Ein sehr interessantes Thema und, wie ich sehe, wurden auch schon einige, großteils großartige, Posts abgegeben. Da das Thema sich in seinem Laufe, naturgemäss, in sämtlich erdenkliche Richtungen verzweigt hat, bringe ich hier jetzt nur meinen persönlichen Blickwinkel ein, der sich zwar grossteils mit einigem hier gesagten bereits deckt, aber dennoch zu ein paar Dingen noch eine Anmerkung hinterlässt... Auf gewisse Dinge, wie die Kinderproblemaitik nehme ich allerdings mangels Erfahrung, und ehrlich gesagt auch mangels Interesse, mal keine Rücksicht, habe ich auch gar nicht die "Legitimation" zu.
Ehrlich gesagt, habe ich mir nie wirklich Gedanken darum gemacht ob ich bedingt, oder bedingungslos liebe, weil es mir auch - eigentlich - schnurzpiepegal war. Ich wusste, dass ich meinen Partner liebe, abgöttisch, mit all seinen Vorzügen, aber auch all seinen Fehlern, die mich manchmal zur Weißglut bringen, oder die ich stillschweigend belächele. Ich liebe ihn und PUNKT. Diese Liebe fühle ich jeden Tag aufs Neue, sie ist immer bei mir, gibt mir immer wieder Kraft. Daran muss ich mich nicht erinnern, das weiss ich, ob er nun da ist, oder nicht, ob wir zusammen lachen oder ich ihn anbrülle.
Mit dieser Liebe bin ich
immer glücklich.
Nicht jedoch immer in der Beziehung. Die hat, wie alles andere im Leben auch, ihre Höhen und Tiefen. Auch wir haben in den 2 1/2 Jahren unserer Beziehung ( auch wenn viele diese "kurze" Zeit jetzt belächeln werden ) schon einige deftige Streitereien gehabt, vor 1 1/2 Jahren standen wir fast vor dem "Aus". Ich hätte ihn auf den Mond schiessen können, fühlte mich verraten und verkauft, hatte eine Mordswut und war ebenso enttäuscht und verzweifelt, dennoch wusste ich auch da immer noch ganz deutlich, dass ich ihn liebe.
Hier ist also die deutliche Trennung, in meinem Fall, ganz klar erkennbar gewesen, von Liebe und Beziehung, die Cerberus richtigerweise für eine Grundvorraussetzung hält, die jedoch, wie ich immer erstaunter, immer mehr feststelle, zu einer deutlichen Ausnahme wird.
Wenn ich meine Erfahrungen Revue passieren lasse, Gespräche mit Freunden und Bekannten Revue reflektiere, trifft grossteils genau das zu, was hier bereits bemängelt wurde: Liebe und Beziehung verschmelzen zu sehr miteinander, aus der Mücke wird ein Elefant gemacht, Missstände in der Beziehung werden auf mangelnde Liebe zurückgeführt. Meines Erachtens der falsche Ansatz.
Nehmen wir mal ein einfaches Beispiel: Frau X beschwert sich, dass ihr Mann ihr lange keine Blumen mehr mitgebracht hat, oder ihr seltener sagt, wie hübsch sie sei. Dies führt bei ihr zu Frust. Woran zweifelt sie zuerst? An der gesamten Beziehung, weil er sie ja nicht mehr lieben kann, wenn er ihr nicht täglich drei Mal sagt, was sie für ein faszinierendes Wesen sei und dazu mir Blumen und Konfekt gespickt vor ihr steht.
Oder der Mann, der 10 kg zu genommen hat... Liebe ich ihn dann nicht mehr, oder ist es nicht viel mehr so, dass ich vielleicht weniger Lust auf Sex habe und daran höchstwahrscheinlich auch die Beziehung leiden wird? Und dennoch ist die Liebe zu ihm genau so da, wie mit den 10kg weniger? ich denke letzteres trifft es eher, jedenfalls meine Meinung.
