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Unterwerfung genießen: Sexuelle Identität vs. Rationalität

Unterwerfung genießen: Sexuelle Identität vs. Rationalität
Hallo Forum-Gemeinde,

Ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt. Wie ihr alle auch irgendwann mal habe ich schon vor einiger Zeit meine Leidenschaft für BDSM entdeckt. Erst wenn mein Partner und ich zu Spielen anfangen komme ich so richtig in Fahrt und ich empfinde bei unseren gemeinsamen Sessions ein Gefühl der Freiheit, welches ich in anderer Form im sexuellen Rahmen nicht erlangen konnte. So weit, so gut - eigentlich sollte es also kein Problem geben.

Leider gibt es das aber doch. Und zwar kommt mein rationales Ich nicht umhin sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum ich sexuelle Erregung aus der Unterwerfung ziehe. In meinem Alltag bin ich das komplette Gegenteil: Im aktiven politischen Engagement ist mein Leben dem Abbau von Hierarchien (insb. zwischen den Geschlechtern) verschrieben. Nun stehen mein sexuelles Verlangen und mein Selbstverständnis tagtäglich im Konflikt und finden nicht recht zueinander.

Mein Partner und ich reden viel über meine Identitätsprobleme; gelöst haben sie sich leider nicht. Auch meine bisherige Lektüre-Recherche hat mich nicht an ein befriedigendes Ziel geführt. Clichée-Erklärungen à la "Managersyndrom" scheinen mir als nicht standhaft. Ich suche nach Erklärungen von angenehmer Bettlektüre bis zu wissenschaftlichen Studien wie und warum es zu solch konträren Ausformungen von Alltags- und sexueller Identität kommt.

Ich bin sicherlich nicht die einzige, die derlei Identitätsprobleme hat(te). Darum würde ich mich freuen von euch zu hören, wie ihr dieses Problem gelöst habt. Ich warte gespannt auf eure Geschichten und freue mich natürlich auch über jeden Literaturtipp.

Beste Grüße
*******dor Mann
6.026 Beiträge
...
IMHO: Wasch mich, aber mach mich nicht nass.

Im Aufgeklärten gibt es keinen Widerspruch von Hingabe und Genderarbeit.
Eher: eine Erweiterung um eine Spielart.
Literatur von starken Frauen dazu gibt es zuhauf.

PS: eine bestandene Identitätsprüfung steigert meine Auskunftsbereitschaft.
Hallo Pheove,

warum möchtest du denn da jetzt noch haufenweise Studien wälzen? Etwa, um den Kopf noch mehr zu beschäftigen, damit du ihn dann erst gar nicht mehr abschalten kannst? *zwinker*

Ich sehe das ganz pragmatisch: Der Drang nach Unterwerfung ist in erster Linie eines, ein Gefühl. Und Gefühle sind von Natur aus häufig irrational, um Logik scheren die sich selten. Frag dich doch mal wie es mit der Liebe steht, meist kommt sie doch gerade dann um die Ecke, wenn es einem rational gesehen gerade gar nicht in den Kram passt.

Warum ist jemand schwul oder lesbisch? Warum mag man diese Musik lieber und jene nicht? Es gibt viele dieser Warums im Leben.

Sicher gibt die Wissenschaft auf deskriptivem Wege eine Antwort auf die meisten dieser Fragen, hat Erklärungsansätze parat, die auch logisch und sinnvoll klingen. Nur, und das halte ich hier für das Entscheidende, sie kann nur Grobes beleuchten, nur einen Querschnitt bilden, ganz grobe Gemeinsamkeiten finden. Individualisieren lässt sich das nicht, weil diese Gefühle so individuell sind wie wir Menschen.

Insofern wird selbst dann, wenn es jetzt kein Managersyndrom sein sollte, es niemals erschöpfend Antworten auf deine eigenen Unterwerfungsgelüste geben können. Es wird ähnlich unscharf bleiben wie die Antworten darauf, warum sich jemand genau in diese Person verliebt.

Darum empfehle ich eher, den Augenblick mittendrin bewusst laufen zu lassen und dir zu sagen, dass das Loslassen eine Eigenschaft ist, die einem nicht zu Schaden geraten kann, solange du demjenigen, der dich dabei auffängt, vertrauen kannst.

