*
******001:
Meine Vermutung ist, dass die TE Probleme damit hat, ihre Neigung für sich selber zu akzeptieren.
Einer der Ratschläge war "akzeptiere es, alle Deine Facetten sind ok". Was vermutlich auf die TE sogar zutrifft. Aber eben nicht zutreffen muss. Und deswegen, bei auch nur einem Modicum an Selbstreflektion, komplett nutzlos ist (würde sie denken - glauben - dass sie ok wäre, hätte sie ja nicht gepostet)
Und die interessante Frage ist doch jetzt, wo ist die Grenze zwischen "ist ok" und "so will ich aber nicht sein"?

Ist wirklich eine interessante Frage! *ja*

Die Psychologen klären sie damit, dass eine Neigung dann behandlungsbedürftig ist, wenn Leidensdruck durch sie entsteht. Oder, anders ausgedrückt: Wenn jemand unter etwas leidet, es ihm also nicht gut tut, dann sollte er es bleiben lassen. Wenn es ihm nicht gelingt, sollte man ihm hilfen damit so umzugehen, dass entweder der Leidensdruck nicht mehr da ist oder diese Neigung für ihn so unwichtig wird, dass jener Leidensdruck erträglich klein geworden ist.

Daraus ergibt sich die Frage: Ab wann ist es zu viel Leidensdruck, ab wann ist da die "rote Linie" überschritten?

Ich schrieb weiter oben, dass wenn sich die Aktion selbst, also z.B. die Session mit einem bestimmten Mann, gut anfühlt, dann sollte es ihr Mut machen und sie sich sagen können, dass etwas, das sich gut anfühlt, auch etwas Gutes ist und auch völlig in Ordnung so.

Da kommt jetzt dein zweites Argument ins Spiel, hugo99001: Ein Kinderschänder wird sich nach seiner Tat vermutlich auch voll gut fühlen. Ergo reicht das alleine nicht als Kriterium.

Weswegen es sich noch lohnt, eine zweite Frage zu stellen: "Schade ich irgend jemandem damit?"
Eine Frage, die sich Menschen dominanter Natur tatsächlich häufiger mal stellen, da sie ja rein objektiv gesehen Dinge tun, die man durchaus als "jemanden schaden" einordnen kann: Sie demütigen jemanden, schlagen ihn, erniedrigen ihn ... und, und, und.

Wo aber der Unterschied zum echten Schädigen liegt ist der Umstand, dass die Gegenseite behauptet, es würde ihr unterm Strich auch noch gut tun. Sowas. *lach*
Nein, im Ernst: Wenn es unterm Strich dieser Person tatsächlich gut tut (viele Subs werden in der Tat durch SM selbstbewusster, nicht trotz dessen), dann schadet Dom dieser ja nicht.
Darin liegt dann jetzt auch der Schlüssel hier: Wenn ihre Gelüste ihren Dom nicht in voll die Sinnkrisen stürzt, dann ist das so auch in Ordnung! Schließlich schadet sie damit niemandem mehr.

Kurz zusammengefasst kann man sagen: Es ist in Ordnung,

• wenn es dir selbst gut tut und
• wenn du niemandem der mit deiner Neigung zu tun hat, schadest.


Ich erhebe da durchaus Anspruch auf Allgemeingültigkeit, egal welcher Neigung!
Wenn eine 18jährige nun mit einem 65jährigen Doktorspiele macht und es beiden mächtig viel gibt, ist das genauso Ordnung wie wenn ein Gangbang durchgezogen wird. Wichtig dabei ist lediglich, dass sich alle (restlos alle) Beteiligten hiermit und hierdurch wohl fühlen. *ja*
*********irgit Paar
7.399 Beiträge
Hanjie, können wir dazu setzen, dass es im gegenseitigem Einvernehmen läuft?

Fällt zwar fast unter dem Gegenüber nicht schaden wollen... aber eben nur fast.
Das "gegenseitige Einvernehmen" ist zwar schön, dann kann man's auch im "Haus BDSM" einordnen, aber um es "tun zu dürfen" doch, wenn du ehrlich bist, gar nicht mal notwendig.