Somit muss ich an der Liebe auch nicht arbeiten, die ist einfach da, ohne jede Bedingung, schliesslich sehe ich nicht irgendeinen potentiellen Partner auf der Strasse und denke mir: "Hach, da arbeite ich mal dran, dass sich für ihn ein Gefühl namens Liebe entwickelt, weil er in mein Schema passen würde und so ja ganz nett ist." Nein, oftmals kommt die Liebe sogar vollkommen unerwartet, echte Liebe aber auf jeden Fall ohne unser zutun. Sie stellt sich mit der Zeit, bei der berühmten Liebe-auf-den-ersten-Blick sogar blitzartig, ein und wird dann, im besten Falle von uns bemerkt. Und dabei sind die Rahmenbedingungen egal.
Ebenso in der Beziehung. Da ist die Liebe, ungeachtet der Rahmenbedingungen, auch allgegenwärtig (Nicht umsonst heisst es wahrscheinlich in der Kirche: Wirst du sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten? - Warum fragen sie eigentlich nach lieben? Warum nicht nach: Wirst du dich nicht scheiden lassen, egal ob gute oder schlechte Zeiten?! Sollte die Kirche unserem Denken hier etwa schon einen Schritt vorraus sein?!), sie ist aber kein Garant für das Bestehen und Gelingen und das Glücklichsein in der Beziehung, dieses Bestehen und glücklich sein und gelingen, ist, jedenfalls zumeist, mit harter Arbeit verbunden. Liebe sollte, und das ist wünschenswert, die Basis sein, aber nicht mehr und nicht weniger. Bei Problemen also bitte an der Beziehung arbeiten, mit den altbekannten Methoden, Problem erörtern, besprechen und gemeinsam einen Konsenz finden, aber nicht an der Liebe, denn die ist ohnehin vorhanden und eine, für meinen Teil, nicht beeinflussbare Kraft. Ganz anders als die Beziehung, die sollte gepflegt und gehegt werden wie ein Augapfel um das Bestehen (z.B. im Alltag zu gewährleisten).
Somit stimme ich, mal wieder episch ausgeführt, vollkommen damit überein, dass Beziehung und Liebe zwar unter Umständen miteinander verbunden sind, aber zwei grundeigenständige Variablen sind, die keinen Einfluss aufeinander haben. Vorhandene Liebe ist ja z.B. auch kein Garant für eine Beziehung, Stichwort "unerwiederte Liebe".
Um nun aber nochmal auf die bedingungslose Liebe zurück zu kommen, und den Zusammenhang dieser mit oben angesprochener Thematik...
Ich fürchte ich muss der guten Cerberus auch hier mal wieder recht geben. Bedingungslose Liebe kann nie erreicht werden, wenn ich Liebe und Beziehung miteinander vermenge.
Denn Bedingungen an die Beziehung hat jeder (wer jetzt hier "Nein" sagt, dem werfe ich ungelesen vor zu lügen oder ein ganz seltenes Exemplar zu sein). Die weitverbreiteten Bedingungen der Treue und Ehrlichkeit zum Beispiel, der häufig bei Frauen beobachteten, jedoch nie ausgesprochene, Bedingung Bestätigung durch den Partner zu erlangen usw. All das zeugt, bei der Betrachtung von Liebe und Beziehung in einem Topf, nicht von einer bedingungslosen Liebe. Jedoch unter Umständen sehr wohl, wenn ich die beiden Dinge auseinander dividiere.
Ich bleibe jetzt mal beim Beispiel Untreue, zu dem Lustbaer etwas entscheidendes gesagt hat, das mir bei näherem Betrachten und darüber nachdenken verdeutlicht hat, dass ich sehr wohl bedingungslos liebe, auch, wenn ich mir vorher, wie gesagt keine Gedanken darum gemacht habe.
Was kann ich denn verflixt nochmal dafür, das so viele Menschen (einschl. einer bestimmten Frau) am Sex fest machen, ob man jemanden liebt oder nicht und damit drohen einen zu verlassen, weil man Sex mit anderen hat(te)...