Da du das ja offensichtlich tust, kann ich nur sagen: Höre auf zu denken. Fange an zu genießen. Denn dieses Gefühl, das des Genusses, ist wie jenes der Liebe nur sehr selten im Leben erzielbar. Ist doch schön dass du etwas gefunden hast, das es freisetzt. *g*
*****n_N Mann
9.749 Beiträge
****ve:
Ich bin sicherlich nicht die einzige, die derlei Identitätsprobleme hat(te).
Nein, bist du nicht...ich denke jeder fragt sich irgendwann mal warum er so tickt. Ebenso fragt sich vermutlich auch jeder Mensch mal nach dem Sinn des Lebens.
Eine Antwort mit Allgemeingültigkeit wirst du nicht finden.

Da man sich selber gerade im Bezug auf Negativerfahrungen anders wahrnimmt und einfach die Fachkompetenz fehlt, wird das mit der psychologischen Selbstdiagnose auch nichts werden.
Da sollte man sich an einen Psychologen wenden, wenn die "Identitätsprobleme" wirkliche Probleme sind und zu einer Belastung werden.

****ve:
Darum würde ich mich freuen von euch zu hören, wie ihr dieses Problem gelöst habt.
Gar nicht, die Frage wird mit der Zeit genau so unwichtig wie die Frage nach dem Sinn des Lebens...irgendwann versucht man das beste daraus zu machen und es zu genießen.
****oie Frau
3.352 Beiträge
****ve:
Nun stehen mein sexuelles Verlangen und mein Selbstverständnis tagtäglich im Konflikt und finden nicht recht zueinander.

akzeptiere, daß du ein vielschichtiger mensch bist.

gefühle richten sich nicht nach dem, was (grad) political correct ist.

und ausserdem: du begibst dich aus eigener entscheidung - selbstbestimmt - in das szenario, daß für dich sexuell erfüllung bietet.

ich denke, der konflikt ist viel kleiner, als er dir erscheint.
********nder Mann
2.896 Beiträge
****ve:
Darum würde ich mich freuen von euch zu hören, wie ihr dieses Problem gelöst habt.

Habe ich ein Problem damit mich in unterschiedlichen Kontexten und Situationen unterschiedlich zu verhalten? Nö, eigentlich nicht. Problem gelöst.

Ich finde es sogar wichtig das zu tun. Die einfachste Trennung und Abgrenzung, allen voran nach außen ("Wie kannst du dich als emanzipierte Frau nur einem Mann unterwerfen?"), ist "Privatleben" und "Beruf" beziehungsweise - bezogen auf dein Problem -, dass du gerade weil du emanzipiert bist dich im sexuellen Kontext unterordnen kannst. Weil du es willst, es dir gefällt, gut tut, was auch immer. (Du tust es halt einfach.)

Ich glaube wer meint sich immer und überall emanzipieren zu müssen, ist nicht emanzipiert. Emanzipiert ist zumindest nach meinem Verständnis nicht das Fallen von einem Extrem ins andere, sondern in die Mitte beziehungsweise dort hin, wo man selbst gerade liegt. Emanzipation von der Emanzipation, quasi *lach* (Gilt für Männer wie für Frauen.)
****kar Paar
10 Beiträge
Hallo Pheove,

ich habe in einem anderen Kontext ziemlich viel gelesen und bin dabei letztlich auch auf die verblüffend einfache Antwort auf Dein Dilemma gestoßen - und vielleicht hilft es Dir.

Man kann das ziemlich breittreten und auf verschiedene Arten erklären - hier mal eine Kurzfassung:

Du darfst nicht vergessen, dass unsere aufgeklärte Gesellschaft extrem jung ist. Menschen gibt es schon SEHR viel länger und in der rauhen alten Zeit ging es eigentlich, wie immer in der Natur, nur um zwei Dinge: Überleben und Fortpflanzen (=> Erbgut weitergeben).
Ergo ist ein starker Mann, der die Familie beschützen kann, die perfekte Wahl. Das Erfolgsrezept für Frau ist daher die Suche nach einem starken Mann.
Diese sind eben auch dominante Männer - die Frauen, die auf dominante Männer steht, ist also im Vorteil. Es gibt sogar eine Argumentationskette, die "beweist", dass es NUR noch solche Frauen gibt *g*

Das heißt: Deine Instinkte sagen Dir was anderes, als Dein Kopf.
Da Instinkt=Bett (Ähh .. Andreaskreuz) und Kopf=Job (oder "Alltag") gilt, ist das nicht einmal ein Widerspruch.

Wir reden hier von tiefsten Instinkten - das hat nichts mit rationalem Denken zu tun. Sex - Fortpflanzung ist einer der stärksten Triebe!

