Mut ignoriert die Warnung der Angst
Auch wenn hier aphoristisch gesagt wurde, Mut sei zuweilen lediglich Uninformiertheit oder schlicht dumm, so glaube ich, dass Mut extrem wichtig ist, für jeden einzelnen.
Mut ist für mich eine Balanceleistung zwischen der Vereinnahmung (samt Lähmung) durch Angst auf der einen Seite, und dem Ignorieren der Warnung durch die Angst auf der anderen Seite.
Angst soll warnen. Geh keinen Schritt weiter, sonst stürzt du die Klippe hinab in den Tod. Ohne Angst gäbe es ständig Tote oder Schwerverletzte. Man sollte auf sie hören.
Auf der anderen Seite bin ich in meinem Handeln gelähmt, wenn ich auf all meine Ängste höre: Mach den Brief nicht auf, es könnte eine kontenbedrohende Rechnung drin sein. Fahre nicht zur Arbeit, es könnte ein tödlicher Verkehrsunfall passieren. Man sollte nicht auf die Angst hören.
Angst ist eben undifferenziert und nicht wirklich intelligent. Mal ist die Warnung die Rettung, mal ist sie Blödsinn und blockiert alles. Mut ist daher für mich der richtige Umgang mit Angst: Mut hört der Angst zu, setzt sich ihr aus und entscheidet erst *dann*, ob ich die Warnung ernst nehme oder mich über sie hinwegsetze.
Ohne Mut sind wir zu nichts fähig. Zumindest soweit wir zur Angst fähig sind. Wer keine Angst verspürt, benötigt auch keinen Mut. Wer keine Angst verspürt, hat kein funktionierendes Alarmsystem, das ihn schützt. Darum wünsche ich mir meine Angst lieber nicht fort, sondern lebe sie, wach und bewusst. Und lasse mich nicht von ihr steuern.
Schöne Beispiele von DarkWishes: Verlustangst, Angst vor Verlust der Achtung der Umwelt, Angst vorm Gefressenwerden. Nichts davon war bei ihr real. Sie hat sich den Ängsten ausgesetzt und entschieden: Ich schlage die als wenig realistisch erkannte Warnung in den Wind. Das ist Mut.