wahre schönheit...
Schönheit und Kunst...lasse sich nicht trennen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Ansicht darüber, was schön sein soll, zwar immer wieder gewandelt, aber es gibt auch das Schöne, das immerwährende Gültigkeit hat: die Büste der Nofretete, die Venus von Botticelli oder die Mona Lisa von da Vinci.
Helena galt als eine der schönsten Frauen in der Antike. Zwar provozierte ihr Aussehen den Trojanische Krieg aber selbst der kritische Dichter Homer sprach sie von aller Schuld frei, weil seiner Ansicht nach ein schöner Mensch nichts bösen wollen kann. Und selbst ihr gehörnter Ehemann Menelaos kann seine untreue Ehefrau nicht züchtigen, denn beim Anblick ihres entblößten Busens war sein bewaffneter Arm wie gelähmt.
Dabei galt im antiken Griechenland Schönheit nicht als eigenständiges Ideal. Sie war immer mit anderen Eigenschaften verbunden. Das Orakel von Delphi sagte
Das Richtigste ist das Schönste.
Das Altgriechische Wort für Schönheit "Kalon" bedeutet mehr als nur die Äußerlichkeit.
Kalon ist alles das, was uns gefällt, was Bewunderung erregt und den Blick anzieht. Doch nicht nur die sinnlich wahrnehmbaren Reize machen die Schönheit des Gegenstandes aus: Beim menschlichen Körper spielt auch die Beschaffenheit der Seele und des Charakters eine Rolle, die mehr mit dem Auge des Geistes aus dem des Körpers erfasst werden kann. So gesehen waren die Griechen die Ersten, die ein ganz-
heitliches Ideal von Schönheit hatten.
Was wir schön finden, hat mit unserer Kultur, mit dem Lebensumständen und mir unserer Erziehung zu tun. Beim Stamm der Mursi in Äthiopien schieben sich die Frauen große Tonteller in die Unterlippe, weil das ihrem Schönheitsideal entspricht.
Schönheit ...kennt viele Definitionen und noch mehr Varianten.
Der Anthrophologe Karl Grammer aus Wien erstellte die These, daß dies auch genetische Gründe hat.Wir leben seit Millionen von Jahren unter einer Diktatur der Schönheit, weil das Erscheinungsbild in der Partnerwahl immer eine Rolle gespielt hat.
So zeigt sich im Äußeren, ob der vermeintliche "Paarungspartner" gesund ist. Ein Gesicht oder ein Körper sollten keinen Extremmerkmale ausweisen. Durchschnittlichkeit und Variabilität weisen genetische Vorteile für das Immunsystem auf, jemand der durchschnittlich ist, hat im Durchschnitt auch ein besseres Immunsystem und das ist in der Biologie das wichtigste Kriterium für die Partnerwahl.
Ebenso spielt die Symmetrie für die sexuelle Selektion eine große Rolle. Zwar ändere sich das Schönheitsideal im Laufe der Zeit, doch der Wunsch nach "idealen Proportionen" besteht immer.
Wie sehr sich der Geschmack verändert sehen wir in der Kunst. Die Venus von Botticelli würde heute nicht mehr den gängigen Ideal entsprechen. Ihre Hüften sind zu breit, ihre Brüste zu klein und ihre Oberschenkel zu dick. Auch die Frauen, die Paul Rubens gemalt hat, sind für unsere heutige Zeit nicht schlank genug. Damals galten sie jedoch als der Innbegriff der Sinnlichkeit.
Aber was ist heute eigentlich schön? Die Medien liefern ihrerseits kein einheitliches Model, kein einziges Schönheitsideal mehr. Tatsächlich ist die Vielfältigkeit von dem, was als schön empfunden wird, unglaublich groß. Wir können selbst entscheiden, was wir gut finden. Und fühlen uns dabei oft überfordert. Statt selbstbewusst das herauszu-
greifen, was am besten zu uns passt, lassen wir uns immer neue Idealbilder vorgau-
keln, denen wir mit aller Kraft nacheifern möchten. Die Welt ist voller Produkte, die laut Werbung nur ein Ziel haben: unser Leben schöner zu machen.
Dabei vergessen wir völlig, darüber nachzudenken, was Schönheit für uns selbst eigentlich bedeutet. Ist es tatsächlich ein Model, das sich mit Selbstdisziplin in Größe 32 hineingehungert hat? Oder eine Schauspielerin, die immer perfekt und
jugendlich aussieht und uns weiß machen will daß ihr Aussehen das Ergebnis von viel Schlaf und Wasser trinken ist???
Natürlich wissen wir längst, daß Schönheit viel mehr bedeutet als ein gefälliges Äußeres. Die Kunst kann uns dabei eine kleine Hilfestellung geben. Sie zeigt uns über Jahrhunderte hinweg, wie viele Facetten der Schönheit es gibt.
Und die Kunst lehrt uns noch etwas anderes: Toleranz. Bei einem Gang durch ein Museum sehen wir Bilder von Frauen mit kleinen Brüsten, gerundeten Bäuchlein, Frauen mit wunderschönen Augen, markanten Gesichtszügen, großen und kleinen Nasen, schmalen und vollen Lippen.. Jede von ihnen hat ihren ganz eigenen Reiz. Jede gilt als schön.
Und genau diese Toleranz können wir auch uns selbst gegenüber lernen. Vielleicht finden wir unsere Nase zu groß, die Augen haben Schlupflider, die Oberschenkel sind zu dick, die Haare zu dünn...wie sehr ist uns dieser kritische Blick in Fleisch und Blut übergegangen! Komplimente von Freundinnen schenken wir keinen Glauben, denn wir kennen unsere Makel doch viel zu gut. Doch mit dieser Lebenseinstellung bleibt uns die eigene Schönheit leider verborgen.
Erst wenn wir uns so annehmen, wie wir sind, wenn wir unser Inneres mit unserem Äußeren in Balance bringen, wenn wir auch unser "scheinbaren" Fehler mit einem liebenden Auge betrachten, werden wir uns schön fühlen.
Denn wie sagt mein Lieblingsphilosoph Khalil Gibran
Die wahre Schönheit manifestiert sich in den Strahlen, die aus dem Allerheiligsten der Seele dringt.