Für viele (moderne) Frauen ist das zumeist ein Problem, da sie sich ihre Neigung nicht zugestehen wollen. Sexuelle Frustration, Lustlosigkeit usw. usf. ist die Folge und sie wissen meistens nicht einmal warum. (Meine Lebensgefährtin kann darüber ein Lied singen)
...und nicht zu vergessen: Gesellschaftliche Gehirnwäsche tut ihr übriges dazu.

Du bist doch schon einen riesigen Schritt weiter - Du hast die Neigung angenommen und lebst dies bereits. Mach dir das nicht durch Deine Zweifel kaputt.

Hilft Dir das weiter?

Grüße,
antuKAR
***ra Frau
523 Beiträge
ich kann es mir selber auch nur so erklären:

Da ich als " emanzipierte" Frau in dieser Zeit die Freiheit habe, meinen eigenen Weg selber zu wählen, habe ich meine Freiheit genutzt, diese Freiheit bewusst für Meinen Herrn aufzugeben.

Diese Wahlmöglichkeiten hatten Frauen der früheren Generation eben nicht, da ihnen aufgrund ihres Geschlechts eben einfach ihre Rolle aufgedrängt wurde.

Ich kann durch die Gleichberechtigung aber nun frei nach meinen Wünschen und Neigungen bewusst selber entscheiden, wie ich mich als Frau ausleben möchte, mit allen Konsequenzen und Folgen.
*****uns Mann
4.072 Beiträge
Und zwar kommt mein rationales Ich nicht umhin sich den Kopf darüber zu zerbrechen, warum ich sexuelle Erregung aus der Unterwerfung ziehe.

In meinem Alltag bin ich das komplette Gegenteil: Im aktiven politischen Engagement ist mein Leben dem Abbau von Hierarchien (insb. zwischen den Geschlechtern) verschrieben.

Nun stehen mein sexuelles Verlangen und mein Selbstverständnis tagtäglich im Konflikt und finden nicht recht zueinander.

„Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“
(Zitat John Lennon - kluger Mann;)

Die Gleichstellungspolitik ist ein uns von oben verordnetes Konzept, dessen Konstrukteure & Architektinnen die Vision beflügelt hat, uns ein Straßennetz zu schaffen auf dem für beide Geschlechter ein gleich gutes Gehen möglich ist.

Auf rationaler Ebene durchaus nachvollziehbar und verständlich.

Das blöde an asphaltierten Straßen ist nur, dass auf ihnen zwar gut gehen ist, aber das nun mal auf ihnen keine wilden Rosen wachsen an denen gut riechen ist.

Entzückenderweise fällt dem Naturfreund über kurz oder lang aber auf, das dem kleinen Löwenzahn eine asphaltierte Straße schlicht am Popo vorbeigeht; das zähe, kleine Stück bahnt sich seinen Weg selbst durch dicksten Straßenbelag.

Die Frage an Deinen Konflikt ist also lediglich, bist Du Naturfreundin genug zu akzeptieren, dass sich die Natur Deiner Sexualität immer ihren Weg nach oben bahnen wird oder überwiegt die beflissene Straßenmeisterin in Dir, für die nur eine glatte, saubere Straße eine gute Straße ist? - Der sei aber gesagt, sie kann den kleinen Löwenzahn vor sich zwar aus der Straße zuppeln, doch todsicher wird hinter ihr wieder ein neuer aus der Straße ploppen.

Deine Natur wird sich immer ihren Weg bahnen, soviel rationalen Asphalt kann es gar nicht geben, als dass sie sich ohne zu gären und Aua zu machen einschließen ließe.
******001 Mann
63 Beiträge
Wenn das mal so einfach....
Jungs, ich bin ja nicht sicher, ob der TE mit "akzeptiere einfach" wirklich geholfen ist - ich glaube, so weit war die schon.
Ich kann jedenfalls schon verstehen wenn jemand sagt, dass er Probleme damit hat, sich Tagsüber gegen die Unterdrückung der Frau durch den Mann einzusetzen - und sich dann Abends an den Wohnzimmertisch ketten zu lassen oder solange den Rohstock zu spüren, bis das Blut fließt (oder was auch immer ihr Kink ist).

Von daher fand ich Meeras Antwort gut, die noch einmal schön herausarbeitet, dass Emanzipation eben nicht bedeutet, Latzhose tragen zu müssen - sondern zwischen Latzhose und Tussi-Outfit wählen zu können.