Gibt ja auch so stillschweigende Übereinkünfte, teils auch welche von denen beide sich dessen gar nicht bewusst sind. Wenn er beim Sex immer oben liegt und sie das ganz toll findet, dann kann das "gegenseitige Einvernehmen" verbal nie kommuniziert worden sein, falsch ist es trotzdem nicht. *zwinker*

Besser ist's natürlich wenn so ein gegenseitiges Einvernehmen zusätzlich existiert, ist ja auch meist der Fall. Aber wirklich brauchen tust du es nicht. Einer macht, der andere macht mit, dann geht's auch ohne Einvernehmenserklärung. *g*
********ne10 Frau
1.946 Beiträge
****ra:
Nicht, dass wir das schon wüssten, aber zumindest haben wir alle belegt, dass wir 'keinen an der Waffel' haben, sondern es sich nur um ein natürliches Persönlichkeits-merkmal unter vielen handelt, welches zu sadomasochistischen Sexualpräferenzen führen kann.

Leider ist das natürliche Persönlichkeitsmerkmal nicht zwingend gesetzt.

Es gibt durchaus Personen, die BDSM-Praktiken betreiben, weil sie "einen an der Waffel haben" und beispielsweise durch herbeiführen bestimmter Situationen früher erlebte Mißhandlungen wieder durchleben (wollen).

Man muss sich bezüglich Waffel oder nicht Waffel immer die Person an sich anschauen.

Achtung - Achtung - was ich damit nicht sagen wollte, dass die TE potentiell einen an der Waffel hat. Nie nicht.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Die innere Positionierung "So will ich aber nicht sein" ist durchaus ein ernst zu nehmendes Dilemma.

Ich habe das Eingangsposting nicht so drastisch verstanden. Ich habe es so interpretiert, dass die TE kürzlich erst festgestellt hat, dass Sex ihr auf diese Weise gefällt und dass sie als moderne, selbstbewusste Frau quasi Anfangsschwierigkeiten hat, wenn es darum geht, ihre Neigung in ihr Selbstbild einzuordnen.

Was ich in der Form - ich schrieb es schon - nachvollziehbar finde, auch wenn ich selbst es nicht so erlebt habe.

Ich habe nicht herausgelesen, dass sie diese Art von sexueller Neigung eigentlich ablehnt und nun schockiert ist über sich selbst und in Gefahr läuft, einen Teil ihrer eigenen Persönlichkeit dauerhaft abstoßend zu finden und abzulehnen.

Wobei ich sagen muss, dass ich auch diese Art von Mensch schon getroffen habe und nie anders konnte, als großes Mitgefühl zu empfinden. Da wurden Leute auf eine Weise sozialisiert, die Sex im Allgemeinen tabuisiert und als schmutzig bewertet und sexuell "andere" Praktiken vermutlich als Vorhof der Hölle betrachtet... und dann entdecken solche Leute, dass ihr Körper gern mag und verlangt, was ihre Ratio ablehnt. Was für ein schrecklicher Konflikt. Im schlimmsten Fall führt so etwas zu Selbstablehnung, Selbstekel, Selbsthass. Schrecklich.

Aber: in diese extreme Richtung habe ich das Eingangsposting nicht gesteckt.

Vielleicht mag die TE das richtigstellen? Sonst diskutieren wir unter Umständen an ihrer Fragestellung vorbei und das wäre doch sehr schade.

Wie auch immer es ist, ich möchte noch sagen, dass ich Ratschläge wie "akzeptiere alle Deine Facetten, denn sie sind gut" in diesem Fall nicht falsch finde. Eben weil es sich hier nicht um psychotisches Verhalten handelt sondern nur um eine sexuelle Neigung. Um etwas, das man sehr positiv leben und erleben kann, wenn man es für sich annehmen kann.
- wenn es dir selbst gut tut und
• wenn du niemandem der mit deiner Neigung zu tun hat, schadest.

