Meine Erfahrung dazu ist, dass Männer mit Worten weniger geschickt sind als Frauen und deswegen oft Angst davor haben, von Frauen mit Worten an die Wand gedrängt zu werden. Deswegen, gerade weil sie die Frau lieben, gehen sie Diskussionen aus dem Weg und tun lieber etwas - z.B. jeden Tag zur Arbeit gehen, damit die Frau es gut hat.
Ich habe festgestellt, dass Männer viel gesprächsbereiter werden, wenn Frau versucht, sie zu verstehen und ihnen zuzuhören - statt selber zu reden und zuhören zu erwarten.
Das ist für eine Frau natürlich erst mal schwierig, wenn sich in ihr so viel angestaut hat, was sie gerne sagen würde. Vor allem, weil Männer eben auch diesen wunderbaren Stolz besitzen, den wir so oft an ihnen bewundern und lieben - aber der es ihnen zusätzlich erschwert, im Gespräch zuzugeben, dass sie sich verbal ihrer Frau nicht gewachsen fühlen oder dass sie ihre Gefühle und Bedürfnisse nicht so gut verbalisieren können.
Frau kann dann entweder "Recht behalten" - oder versuchen, Schritt für Schritt verbal und nonverbal, mit viel Geduld, dem Mann vermitteln, dass sie ihn ernst nimmt und zu verstehen versucht. Früher oder später wird der Mann ihr dann glauben (je nachdem, wie oft sie ihm vorher über den Mund gefahren ist). Und da Respekt oft Gegenrespekt bewirkt, kann es gut sein, dass er ihr (nach der Phase der neuen Konflikte, weil die Frau das Muster ändert und das für beide verunsichernd wirkt) auch neuen Respekt entgegenbringt und sie auch endlich ernst nimmt.
Da die Frau in Kommunikationsdingen allerdings geschickter ist als der Mann (jedenfalls fast immer) finde ich, dass es auch die Aufgabe der Frau ist, ihre Bedürfnisse dann so zu verpacken, dass der Mann sie leichter aufnehmen kann. Also kein endloser Wortschwall, sondern vorher selbst gut überlegen, mit Freundinnen beraten - und dann ein kurzes, knackiges Problem und eine kurze, knackige Lösung präsentieren.
Z.B. "Schatz, ich benötige deine Hilfe, denn ich bin unglücklich und will wieder glücklich werden. Ich merke, dass wir häufig miteinaner schweigen. Ich wünsche mir stattdessen, dass wir gemeinsam essen gehen und uns einfach ein bisschen unterhalten. Smalltalk, Gott und die Welt - einfach Worte. Denn ich ticke so. Ich brauche es, dass wir reden, damit ich glücklich bin."
Frauen neigen dazu, in solchen Gesprächen furchtbar viel herumzuanalysieren, vielleicht gar die Kindheit des Mannes mit ins Spiel zu bringen, in der er nicht gelernt hat, sich vernünftig zu artikulieren. Stattdessen eine einfache und klare Forderung, die nicht überfordert (Essengehen und Smalltalk, damit Frau glücklich ist und die Liebe des Mannes spürt) kann Wunder wirken.
Und dann hat man einen Fuß in der Tür, lässt ihn eine Woche in Ruhe und versucht es ein zweites Mal :). Bei den wirklich wichtigen Dingen lohnt es sich, Geduld zu haben.