Denn letztendlich ist es dass, was Emanzipation (meiner Meinung nach) bedeuten sollte: nicht ein Rollenklischee durch ein anderes zu ersetzen, sondern frei unter allen Klischees die Stücke wählen zu dürfen, von denen man für sich erkannt hat, dass sie am besten zu einem selber passen.

Ob die Philosophie einen allerdings rettet, wenn man tagsüber im Frauenhaus mit Gewaltopfern zu tun hat (ja, ich weiß, häusliche Gewalt hat nichts mit liebevoller BDSM Gewalt zu tun, auch wenn die blauen Flecke gleich aussehen, blabla) - ich weiß es nicht...
*******dor Mann
6.026 Beiträge
Was ...
Ich kann jedenfalls schon verstehen wenn jemand sagt, dass er Probleme damit hat, sich Tagsüber gegen die Unterdrückung der Frau durch den Mann einzusetzen - und sich dann Abends an den Wohnzimmertisch ketten zu lassen oder solange den Rohstock zu spüren, bis das Blut fließt (oder was auch immer ihr Kink ist).

... ganz konkret! - hat das eine mit dem anderen zu tun?

Das ist eines der wenigen Dinge, die mich unruhig und zornig werden lässt: für eigene kognitive Dissonanzen einen rechtfertigenden Überbau herbeizuzwingen, statt in sich selbst zu hören.
Das bringt IMHO im Gegensatz zum Vorsprecher selten mehr Freiheit. Sondern den nächsten Stereotypen.
Dass dieses "Managersyndrom" real nicht wirklich greift, hat doch auch einen konkreten Grund.

Jenen eben, dass die Realität vielschichtiger ist. Es gibt nicht den Grund für Unterwerfung. Es gibt tausende individueller Geschichten und hunderte verschiedener Gefühle. Und: Es muss gar nicht mal eine generelle, sondern kann auch eine personengebundene Unterwerfung sein. Sprich: Ich habe genau diesem Menschen gegenüber das Bedürfnis, mich ihm und seiner Macht hinzugeben.

Darum erwähnte ich weiter oben auch den Vergleich zur Liebe.
Da ist es doch letztlich genauso. Man hat rational gesehen ein Beuteschema und sagt vorher mit sprühender Energie, dass ihm/ihr genau so ein Mensch nicht ins Haus käme. Tja, und dann macht's bäääm! und auf einmal ist man in einen Kerl verliebt, der so gar nicht zu dem passt, was man sich vorher von dem perfekten Lover erträumt hat.

Deswegen habe ich in Gefühlsdingen mittlerweile nur noch eine echte Maxime: Gut ist, was sich gut anfühlt.
Fühlt man sich in der unterworfenen Rolle wohl, und sei es auch nur einem einzigen Menschen gegenüber, dann ist das so halt auch völlig in Ordnung. Da braucht es keine Fragen nach Ethik, Emanzipation oder sonstwas, dann darf man auch gerne mal seinem Bauchgefühl vertrauen und sagen "ja, tut mir gut, also ist es gut".

Ich kann das Bedürfnis, es vom Kopf her begreifen oder überhaupt greifen zu wollen, gut verstehen. Aber fühlen ist wie glauben: Man tut es, oder man tut es nicht. Ein gläubiger Christ wird einem Atheisten auch nicht vollumfänglich erklären können, warum er an Jesus glaubt. Er tut es eben einfach. Fühlt sich gut an. Also ist es für ihn (den Christen) auch gut.

"Warum ich mich unterwerfe, obwohl ich sonst so eine starke Frau bin? - Weil ich es kann!"

Dieses Können bedeutet unterm Strich auch Stärke. Denn Loslassen kostet viel Kraft. Mehr als man häufig glaubt. *ja*
******001 Mann
63 Beiträge
Logik
Was ...
Ich kann jedenfalls schon verstehen wenn jemand sagt, dass er Probleme damit hat, sich Tagsüber gegen die Unterdrückung der Frau durch den Mann einzusetzen - und sich dann Abends an den Wohnzimmertisch ketten zu lassen oder solange den Rohstock zu spüren, bis das Blut fließt (oder was auch immer ihr Kink ist).

... ganz konkret! - hat das eine mit dem anderen zu tun?
Nichts.

Verstehen kann ich es trotzdem...

--
"one can't believe impossible things."
"I daresay you haven't had much practice," said the Queen. "When I was your age, I always did it for half-an-hour a day. Why, sometimes I've believed as many as six impossible things before breakfast."

