Sehr schwierig und kontrovers
Liebe Leute,
ich (er) finde es unglaublich schwer, in wenigen Sätzen eine eindeutige und präzise Stellungnahme abzugeben. Lasst es mich trotzdem versuchen:
Zunächst einmal etwas grundsätzliches. Dass es heutzutage den Frauen möglich ist abzutreiben, halte ich für einen gesellschaftlichen Fortschritt, auch wenn ich persönlich eher gegen Abtreibung bin. Ich bin gleichzeitig der Meinung, dass die konkrete Entscheidung, ob abgetrieben werden soll oder nicht, vor allem der Frau vorbehalten bleiben muss. Sicher kann man der Ansicht sein, dass der Mann ein Mitspracherecht haben soll. Dennoch liegt die Entscheidung letztlich bei der Frau. Ihr wird in der Realität ja auch traditionell die gesamte Verhütungsverantwortung aufgebürdet, obwohl es für den Mann ein leichtes wäre, einfach mal ein Gummi überzuziehen. Wenn sich also der Mann, was der Normalfall ist, nicht um Verhütung kümmert, warum soll er dann, wenn die Frau tatsächlich schwanger wird, auf einmal ein großes Mitspracherecht haben?
Sicher wird diese Ansicht auf sehr viel Gegenwind stoßen, aber seien wir doch mal ehrlich: die meisten Männer sind beim Thema Verhütung verbal tolerant, bei gleichzeitiger Verhaltensstarre. Verhütung bleibt in den meisten Fällen Frauensache.
Zur Frage, was tun, wenn die Frau beim Seitensprung oder Partnertausch oder wobei auch immer ungewollt schwanger wird:
Wenn dies beim gemeinsamen Ausleben sexueller Fantasien geschieht, frage ich mich wo das Problem liegt. Wer so tolerant ist, seine Frau mit anderen Männern schlafen zu lassen, sollte dann doch auch mit der Schwangerschaft zurecht kommen können.
Beim Seitensprung erfährt das Ganze natürlich ein kaum überschaubares Konfliktpotential. Natürlich kann man sich lang und breit über etwaige Verantwortungslosigkeit auslassen. In der konkreten Situation bringt das aber leider nichts mehr. Was passiert ist, ist nun mal passiert. Die Frage ist, wie es dann weiter geht. Was gibt es denn für Möglichkeiten?
1. heimliche Abtreibung,
2. das Kind bekommen, die Affäre beenden und dem Ehemann/Freund nichts sagen,
3. allen Beteiligten die Wahrheit sagen,
4. nur dem eigenen Mann die Wahrheit sagen,
5. nur dem anderen Mann die Wahrheit sagen.
Für welche dieser Möglichkeiten sich die Frau entscheidet, hängt vor allem, aber nicht nur, von ihrem Charakter ab.
Ich persönlich habe Verständnis für die Entscheidung, so zu tun, als wäre das Kind vom eigenen Mann. Zwar widerspricht das der allgemeinen Ansicht, dass man mit der Wahrheit am besten fährt, jedoch ist die Realität nicht ganz so einfach. Im Allgemeinen hat die Frau eine sehr berechtigte Angst vor den Konsequenzen einer solchen Offenbarung. Hintergrund sind dabei in der Regel alle Arten von Abhängigkeiten (auch finanziell). Aber das ist ein gesellschaftliches Problem, zu dem ich so viel schreiben könnte, dass es den hier gesetzten Rahmen sprengt.
Letztlich wage ich es nicht, hier einen konkreten Rat zu geben. Das hängt viel zu sehr von den speziellen Umständen ab. Gerade in solchen Fällen glaube ich auch nicht an "die einzig richtige" Lösung, denn der ehrenwerte Idealismus scheitert nun mal an der harten Wirklichkeit.
Der beste Rat, den ich geben kann ist, dass sich die Frau erst einmal die Optionen bewusst machen muss. Anschließend sollte sie sich klar machen, welche Entscheidung voraussichtlich welche Konsequenzen nach sich ziehen wird. Erst dann glaube ich ist sie in der Lage, die Möglichkeiten abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen.
Gruß und von Herzen alles Gute an all diejenigen, die in einer solch schwierigen Situation sind.
Der Mann vom Paerle