So halten wir es auch mit dem Spiel.
Meine Partnerin/ Sklavin ist nach außen, vor allem im Beruf, sehr selbstbewusst und weiß, wie sie ihren Willen bekommt, aber sobald sie die Wohungstür hinter sich geschlossen hat, legt sie sich ein Lederhalsband um - immer! - auf dem ganz klar steht, dass sie mein Eigentum ist.
Und?
Schadet niemandem, tut ihr und mir gut, macht Spaß.
Wir sind noch beide neu im Bereich BDSM und leben es irgendwie 24/7 aus, aber dann eben doch nicht, denn ich will keine devote Partnerin in der Beziehung, sondern eine devote Frau im Bett. Für uns beide sind das neue Rollen und wir fragen uns oft, können wir unsere Beziehung so weiter führen, zumal wir auch noch nicht lange zusammen sind.
Bisher sind wir der Meinung, wir haben das sehr gut im Griff und machen uns gar keine Gedanken, ob das so geht, weil wir im Beruf beide dominant und selbstbewusst sind. Wir haben auch kein Problem damit, gleichberechtigt Urlaubspläne oder das Wochenende zu schmieden.
Aber es ist ganz klar, wo ihr Platz ist, wenn wir spielen oder ich zwischendurch mal eine kleine "Einheit" einbringe.
Spaß muss es machen, beiden! Der Rest ist nur dummer Kopfsalat.

Gruß
Saras_Herr
*********irgit Paar
7.399 Beiträge
Lach, hast mal wieder.... recht, hanjie.

Saras_Herr sagt aber was ganz entscheidendes:
Spaß muss es machen, beiden! Der Rest ist nur dummer Kopfsalat.


Der Rest ist wirklich dummer Kopfsalat, wenn das Erste stimmt.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Naja...

Das ist dann wohl eine Frage dessen, wie man so tickt, ob man Fragen, die man sich selbst stellt, einfach als "Kopfsalat" beiseite schiebt oder aber für sich eine Antwort möchte, bevor man weiter voran geht.
********egel Paar
2.626 Beiträge
Liebe Phoeve,

ich kenne das Problem und würde mich in der Zwischenzeit denen anschließen, die bereits geschrieben haben, dass es immer weniger Problem wird, je mehr man anfangt, die eigene Neigung zu akzeptieren.

Ich persönlich wehre mich immer gegen irgendwelche Evolutionstheorien als Erklärungsversuche (erklärt alles und nichts), genauso wenig halte ich Neigungen für grundsätzlich vererbbar (wobei ich nichts gegen fundierte Beweise hätte, da würde ich meine Meinung sogar ändern *zwinker*).

Von der Soziologie aus betrachtet, ist das, was du als Identitätsproblem beschreibst, ein ziemlich klassischer Rollenkonflikt. Dazu gibt es massenhaft Literatur, wobei mir persönlich nicht bekannt ist, ob es auch etwas in direktem Zusammenhang mit BDSM gibt (würde mich fast wundern, wenn nicht). Ich für mich habe einfach akzeptiert, dass ich in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Rollen innehabe, damit komme ich auch ganz gut klar. Dass diese Rollen auch in Widerspruch zueinander stehen können, ist dabei relativ normal.
Vermutlich hilft dir das jetzt erstmal nicht weiter, aber du wolltest ja auch Literaturtips:

Zu Rolle/Rollenverhalten/Rollenkonflikten würde ich (als Einstieg) so ziemlich alles von Erving Goffman empfehlen.
Ich habe für mich ein paar Erklärungen ziehen können aus einer Studie von Arlie Hochschildt, die sich mit Emotionsarbeit auseinandersetzt. Zwar auch kein BDSM-Zusammenhang, aber da steckt trotzdem so einiges drin, dass sich für die Situation adaptieren lässt (und es macht für eine wissenschaftliche Arbeit sogar Spaß zu lesen *zwinker*)

Sie
*********irgit Paar
7.399 Beiträge
Okay, Sina, dann lass uns das mal weiterspinnen: Die TS setzt sich also mit dem Warum, Wieso und weshalb auseinander und kommt dahinter, dass es nicht akzeptieren kann und will. Ergo stellt sie die ganze Sache ad acta. Kein BDSM mehr.