Das hat mit dem damit einhergehenden Vertrauensbuch nunmal gar nix zu tun... zum dem würde es nicht kommen, ohne dieses ggrrrhhhh engstirnige
(sorry ich wollte damit niemandem zu nahe treten) Denken in solchen Mustern... würde man das wohl verheimlichen wenn die Formel lauten würde? Meine erren das kann doch mal vorkommen, davon geht die Welt nicht unter, das ist nicht so wichtig, solange man ansonsten füreinander da ist... ich denke nein...
Ich möchte jetzt hier nicht die Lustbaeren - Problematik aufwärmen, bitte auch nicht so verstehen, denn das würde diesen Thread nur zerstören, aber es ist für mich ein entscheidender Punkt, wo ich dem Lustbaeren entschieden widersprechen muss.
Auch ich verlange in meiner Beziehung absolute Treue und würde - wahrscheinlich - eine Beziehung sofort beenden, wenn mein Partner sich daran nicht hält. Dennoch beanspruche ich es, nach neuesten Erkenntnissen, für mich zu sagen "Ich liebe bedingungslos".
Diesen Anspruch "Treue" knüpfe ich nämlich an die Beziehung und deren Gelingen, nicht jedoch an mein Gefühl der Liebe.
Auch ich bin schon betrogen worden, habe die Beziehung beendet, weil ich nicht mehr vertrauen konnte, weil zu vieles schlicht kaputt war und nicht mehr zu reparieren. Dennoch habe ich meinen (Ex)Partner auch nach diesem Schlussstrich noch geliebt, sehr sogar, mir ging es hundsmiserabel elend, weil dieses Gefühl nicht weggehen wollte und es mir so schwer machte über das Ende der Beziehung hin weg zu kommen, weil es mir unmöglich war zu wissen ihn nie wieder nahe bei mir haben zu können, ihn zu riechen.
Meine Bedingung "Treue" war somit nicht an meine Liebe gekoppelt, sehr wohl jedoch an meine Beziehung. Und die Konsequenz "Aus" galt auch nur für letzteres, die Gefühle für ihn habe ich auch Monate später noch gefühlt.
Somit denke ich, kann man auch nicht pauschal sagen, dass bedingungslose Liebe eine glückliche Beziehung garantiert, dafür ist ein harmonisches Zusammenspiel mit den abgesteckten (Rahmen-)Bedingungen viel zu unabdingbar. Aber sie wird vielen kleinen Problemen mit Sicherheit von vornherein den Wind aus den Segeln nehmen, weil man sich der Liebe dennoch sicher sein kann und diese nicht bei jedem kleinen Mückenfurz in Frage stellt und somit die komplette Basis einer Beziehung anzweifelt.
Was ich mich allerdings dennoch frage ist folgendes...
Nehmen wir mal an, ich bin unglücklich in meiner Beziehung, und das schon lange, aus driftigen Gründen, kann es dann nicht sein, selbst wenn ich bedingungslos liebe, dass dann mit der Zeit auch die Gefühle weniger werden, sich abschwächen?
Ich denke, möglich ist es. Wenn ich unglücklich bin und über lange Zeit sehe, dass sich nichts ändert, wird sich irgendwann soviel Frust aufgebaut haben, dass er meine positiven Gfühle, die Liebe, überlagert und deren ursprünglichen Platz einnimmt. Egal, ob ich nun bedingt oder unbedingt liebe. Jeder Mensch hat wahrscheinlich einen natürlichen Mechanismus, der ihn vor Enttäusvhungen und Verletzungen schützt, so denke ich, und dieser Mechanismus wird irgendwann unsere positiven Gefühle überlagern und verdrängen, wenn ich unglücklich bin und zu viele zu große Probleme da sind, die ich nicht ertragen kann.
Kann ich also tatsächlich einen Partner lieben, der mich unglücklich macht?
Behauptet wird dies ja oft, sehen wir alleine mal die Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden und dennoch behaupten, ihn zu lieben. Ist das nicht viel mehr Abhängigkeit?!
Kann man also trotz unbedingter Liebe sagen, dass auch diese irgendwann einmal ihre "Toleranzgranze" erreicht hat?