Through the Looking-Glass, and What Alice Found There, Lewis Carroll
********rten Frau
772 Beiträge
Ich habe mir gerade eben auch die Frage gestellt,
warum es einen reizt, beim Sex Schmerz und Unterwerfung zu empfinden.

Hat man vielleicht unterbewusst selbst den Gedanken, etwas Unrechtes getan und es somit verdient zu haben, bestraft zu werden?
**********mer81 Mann
113 Beiträge
Gefühlssache
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass du das mit dem Kopf lösen kannst. Es ist ja quasi ein selbst auferlegtes Vorurteil was du versuchst hier abzuschütteln. Und Vorurteile lassen sich schlecht durch das geschriebene Wort widerlegen.

Mir ging es bis vor zehn Jahren ähnlich. Ich wusste, vom Kopf her gibt es keinen Widerspruch zwischen Alltag und BDSM, aber gefühlsmäßig fühlte ich mich innerlich zerrissen.
Ich bin damals einige Jahre lang auf BDSM Stammtische gegangen, und das war - vorallem anfangs - eine enorm bereichernde Erfahrung. Es ist wirklich was anderes wenn man mit jemanden nur über BDSM chattet, oder "live" jemandem gleichgesinntes gegenüber sitzt.

Und nein, der eigene Partner ist nicht das selbe. Normalität erlernt man durch fremde Menschen, nicht durch bekannte.
********nder Mann
2.896 Beiträge
********rten:
Hat man vielleicht unterbewusst selbst den Gedanken, etwas Unrechtes getan und es somit verdient zu haben, bestraft zu werden?

Was für einen Unterschied macht es, wenn (k)ein Leidensdruck vorhanden ist?

Schmerz geht, aus eigener Erfahrung nicht immer, auch mit Endorphinen einher. (Eine natürliche Gegenreaktion des Körpers.) (Selbstgewählte) Unterwerfung sehe ich als Zeichen von Dominanz. Wenn ich mich selbst unterwerfe, kann ich auch jederzeit damit aufhören. Demzufolge wäre/ist auch das eine rein egoistische, Eigennutzen bringende Handlung. Von gewissen (Hilfs-)Konstrukten wie "Wenn ich mich unterwerfe, muss ich nicht die Entscheidung/Verantwortung übernehmen und kann mir so Dinge erlauben (lassen), die ich mir selbst nie erlauben würde." mal ganz abgesehen.

Wem's gefällt Schulter zuck (Fast wäre ich versucht so etwas wie "Selbstbewusstsein" und "aufrichtiges Überprüfen" mit reinzubringen, aber davon ausgehend wie oft ich in der Vergangenheit schon glaubte "bewusst" zu leben, ist es wohl jedes Mal nur eine (neue) Illusion *lach*)
Selbstfindung
Ich bin auch neu in dieser Sache und ich denke das wir Frauen immer mehr das sagen haben und wenn ich mich unterwerfen kann ist das tief im inneren das geborgene beschützte was ich dabei empfinde. Wir Frauen suchen immer noch nach dem Prinzen der uns den Weg ebnet. Meine Schmerzen sind Mittel zum Zweck des Lernens und keine Schlechtigkeit die raus muss. Bücher zur Selbstfindung hab ich zu genüge gelesen. Man findet nicht genau warum man so ist wie man ist.
Ich glaube nicht das einem Selbstfindungsbücher oder sonstige Reisen in die eigene Psyche wirklich eine Antwort darauf geben.

Ich bin im alltäglichen Leben ein sehr offener, direkter, selbstsicherer und vor allem Dominanter Mensch. Mich unterdrücken oder beherschen wollen, das geht gar nicht, da seh ich rot. Ich gehöre zu der Sorte die sich zwar auch an Regeln halten können und sich autoritäten unterwerfen müssen, dennoch kein Problem damit haben den Ton an zugeben oder auch mal NEIN zu sagen, egal obs gegenüber dem Chef oder sonst wem ist.

Sexuell liebe ich es von meinem Partner im heimischem Schlafzimmer beherrscht und untergeordnet zu werden.

Bei mir ist es also ebenso wie bei dir nur eben umgekehrt. Es ist aber müßig darüber zu spekulieren WARUM ich eben so ticke wie ich ticke, es ist eben das was mich ausmacht und das was ich bin. Einfach der Gegensatz der es braucht um mich in der Waage zu halten.

Vielleicht komprimiert man einfach damit die Seite die man im normalem Leben zu wenig hat, vielleicht aber auch nicht.