Sodele, was passiert mit der Facette ihrer Persönlickeit?
Kopfsalat
Was den Kopfsalat angeht, ist es die Frage, was es bringt, sich ständig Gedanken zu machen und zu grübeln.
Ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass es oft nichts bringt. Bei mir ging es soweit, dass ich Depressionen bekam, bzw. die Grübeleien mich nur noch weiter runtergezogen haben.
Ich will hier nicht zu viel Privates reinbringen, aber ich habe mir vor allem über Beziehungen, die ich hatte, sehr viele Gedanken gemacht und letztlich hat alles nichts gebracht. Ich kann es bis heute nicht ausschalten, ich gebe es zu. Aber ich merke, wie gut es mir geht, wenn ich mir keine oder nur sehr wenige Gedanken mache.

Ich finde, wenn man sich dann beim Sex noch Gedanken macht, ob es denn nun vereinbar ist, dass man devot im Bett und dominant im Beruf ist, dann finde ich das sehr schade, weil schließlich spielen wir doch, um Spaß zu haben und sollten es genießen.

Ich bin zum Beispiel im Moment der dominante Part in einer Beziehung und benutze meine Sub, wie es mir gefällt und weiß, dass es ihr Spaß macht.
Lange habe ich mir den Kopf zerbrochen, ob das so richtig ist. Sie ist wesentlich jünger als ich, hat sexuell die "Standarderfahrungen" aber mehr nicht. Irgendwie hat es sich dann (ziemlich schnell) ergeben, dass wir gesagt haben, wir machen eine D/S Beziehung. Ich hatte am Anfang oft Bedenken, sie auszunutzen, weil sie so jung und unerfahren ist.
Dann kamen mir dann die Gedanken, dass ich mit ihr Dinge mache, die ihr später vielleicht mal Probleme bereiten würden, wenn sie einen "normalen" Partner haben sollte (ich denke nicht, dass unsere Beziehung so schnell zu Ende ist, aber ich gehe davon aus, dass ich nicht ihr letzter Partner bin). Sie würde vermutlich nie wieder Spaß bei "normalen" Sex haben oder der Sub Teil in ihr wäre so stark, dass sie es schwer haben wird, einen Partner zu finden.

Diese Gedanken sind, rational betrachtet, Quatsch, denn ich kann nicht in die Zukunft sehen. Also lasse ich diese Gedanken, denn wir sind glücklich, so wie es ist.

Warum also Kopfsalat? Es gibt Probleme, die kann man nicht lösen, indem man viel darüber nachdenkt, denn oft dreht man sich im Kreis. Manchmal muss man die Dinge auf sich zukommen lassen, so schwer es ist.
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****us u Birgit

Da ich nicht glaube, dass es im Sinne dieses Threads ist, etwas weiterzuspinnen von dem wir nicht genau wissen ob es der Threaderstellerin hilft, ihre Frage zu beantworten, werdet Ihr sicher nicht böse sein wenn ich das hier nicht weiter ausführe.

Vielleicht nur der eine Satz: wäre es so, dann wäre sie nicht der erste oder der letzte Mensch, der einen Teil seiner selbst über lange Zeit verleugnet.

Mehr dazu gern per CM.
*******dor Mann
6.047 Beiträge
[Wo ...
... kreis(s)t die nach Selbstauskunft diskussionsaffine TE eigentlich zwischenzeitig? *floet* ]
*********irgit Paar
7.399 Beiträge
Und sie wäre auch nicht die erste, bei der sich die devote Seite auf anderen Feldern Bahn bricht.
Und sie wäre auch nicht die erste, bei der sich die devote Seite auf anderen Feldern Bahn bricht.
- Dies würde dann jedoch für eine eher von sich selbst unterdrückte Persönlichkeit sprechen.

-----

Auch wenn sich nicht alles durch Evolutionstheorien erklären lässt, halte ich es nicht für sinnvoll die naturgemäßen Seiten von Mann und Frau komplett zu ignorieren. Bekanntermaßen sorgt die Natur durch Spezialisierung für eine höhere Überlebenschance einer Art. Emanzipation sollte m.E. daher als das Schaffen der gleichen Chancen verstanden werden und dies ist nicht auf das Mann-Frau-Thema beschränkt. - Immerhin ist es in unserer Gesellschaft auch nicht ohne weiteres möglich mit dem Thema BDSM emanzipiert umzugehen und betrachtet man die Gesetze im Europäischen Umfeld, so ist dies auch schnell ersichtlich.

@****ra
Ausgehend von der Beobachtung, dass Masochisten vor allem in den gehobenen Bevölkerungsschichten zu finden seien, vermutet er, dass sie aufgrund ihres Berufes, welcher oft viel Engagement und Verantwortung fordere und in dem es eine hohe Rollenerwartung gebe, eine extrem hohe Selbstaufmerksamkeit zeigten.

Bei dieser Diplomarbeit würde ich gern mal das Beobachtungsfeld wissen. Denn das ist für mich in keinster Weise belegbar.

------
@****ve

Ich bin sicherlich nicht die einzige, die derlei Identitätsprobleme hat(te). Darum würde ich mich freuen von euch zu hören, wie ihr dieses Problem gelöst habt.

Hierin liegst Du aus meiner Erfahrung vollkommen richtig. Mir ist kein Fall bekannt in dem nicht eine gewisse Auseinandersetzung mit sich selbst und den konträren Fragestellungen einher geht. Jedoch gibt es hier viele Unterschiede im Selbstverständnis darin. Und dort ist es wie bei allem. Dem einen fällt es leichter, der andere geht einen steinigeren Weg. Daher wirst Du für dieses Problem m.E. keine Lösung ala "Das ist es" finden.

Wie bereits viele meiner Vorredner/innen anführten ist es wichtig ein Selbstverständnis dafür zu entwickeln und nicht das Augenmerk auf den augenscheinlichen Widerspruch zu legen. So nimmt z.b. Liebe einen hohen Stellenwert in der menschlichen Betrachtungsweise ein, ist aber ebenso häufig auch mit Schmerz verbunden. Aus welchem der vielfältigen Gründe auch immer.
Dennoch lassen wir diese Tatsache gern bei Seite und betrachten "sich zu verlieben" als stets erstrebenswert.
********egel Paar
2.626 Beiträge
Auf die Gefahr hin, dass das jetzt OT ist (da sich die TE aber nicht dazu äußert, schwer zu sagen)...

*******ark:
Auch wenn sich nicht alles durch Evolutionstheorien erklären lässt, halte ich es nicht für sinnvoll die naturgemäßen Seiten von Mann und Frau komplett zu ignorieren. Bekanntermaßen sorgt die Natur durch Spezialisierung für eine höhere Überlebenschance einer Art. Emanzipation sollte m.E. daher als das Schaffen der gleichen Chancen verstanden werden und dies ist nicht auf das Mann-Frau-Thema beschränkt.

Es liegt mir fern, die "naturgemäßen Seiten von Mann und Frau" zu ignorieren, ein Totschlagargument sind sie für mich allerdings nicht. Ich möchte auch Instinkte nicht verleugnen, aber dass der Erklärungsversuch hinkt, sieht man doch an der Tatsache, dass es dominante Frauen und devote Männer gibt. Aber das hat bereits jemand anders besser ausgedrückt, als mir das in meiner angriffslustigen Stimmung heute möglich ist *zwinker*.
Was die Emanzipation angeht, stimme ich übrigens absolut zu, nur leider wird Emanzipation häufig ganz anders verstanden.
Für mich persönlich ist es gerade gegenüber sich als emanzipiert verstehenden Frauen besonders emanzipiert, wenn ich zu meiner devoten Neigung stehe (denn gerade aus dieser Richtung kommt zumindest in meinem Umfeld das größte Unverständnis). Also, sagen zu können, ich unterwerfe mich gerne, auch wenn ich ansonsten durchaus "meinen Mann stehe". Nämlich einfach, weil ich es kann und darf. Schwach sein, hilflos sein, fallen lassen.