Das Leben und der Mensch gehen eben nicht in allen Lebenslagen den gleichen Weg.

Warum muss es zwangsweise ein wiederspruch sein, wenn man sich für die Rechte der Frau einsetzt sie aber im Bett unterdrücken will?

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Ihr habt sex, ihr lebt BDSM in eurer Weise aus und ihr fühlt euch gut dabei. Du angagierst dich und fühlst dich gut dabei. Warum umbedingt hinterfragen ob es nun gut / normal ist oder nicht das man sich gut bei etwas fühlt. Solange es legal ist fühl dich einfach gut.

Man kann nicht alles hinterfragen und auf alles Antworten bekommen und bis ins kleinste alles von allen Seiten zu hinterfragen zu diskutieren und zu erörtern, was wiederrum neue Fragen konflikte oder sonst was auslöst ist scheinbar ein neuer Trend geworden *zwinker*

Irgendwie vergisst man (da nehme ich mich auch nicht raus) das man einfach gelegendlich mal den Kopf ausschalten sollte und das Leben und sich genießen sollte, wie es ist.

Lg
Sweetie
****ra Frau
2.005 Beiträge
Eigentlich....
...ist das für mich ganz einfach :

Ich empfinde sexuelle Erregung/ Lust (fast ausschließlich) nur dann, wenn ich ein ganz bestimmtes Gefühl von "dubistderchefundsagstwoslanggeht" habe.

Und RICHTIG befriedigt bin ich eben auch nur dann, wenn er's 'mir so richtig gezeigt hat' .... egal ob beim *popp* oder innerhalb einer Session (wo sich natürlich entsprechendes Feeling luststeigernd einbringen lãsst *smile*).


So war ich schon immer - und wunderte mich jahrelang, warum ich nicht auf IHM reiten wollte und mir der Kuschel*blume**liebguck*Sex nicht reichte bzw ich mein gemeinsames Sexualleben mit erfrischendem "Kopfkino" aufpeppen musste, um das Stadium 'Brett im Bett' erfolgreich zu überwinden. *lach*

Bis ich im reifen Alter von knapp 38 Jahren zum BDSM fand (Jetzt haben wir ja GOTTSEIDANK Internet *smile*) und verstand, dass ich - innerhalb einer fundierten Toleranz - durchaus gaaaanz normal bin, keinen an der 'Waffel' hab und eben so 'gepolt' bin .... ähnlich wie Homo-/Hetereo - oder Bisexualität.
So habe ich diese Thematik recht rational für mich geklärt. <- mit Punkt ! *smile*


Als emanzipierte, im Leben stehende selbstbewusste Frau habe ich aber auch ein Bedürfnis und Recht auf ein erfülltes Sexualleben ... und wenn das eben nur so passt (warum auch immer, das begleitet mich ja schon seit den zarten ersten Phantasien einer erblühenden Zwölfjährigen....), dann will ich das auch so haben und stehe auch dazu, sowohl in der Artikulation dieses Bedürfnisses als auch dessen Umsetzungen und Verantwortlichkeiten.

Meine Selbstidentität ist seit diesem Schritt ENDLICH vollständig und komplett ... und (selbst)sicher.
Das hatte zwar einige Auswirkungen v.a. außerhalb des BDSM-Umfeldes bzw. sexuellen Kontextes, aber gab mir durchaus recht : Ich bin nun viel präsenter, selbstständiger, (selbst)reflektiver, freier und direkter - EBEN ICH - als jemals zuvor.
Aber auch gelassener, ruhiger, achtsamer und humorvoller .. da stimmig mit mir.

Dem einen gefällt's, den anderen irritiert's.

Was soll's ... auf Konventionen und Mainstream fröhlich pfeifend kann ich gut damit leben.

*stolzbin*
********iebe Mann
10.678 Beiträge
2 Seelen wohnen - ach! - in meiner Brust ...

Ich sehe es so: es braucht eine sehr starke Persönlichkeit, um wirklich bewusst und mit Hingabe sub zu sein. Das hat nichts mit kleinen Dummchen zu tun, die alleine lebensuntüchtig wären, sondern trotz oder gerade wegen der eigenen Reflektiertheit die Kontrolle abgeben zu können. Und zu genießen (warum denn nicht?), was ein andere mit dem eigenen Körper und auch der Seele macht.
Der Unterschied zeit sich IMHO, wenn das Verhältnis ins Destruktive zu kippen droht. Die sub mit einer starken Persönlichkeit findet dann wieder heraus und übernimmt die Kontrolle über sich. Das "Dummchen" (um das Klischee weiter zu strapazieren) lässt sich ausnützen, hörig machen, im Extremfall bis zur Katastrophe.

Mit Gender hat das übrigens nicht im geringsten zu tun. Es gibt auch männliche subs und weibliche Doms, na und? Und schwule und lesbische D/s-Paare. Hier treffen 2 Personen aufeinander, beide hoffentlich erwachsen und mündig. Die beide Freude daran haben, in einer bestimmten Situation, die sie gemeinsam schaffen, anders sein zu dürfen als genau gleichermaßen selbstbestimmt. Die Gewichte auf der Waage verschieben. Aber sie tun es miteinander, und damit hat sub mindestens ebenso viel Verantwortung und Engagement wie Dom. (Wer sub übrigens mit passiv verwechselt, begeht IMHO einen großen Fehler und beraubt sich 50% des Spaßes - mindestens!)

Wie ameera richtig sagt: Die Frau im 21. Jahrhundert hat dasselbe Recht auf IHRE Sexualität wie der Mann auf seine. Und wenn IHRE ist, dass sie sub ist und ihre Unterwerfung spielt (oder sagen wir, im Spiel lebt), dann hat keine kleine Alice Schwarzer im Hinterkopf was dran rumzumeckern. Das ist so, und aus!

Also, liebe TE, mach, was dir gut tut und genieße es.
Drachenliebe / Er
*******rlin Frau
2.548 Beiträge
Nun stehen mein sexuelles Verlangen und mein Selbstverständnis tagtäglich im Konflikt und finden nicht recht zueinander.

Ich denke, da hilft nur auch ein Selbstverständnis für die eigene weibliche Sexualität zu entwickeln.
Diese Facette bei sich anzunehmen, wie hier ja auch schon geschrieben wurde.
Identität durch Konformität oder Individualität
Ich kenne dieses Dilemma als Liebender, der auf Wunsch und Motiv seiner Partnerin, diese schlagen, etc. und unliebevoll behandeln soll. Da passte mein ritterliches Selbstbild nicht zu den Bedürfnissen meiner Partnerin. Gelöst hat sich dieses durch die banale Erkenntnis, dass Sexualität nur zwischen mir und dem Partner stattfindet. Und die externen Erwartungen für eine gelungene Lust zweitrangig sind und die eigenen Bedürfnisse anders, vielfältiger sind. Und mächtiger.

Als Identitätsproblem würde ich dein Dilemma nicht beschreiben. Du bist eher auf dem individuellen, non-konformistischen Weg dorthin. Nur würde ich Introvision zum Lösen deiner Konflikte nutzen. Oder in deiner Dialektik, die Topoi deines Dilemmas durch Konformität oder Individualität ersetzen.

Das ist eher die Grenzlinie entlang derer sich deine Identität (inkl. Liebe mit Aua) entwickelt.
******001 Mann
63 Beiträge
OT: Vererbung
Ach, fast hätte ich's vergessen:
in der rauhen alten Zeit ging es eigentlich, wie immer in der Natur, nur um zwei Dinge: Überleben und Fortpflanzen (=> Erbgut weitergeben).
Ergo ist ein starker Mann, der die Familie beschützen kann, die perfekte Wahl. Das Erfolgsrezept für Frau ist daher die Suche nach einem starken Mann.
Diese sind eben auch dominante Männer - die Frauen, die auf dominante Männer steht, ist also im Vorteil. Es gibt sogar eine Argumentationskette, die "beweist", dass es NUR noch solche Frauen gibt *g*
Ist das so?

Ich kenne keine solche Studie, wohl aber zwei, die ein deutlich differenzierteres Bild zeichnen (schließlich verbergen sich in jeder Frau, hormonellen Schwankungen sei dank, zwei Frauen, sozusagen Miss Jekyll und Mrs Hyde): und zwar bevorzugen Frauen (in der Masse) während des Eisprungs Conan den Barbaren (Erklärungsmuster: wegen der guten Gene), den Rest der Zeit jedoch eher ein asexuelles Weichei (Erklärungsmuster: das dann auch bei ihnen bleibt, statt seine guten Gene in der Welt zu verteilen).
Was erklären mag, warum es Männern oft so schwer fällt, den Ansprüchen einer Frau gerecht zu werden.

Da haben es die Frauen mit uns Männern doch leichter, wir wollen immer Barbie...