Sie
Okay, Sina, dann lass uns das mal weiterspinnen: Die TS setzt sich also mit dem Warum, Wieso und weshalb auseinander und kommt dahinter, dass es nicht akzeptieren kann und will. Ergo stellt sie die ganze Sache ad acta. Kein BDSM mehr.

Sodele, was passiert mit der Facette ihrer Persönlickeit?

Da mische ich mich mal ein, auch wenn ich nicht Sina heiße *aetsch*

Wenn sie diese aktive Entscheidung getroffen hat dass sie es nicht akzeptieren will, dann ist das doch auch völlig in Ordnung. Man muss nicht alles ausleben. Wichtig ist lediglich dass man es nicht verdrängt, sondern sich damit auseinandergesetzt hat und dann ganz bewusst sich dagegen entschieden hat, nicht weil "nicht sein darf was nicht sein darf".

Wenn jemand feststellt, dass SM ihm/ihr einfach nicht gut tut, es immer wieder zu schlechten Gefühlen kommt (und zwar nicht nur weil man den falschen Partner dafür hat, der einen schlecht behandelt), es einem einfach nicht gelingt es für sich anzunehmen, dann kann es auch eine aktive Entscheidung sein, es tatsächlich nicht für sich anzunehmen und sich stressfreiere Spielfelder zu suchen. Ist legitim, würde ich auch niemandem vorwerfen und schon gar nicht ihn/sie dafür verurteilen oder dazu drängen, es trotzdem zu probieren.

Ich opponiere nur dann wenn ich spüre, dass es dieser Person eigentlich ja doch gut tut, z.B. mittendrin. Denn dann wäre es ein Verleugnen, ein Verdrängen einer Komponente die für diese Person sehr wohl sehr wichtig ist (sonst würde es ihr nämlich nicht so gut tun). Das ginge dann schief, denn der Abdruck in der Seele davon bleibt ja, die unbewusste Erinnerung daran, etwas Schönes aufgegeben zu haben. So etwas lässt ein Unterbewusstsein nicht gerne los. Wenn überhaupt.

Nur, selbst dann, wenn sie sagt "ja, und? Ich habe mich nun einmal anders entschieden und möchte ohne weiterleben. So.", dann ist das nun einmal so.

Bei der TE allerdings kann ich es mir schwerlich vorstellen dass eine Entscheidung dagegen im Moment so sinnvoll wäre. Es ist ja der Kopf der Veto schreit, nicht der Körper. Der Körper mag es ja offenbar. Die Seele? Ja, die vielleicht ja auch.
Also gibt's wenig Gründe momentan, sich dagegen zu entscheiden.
Ich möchte gerne völlig unabhängig von Geschlechterrollen folgendes dazu sagen: Wenn ich in mir über längere Zeit eine Sehnsucht nach Unterwerfung spüre, andererseits aber ständig das Gefühl habe, dass diese Rolle mir nicht steht oder sich falsch anfühlt dann hat das meist sehr tiefe Ursachen die mit /Mann/Frau und Emanzipation recht wenig zu tun haben. Ein gutes Stichwort ist hier wie ich finde die bereits erwähnte sich selbst unterdrückende Persönlichkeitsstruktur. ( nur ein Beispiel von vielen und nicht! pauschalisierend gemeint) Ich selbst setze mich seit nunmehr mehr als einem Jahrzehnt mit diesen Mechanismen auseinander. Ob das in dem hier diskutierten Fall so sein könnte ist reine Spekulation. Allerdings finde ich es wichtig auch ab und zu mal in diese Richtung zu denken wenn diese Gedanken und inneren Kämpfe sehr massiv sind.

so long, Frau Ziffer
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