Wollt ich nur mal sagen, auch wenn's der TE so gar nichts helfen dürfte.
******orn Frau
378 Beiträge
Antukar schrieb
darfst nicht vergessen, dass unsere aufgeklärte Gesellschaft extrem jung ist. Menschen gibt es schon SEHR viel länger und in der rauhen alten Zeit ging es eigentlich, wie immer in der Natur, nur um zwei Dinge: Überleben und Fortpflanzen (=> Erbgut weitergeben).
Ergo ist ein starker Mann, der die Familie beschützen kann, die perfekte Wahl. Das Erfolgsrezept für Frau ist daher die Suche nach einem starken Mann.
Diese sind eben auch dominante Männer - die Frauen, die auf dominante Männer steht, ist also im Vorteil. Es gibt sogar eine Argumentationskette, die "beweist", dass es NUR noch solche Frauen gibt *g*

Erkläre das bitte mal einer dominanten Frau fies grins

Ich habe früher auch solche pseudowissenschaftlichen Erklärungsmodelle gebraucht. Meines ging noch über die menschliche Entwicklung hinaus und nahm gleich mal die ganze Tierwelt mit aufs Korn - bis mir ein selbstbewußter, alltagsdominanter Sub eröffnete, das sein Selbsterklärungsmodell genau das selbe hernimmt um seine Submissivität zu "rechtfertigen".

*nixweiss*

Vor langer Zeit kriegte ich mal auf eine "große" Frage die Antwort: "Auf die wirklich großen Fragen gibt es keine Antwort, es gibt nur die Auflösung der Frage"

Als wandelndes Paradoxon gab ich es irgendwann auf, irgendeinem Bild entsprechen zu wollen. Ich bin das. Und das. Und das. Und ja, das auch. Straight ist es nicht. Aber es ist Leben. Lebendigkeit. Einfach so. Raus aus dem Kopf, rein in die Beobachterposition.

Phoeve, wie ginge es dir denn, wenn du eine andere Frau so sehen würdest? Einerseits sich für die Gleichberechtigung engagierend und andererseits - gleichberechtigt und eigenverantwortlich - ihr Sexualtiät so auslebt, dass sie sich unterwirft?

Was macht es, wenn du dir 2 Frauen dabei vorstellst? Ist es dann anders?

Hilft es, wenn du dir bewußt machst, das letztendlich jene Person, die den submissiven Part lebt, den Rahmen vorgibt?

Liebe Grüße
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****ve

Ich kann Deine Gedanken nachvollziehen, ohne sie jedoch selbst in dieser Form gehabt zu haben oder gar als krisenhaft oder blockierend erlebt zu haben.

Ich kann mir vorstellen, dass eine Frau, die sich selbst als stark, eigenständig, emanzipiert wahrnimmt und im Alltag Wert auf eine gleichberechtigte Behandlung legt, in einen inneren Konflikt gerät, wenn sie merkt, dass sie körperlich auf eine ganz und gar konträre Behandlung im sexuellen Bereich mit Lust reagiert.

Dir erscheint das als Widerspruch und Du stellst Dir die Frage, wie Du denn nun wirklich bist.

Ich würde antworten: Du bist so UND so und das darf auch so sein.

Sex ist eine sehr körperliche, sehr archaische Angelegenheit, die sich manchmal wenig darum schert, wie wir uns gesellschaftlich sehen. Nicht nur das, manchmal kickt uns heimlich eben auch genau das, von dem wir eigentlich im restlichen Alltag annehmen, es sei nicht akzeptabel. Die Lust am Verbotenen, wenn Du so willst.

Und dann gibt es da noch etwas wichtiges, was Du wissen solltest: sehr viele devote Frauen nehmen sich durchaus nicht als schwach oder un- emanzipiert wahr. Falls Du des Englischen mächtig bist, kann ich Dir in diesem Zusammenhang die Texte von Clarisse Thorn nahelegen. Google sie einfach mal. Sie ist eine sehr kluge, sehr toughe, sehr moderne Frau, die offen über ihre devote Neigung erzählt. Sie bezeichnet sich durchaus als Feministin und Aktivistin für die Sache der Frau und wenn Du ein wenig von ihr liest, wird Dir sehr schnell klar, wieso das kein Widerspruch sein muss.

Du darfst Dich also ruhig weiter als die starke Frau wahrnehmen, die Du bist UND gleichzeitig Deine Neigung haben und leben.

Ich persönlich bin der Ansicht, dass es eine Frau Intelligenz, Stärke und Eigenständigkeit braucht, um sich bewusst und somit mit Genuss zu unterwerfen.
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